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WAZ: Verhältnis Deutschland - China Angst vor Nachahmern - Leitartikel von Jutta Lietsch

Essen (ots)

So eine Kränkung wird Folgen haben. Die deutsche
Regierung wird sich sehr anstrengen müssen, damit sich die 
Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder verbessern. Dies ist die 
Botschaft, die chinesische Diplomaten in Peking bei jeder Gelegenheit
wiederholen, nachdem Kanzlerin Merkel den Dalai Lama in ihren 
Amtsräumen empfangen hatte. Die Hoffnung Berlins, dass der Pekinger 
Zorn schnell verrauchen würde, hat sich bislang nicht erfüllt.
Die Empörung über die deutsche Regierung trägt Peking nun auch in
die heimische Öffentlichkeit. In den staatlich gelenkten Zeitungen, 
die Merkel noch vor wenigen Monaten als "eiserne Lady" gepriesen 
hatten, erschienen in den letzten Tagen große Artikel mit - zum Teil 
wenig schmeichelhaften - Fotos der deutschen Politikerin. Das 
Parteiblatt "Global Times" und andere Magazine werteten den 
Dalai-Lama-Empfang als Symptom einer grundsätzlichen Wende in der 
China-Politik der Merkel-Regierung: Die ehemalige Ostdeutsche wolle 
die Chinesen in ihre Schranken weisen, sich wieder stärker in eine 
Front mit den USA stellen und den Aufstieg Chinas zu einer politisch 
und wirtschaftlich führenden Weltmacht behindern.
Die chinesische Regierung fürchtet auch, dass Merkels Beispiel 
Schule macht und andere Regierungschefs den Dalai Lama empfangen 
könnten, nachdem er in jüngster Zeit bereits in Wien, Washington und 
Ottawa zu Gast war. Zwar hat das frostigere politische Klima die 
deutsch-chinesischen Geschäfte bislang nicht belastet, wie Kaufleute 
in Peking berichten. Aber das Kalkül der chinesischen Politiker ist 
es offenbar, einen Keil zwischen die Europäer zu treiben. 
Frankreiches Präsident Nicolas Sarkozy wird in den nächsten Tagen in 
Peking erwartet und dürfte mit lukrativen Wirtschaftsverträgen wieder
nach Hause fahren.
Zur neuen Merkel-Politik passe, so heißt es, eine kritischere 
Haltung in der deutschen Öffentlichkeit gegenüber Peking. Hätten die 
Deutschen in China früher vor allem den lockenden Markt gesehen, 
fürchteten sie sich nun vor der wachsenden wirtschaftlichen 
Konkurrenz. Letzte Woche demonstrierten einige Dutzend Chinesen in 
Hamburg gegen Berichte des "Spiegel", der unter dem Titel "Die gelben
Spione" über chinesische Hacker-Attacken und Industriespionage 
berichtet hatte. Chinas Politikern und Diplomaten, die an die 
gelenkte Presse gewöhnt sind, ist der Gedanke völlig fremd, dass 
solche Berichte nicht von der Berliner Regierung veranlasst wurden, 
sondern von einer unabhängigen Redaktion stammen.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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