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NRZ: Freundschaften besser pflegen - ein Kommentar von JAN JESSEN

Essen (ots)

Es wird wohl auch ein wenig Wehmut beim Deutschlandbesuch von Barack Obama dabei sein, dem fünften und voraussichtlich letzten in seiner Zeit als US-Präsident. Kanzlerin Angela Merkel hat mit keinem verbündeten Staats- oder Regierungschef länger zusammengearbeitet als mit ihm. Aus einer anfangs eher frostigen Beziehung hat sich im Laufe der Jahre eine entwickelt, die vielleicht nicht herzlich ist, aber von gegenseitigem, ehrlichem Respekt gekennzeichnet. Deutschland ist für die USA unter Obama zum wichtigsten Partner in Europa geworden, die Briten werden vor dem Hintergrund der Brexit-Debatte in Washington zunehmend kritisch gesehen, die Franzosen gelten als führungslos. Die USA brauchen die EU, nicht nur als Handelspartnerin, sondern auch als Bollwerk gegen das Russland Putins; Angela Merkel gilt ihnen als diejenige, die die Union in zunehmend schwierigen Zeiten zusammenhält und als Mittlerin zu Moskau. Nicht zuletzt wird Deutschlands Rolle beim Zustandekommen des Atomdeals mit dem Iran in Washington sehr positiv bewertet. Während aber in den vergangenen Jahren Kanzlerin und Präsident zueinander gefunden haben, hat sich das ohnehin von einer gewissen Hassliebe geprägte Verhältnis der Deutschen zu Amerika weiter abgekühlt. Obama hat nicht die großen, nahzu romantischen Erwartungen erfüllen können, die einst in ihn gesetzt wurden, die skrupellose Ausspähung durch US-Geheimdienste hat viel Wut ausgelöst, gegen das geplante und geheimniskrämerische Handelsabkommen TTIP wird der Protest immer größer und breiter. Der Pragmatismus, mit dem die USA Freunde aussuchen und behandeln, macht es zunehmend schwierig, das wertebasierte Fundament der transatlantischen Beziehung zu vermitteln. Der Eindruck vieler Bürger verfestigt sich, dass es dabei doch nur primär um geopolitische und wirtschaftliche Interessen geht, die wie im Falle von TTIP nur einigen wenigen zu dienen scheinen. Freundschaften zwischen Völkern werden nicht nur durch die Beziehungen zwischen ihren Eliten getragen - sondern vor allem durch die Einstellung der Bürgerinnen und Bürger zueinander. Die Freundschaft mit den USA muss besser gepflegt und rücksichtsvoller erklärt, der gemeinsame Wertekanon deutlicher herausgearbeitet werden. Denn so viel berechtigte Kritik es auch am robusten Gebahren der USA geben mag, so wäre es doch fatal, wenn sich die Deutschen aus Trotz und enttäuschter Liebe emotional autokratisch regierten Ländern wie Russland zuwenden würden, wie es jetzt schon an den linken und rechten Rändern der Gesellschaft geschieht.

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