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WAZ: Der erste schwarze Präsident - Die Generation Obama - Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Barack Obamas Sieg war am Ende keine Überraschung
mehr; eine Sensation bleibt er dennoch. Man muss gedanklich nur ein 
paar Schritte zurückgehen, um die historische Tragweite dieser 
Wahlnacht zu begreifen: Es ist gar nicht lange her, dass man diesen 
Sieg schlichtweg für unmöglich hielt. Das galt in den USA selbst, 
aber auch rund um die Welt.
Jetzt also ist es doch geschehen, das Unerwartete, das Unerhörte,
der historische Durchbruch: Knapp 150 Jahre nach dem Ende der 
Sklaverei bekommen die Vereinigten Staaten ihren ersten schwarzen 
Präsidenten. Nichts hörte man unter den Schwarzen in der Wahlnacht in
Chicago so häufig wie diesen Satz: "Ich habe nie gedacht, dass ich 
das noch erleben würde." Viele Schwarze haben sich ihrer Eltern und 
Großeltern erinnert, die die brutalsten Formen der Diskriminierung 
noch erlebt haben. Obama ist der erste schwarze Präsident, aber er 
hat seinen Sieg nicht den Schwarzen, sondern einer breiten, neuen 
Koalition zu verdanken, die er klug zusammengeführt hat: junge 
Idealisten, frustrierte Konservative am Ende der Ära Bush, überhaupt 
die vielen Politikverdrossenen in den USA, die notorischen 
Nichtwähler und die politisch heimatlosen Linken.
Die Bewegung, die ihn trägt, die "Generation Obama", hat er 
selbst geschaffen - zum geringsten Teil mit kluger Programmatik, zum 
größten Teil mit überzeugender Rhetorik. Genau das ist die 
Herausforderung, vor der Obama nun steht: Er muss Hoffnungen 
erfüllen, die er selbst geweckt hat, bisweilen maßlose Hoffnungen auf
eine bessere, gerechtere Welt, das Ende aller Klassen- und 
Rassengegensätze, Frieden und soziale Gerechtigkeit. Obama, der 
revolutionäre Politikertyp, war darin ein enttäuschend 
konventioneller Wahlkämpfer: Er hat allen alles versprochen.
Das wird nun zum Problem. Denn die Voraussetzungen der 
Obama-Präsidentschaft sind ungünstiger, als man meinen könnte: Die 
Obama-Euphorie in den USA geht einher mit einer tiefgreifenden 
Verunsicherung, die aus vielen Quellen gespeist wird. Die Kriege im 
Irak und in Afghanistan spielen eine Rolle, die Terrorangst, aber 
auch die Wirtschafts- und Finanzkrise, nicht zuletzt die Umwälzungen 
der Globalisierung. Obama übernimmt ein im Innern gespaltenes Land, 
das von Rechts-Links-Konflikten oftmals fast zerrissen wird, und 
soziale Spannungen kennt, wie sie in Europa unvorstellbar wären. Die 
Aufgabe, vor der er steht, ist noch größer als die historische 
Herkulesleistung, die er mit seinem Wahlsieg gerade vollbracht hat.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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