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WAZ: Arbeitslosengeld für Ältere Es geht um Stolz, nicht um drei Monate - Leitartikel von Stefan Schulte

Essen (ots)

SPD-Chef Beck hat endlich sein Thema gefunden.
Längeres Arbeitslosengeld für Ältere - fast alle Deutschen stimmen 
ihm da zu. Bei so viel Rückenwind kann sich der Pfälzer gar nicht 
mehr anders bewegen als vorwärts, über alle Bedenken und am Ende auch
über Müntefering hinweg. Doch woraus eigentlich gewinnt dieses Thema 
seine ungeheure Kraft? Wie kommt es, dass die Deutschen soziale 
Gerechtigkeit plötzlich in Monaten messen?
Man müsste sich über die Sprengkraft der Rüttgers- und 
Beck-Vorstöße wundern, wäre da nicht Hartz IV. Tatsächlich geht es 
den Leuten nicht um ein, zwei oder drei Monate mehr Arbeitslosengeld.
Es geht um das Danach. Um ihre Angst vor dem Absturz. Und um 
verletzten Stolz. Wer sich 30 Jahre abgerackert hat, wird sich nie 
daran gewöhnen, dass der Staat ihn nach ein paar Monaten 
Arbeitslosigkeit so behandelt wie einen, der noch nie einen 
Handschlag getan hat. Es gibt sie nunmal, die Antriebslosen, die in 
Kameras grinsen und auf die Frage nach ihren Plänen sagen: "Wieso? 
Ich krieg doch Hartz." Es gab sie immer und es sind auch nicht mehr 
geworden. Nur wurden sie früher vom Sozialamt verschluckt; heute 
sitzen sie neben den Arbeitern.
Die Deutschen und besonders die SPD-Anhänger holen gerade in 
aller Ausführlichkeit nach, was ihnen der Basta-Kanzler Schröder 
austreiben wollte: Eine breite Debatte darüber, ob es im 
Hartz-IV-Land noch sozial gerecht zugeht. Weil die Älteren die 
Hartz-Verlierer sind, liegt es nahe, dass sich "Arbeiterführer" wie 
Rüttgers und angeschlagene SPD-Granden um sie besonders bemühen. 
Würden sie wirklich deren Grundängste aufnehmen, müssten sie 
eigentlich Hartz IV als Ganzes infrage stellen. Und sagen: Sorry, es 
war ein Fehler, alle, die warum auch immer länger arbeitslos sind, 
gleich zu behandeln. Nur sind sich Union und SPD bis heute einig, 
dass genau dies der richtige Weg war.
Rüttgers und Beck agieren defensiv. Sie sagen den Älteren: Ja, es
ist schlimm, was euch in Hartz IV erwartet, deshalb zögern wir es 
etwas hinaus. Das soll Ängste lindern? Müntefering agiert offensiv, 
und er hat allen Grund dazu: Seht her, kann er sagen, Hartz wirkt und
hilft gerade Älteren. 200 000 weniger arbeitslose Über-50-Jährige 
binnen zwölf Monaten. Das Gefühl, im Falle des Falles ungerecht 
behandelt zu werden, kann man den Älteren nicht nehmen, weil es ja 
nicht falsch ist. Aber man kann sich bemühen, dass dieser Fall nicht 
mehr so oft eintritt wie früher. Dafür tut Müntefering viel. Rüttgers
und Beck tun das genaue Gegenteil.

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