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WAZ: Merkel-Besuch in Indien Deutsche als Bittsteller am Ganges - Leitartikel von Willi Germund

Essen (ots)

Zweimal schon besuchte die deutsche Bundeskanzlerin
Angela Merkel die Volksrepublik China. Erst ihre dritte Asienreise 
führt sie nun endlich nach Indien, zur bevölkerungsreichsten 
Demokratie der Welt. Angesichts der Prioritäten ihres Reiseprogramms 
musste Merkel in der indischen Hauptstadt Delhi erst einmal Abbitte 
leisten. Berlin, so verkündete sie, besitze genug Kapazitäten, um das
"Reich der Mitte" und Indien gleichwertig zu behandeln.
Die Inder sind höflich genug, um solche Aussagen nicht öffentlich
zu hinterfragen. Dank ihres Wirtschaftswachstums von rund neun 
Prozent jährlich besitzt die Atommacht eine ordentliche Portion 
Selbstbewusstsein. Das Land, das schon lange enge ökonomische und 
kulturelle Bindungen zu Deutschland unterhält, kann sich kaum vor 
internationalem Interesse retten. Die wirtschaftliche Zukunft Indiens
hängt nicht von Deutschland ab.
Die rund 30-köpfige Unternehmerdelegation, die mit der 
Bundeskanzlerin unterwegs ist, zeigt, dass die deutsche Wirtschaft 
das Potenzial des Subkontinents schätzen lernt. Aber sie kommt als 
Bittsteller. Das deutsche Unternehmertum hat unnötigerweise den 
Vorsprung vor der Konkurrenz aufgegeben. Ein einigermaßen 
rätselhaftes Verhalten: Es gibt zwar berechtigte Klagen über 
ausufernde Bürokratie am Ganges und eine Justiz, die Streitigkeiten 
im Schneckentempo bearbeitet. Aber während in China die Bilanzen bis 
heute durchwachsen ausfallen, haben deutsche Unternehmen in Indien 
profitable Geschäfte gemacht.
Merkel findet sich ebenfalls in einer unbequemen Rolle. Sie will 
eine Zusammenarbeit mit Leben zu erfüllen, die auf dem Papier seit 
Jahren "strategische Partnerschaft" genannt wird, aber kaum 
praktische Bedeutung hat. Dabei gibt es eine ganze Serie von Themen, 
bei denen sich die Interessen von Berlin und Delhi decken. 
Afghanistan steht dabei ganz oben. Indien und Deutschland haben sich 
massiv auf Seiten von Präsident Hamid Karsai engagiert. Sowohl Merkel
wie dem indischen Premierminister Manmohan Singh liegen alarmierende 
Krisenberichte vom Hindukusch vor.
Delhi ist kein einfacher Partner. Die Inder werden auch beim 
Lieblingsthema der "Kanzlerin des Klimaschutzes" hartnäckig bleiben. 
Denn während Angela Merkel weltweit gegen den Raubbau an der Umwelt 
auftritt, gehört Indien neben den USA und China zu den schlimmsten 
Dreckschleudern. Die wirtschaftliche Entwicklung, so argumentieren 
Delhis Vertreter, dürfe nicht zur Geisel des Umweltschutzes werden.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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