Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Kabinett billigt Haushalt 2009 - Viel Glück, kaum Anstrengung. Leitartikel von Andreas Abs

Essen (ots)

Peer Steinbrück hat ordentliche Arbeit abgeliefert.
Der Haushalt 2009 bleibt im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung,
die 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorsieht. Das war nicht 
selbstverständlich. Wir erinnern uns: Lauthals hatten einige Minister
kräftige Zuschläge für ihre Etats gefordert - als gäbe es die 
Verabredung in der Großen Koalition nicht mehr, dass bald Schluss mit
dem Schuldenmachen sein muss.
Geschickt hatte der Bundesfinanzminister deshalb vor einigen 
Wochen einen wuchtigen Theaterdonner inszeniert. Falls keine Einsicht
bei den Ministern einkehre, kündigte er an, werde er deren Haushalte 
in Eigenregie aufstellen. Diese Drohung wirkte, auch weil die 
Kanzlerin Steinbrück unterstützte. Der Haushalt 2009 ist aber leider 
doch nicht mehr als ein wichtiger Schritt in Richtung auf einen 
ausgeglichenen Haushalt. Denn immer noch plant Steinbrück trotz der 
sprudelnden Steuerquellen für das nächste Jahr mehr als zehn 
Milliarden Euro neuer Schulden ein - nur 1,4 Milliarden Euro weniger 
als in diesem Jahr. Grund sind zahlreiche politische Wohltaten, die 
im Einzelnen gut begründet sein mögen wie höheres Wohngeld oder mehr 
Bafög.
Die Koalition hätte aber die Gunst der Stunde schon jetzt für den
Haushaltsausgleich nutzen können. Erst 2012 peilt Steinbrück einen 
wirklich ausgeglichenen Haushalt ein, ohne Schulden und ohne Verkauf 
von Tafelsilber. Das ist ein bisschen so, als würde ein Süchtiger 
sagen: Ja, morgen, da höre ich auf mit dem Schnaps. Mal sehen.
Wenn sich Steinbrück jetzt schon als der Zampano der 
Finanzpolitik aufführt, so ist das nur insoweit berechtigt, als er 
erfolgreich noch höhere Mehrausgaben verhindert hat. Dafür verdient 
er Lob. Früher wäre die Politik bei soviel Mehreinnahmen in die 
Vollen gegangen. Gespart aber hat Steinbrück bis auf Kleckerbeträge 
gar nichts. Er hat einfach nur unverschämt viel Glück gehabt.
Diese Feststellung ist wichtig beim Blick in die Zukunft. Denn 
damit steht der Test auf den Sparwillen der Koalition noch aus. Der 
könnte auf Grund des Ölpreis-Schocks und der abflauenden Konjunktur 
im Wahljahr 2009 unerwartet deutlich ausfallen. Erst im kommenden 
Jahr wird sich zeigen, ob die Große Koalition wirklich vom Irrglauben
abgelassen hat, dass nur derjenige, der viel Geld verteilt, gute 
Politik vertritt. Sehr hilfreich wäre es, wenn sich die Politiker 
verpflichten würden, wie bei der Föderalismus-Reform geplant, nur 
noch in echten Not-Zeiten Schulden aufzunehmen.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 02.07.2008 – 20:20

    WAZ: Rückkehr aus China. Kommentar von Thomas Wels

    Essen (ots) - Die Karawane zieht weiter, zuweilen aber kehrt sie einfach um und auf dem selben Weg zurück, den sie gekommen ist. Künftig also schneidern wieder Steiff-Mitarbeiter in Giengen an der Brenz Teddys und anderes qualitätsvolles Kuschelgetier. Wie Steiff hat schon eine große Zahl anderer Unternehmen den Rückzug angetreten, weil sie China und das alleinige Starren auf die Lohnkosten als Irrweg erkannt ...

  • 02.07.2008 – 20:19

    WAZ: Von Klinsmann und Klopp. Kommentar von Hans-Josef Justen

    Essen (ots) - Zwei Trainer im Fokus der Öffentlichkeit: Jürgen Klinsmann, der Neue in München, Jürgen Klopp, der Neue in Dortmund. Zwei Typen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, deckungsgleich allein mit den Vornamen: Hatte der BVB-Mann am Mittwoch keine Scheu, vor über 9000 Fans seine erste Lehrstunde zu demonstrieren, so fühlte sich Bayerns eigenwilliger Übungsleiter bei der ...

  • 02.07.2008 – 17:49

    WAZ: FDP fordert Personalabbau bei der Bundesagentur

    Essen (ots) - Die sinkende Arbeitslosigkeit müsste einen Personalabbau bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) nach sich ziehen - das fordert die FDP. "Jedes Unternehmen, das in dieser Weise Kunden verliert, baut Stellen ab. Das darf bei der BA nicht anders sein", sagte FDP-Arbeitsmarktexperte Heinrich Kolb der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ/Donnerstagausgabe). Die Arbeitslosenzahl ...