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WAZ: Daimler kehrt zurück zum Selbst Schwäbische Tugenden - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Endlich ist Daimler Chrysler los und womöglich
machen die Stuttgarter jetzt das, was sie mal am besten konnten: 
sehr, sehr gute Autos bauen, vielleicht die besten der Welt. 
Angesichts der Erfolge von Audi und BMW und Toyota, ist es für die 
Schwaben allerhöchste Zeit.
Einstweilen ist der Nachweis gelungen, dass man aus dem 
Sindelfinger "Bullshit castle", wie Ex-Vorstandschef Schrempp über 
die Trutzburg-Zentrale lästerte, eine Welt AG nicht steuern kann. 
Wobei gar nicht einmal klar ist, ob diese nunmehr gescheiterte Vision
aus Größenwahn erfunden wurde oder aus Angst. Angst, gefressen zu 
werden. Wahn, dann eben selber zu fressen, und zwar so ungefähr den 
Rest der Welt.
Festzuhalten bleibt weiter, dass Daimler mit seinen Managern in 
den letzten 20 Jahren unterm Strich kein Glück hatte. Reuter hatte 
den großen Namen, Schrempp ein Charisma aus Weltläufigkeit, großen 
Zigarren und schwerem Rotwein. Die Firma nach vorne gebracht haben 
beide Männer nicht. Im Gegenteil: Die Zukäufe brachten erst kein 
Glück und dann auch noch Pech. Reuters "integrierter 
Technologie-Konzern" ging genauso über den Neckar wie Schrempps "Welt
AG". Eine glückliche Hand wird man auch den Aufsehern der Firma nicht
bescheinigen können. Die Aufsichtsräte, reichlich viele Bankleute aus
der silbergrauen Luxusklasse, haben an der Strategie der 
Vorstandschefs mehr oder weniger kritiklos mitgewerkelt. Eine 
traurige Gesamtbilanz jedenfalls für die Lenker eines deutschen 
Vorzeige-Unternehmens.
Und auch das wäre eine schöne Überschrift: Markt schlägt Manager.
Wie oft und wie lange haben die Stuttgarter Firmenlenker geglaubt, 
sie wären schlauer als ein Autokäufer in Massachusetts oder Denver? 
Wie oft hat Schrempp über diese seltsamen Kunden gespottet, denen ein
Tassenhalter aus amerikanischem Plastik wichtiger war als eine 
Nockenwelle aus deutschem Stahl?
An sich sind Visionen nichts Schlechtes. Sie bergen allerdings 
die Gefahr, dass man die Rationalität aus dem Auge verliert, die 
Spielregeln von Versuch und Irrtum außer Kraft setzt. Dass man die 
Vision so groß werden lässt, dass sie den Verstand zum Kleingeist 
macht. Wer sich von Visionen mitreißen lässt, verliert auf der 
Strecke seine Kritikfähigkeit. Und wer die Großartigkeit einer Vision
gar noch zum Nachweis der eigenen, höchst persönlichen Großartigkeit 
nutzen will, mag den Himmel erobern, wird aber die Erde verlieren. 
Wie wäre es also mit der Rückkehr zur Schwaben-Tugend: Schaffe, 
schaffe, Autos baue.

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Rückfragen bitte an:
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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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