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WAZ: Unis melden Rekordzahlen Der normale Skandal - Leitartikel von Christopher Onkelbach

Essen (ots)

Eine gute Nachricht hat stets viele Väter. Anders
formuliert: Eine schöne Entwicklung reklamieren immer mehrere für 
sich. Jeder pickt sich aus dem Konglomerat möglicher Erklärungen für 
die steigende Zahl von Studienbewerbern die passende heraus: 
Studiengebühren schrecken also nicht vom Studium ab, mag nun mancher 
frohlocken. Oder: Immer mehr Abiturienten wollen ein Studium 
beginnen. Oder: Die Hochschulen in NRW sind so toll, dass sie von 
Bewerbern überrannt werden.
Die Zahlen eignen sich dazu, sie von allen möglichen Seiten 
politisch zu instrumentalisieren. Ministerien und Hochschulen 
veröffentlichen sie gerne, um damit die Wirksamkeit von politischen 
Reformen oder die Anziehungskraft ihrer akademischen Angebote zu 
beleuchten.
Doch Vorsicht. Die wachsenden Bewerberzahlen sagen erst einmal 
wenig aus. Was man mit einigem Wagnis sagen kann: Die Zahl der 
Studieninteressierten scheint zu wachsen. Und: Es gibt offensichtlich
nicht genug Studienplätze. Und das ist keine gute Nachricht. Dies 
zwingt junge Leute dazu, sich vielfach zu bewerben und zuweilen bis 
Mitte November auf eine Zusage warten zu müssen. Viele Universitäten 
sehen aber keinen anderen Weg. Sie haben mit Zulassungshürden die 
Notbremse gezogen, weil sie ein Mindestmaß an Qualität garantieren 
wollen. Wer drin ist, hat Glück. Seit Jahren hangeln sich die 
Hochschulen so durch, versuchen, mit zu knappen Mitteln gute Lehre 
anzubieten. Dass in Zeiten, wo alle Welt nach Fachkräften ruft, 
talentierte junge Menschen wegen Überfüllung keinen Platz an einer 
Uni finden, ist leider schon ein normal gewordener Skandal.
Ab 2012, wenn die ersten doppelten Abiturjahrgänge die Schulen 
verlassen werden, wird die Lage noch dramatischer. "Unser 
Hochschulsystem säuft ab", warnen Rektoren seit langem. Aus diesem 
Grund verabredete der Bund mit den Ländern den gemeinsam finanzierten
Hochschulpakt, um bundesweit 90 000 neue Plätze einzurichten. Dies 
wird nicht ausreichen, mahnen Hochschulexperten, weder die anvisierte
Zahl noch die vorgesehene Finanzierung.
Obwohl die Zahl der studienberechtigten jungen Menschen weiter 
steigt, sank vor diesem Hintergrund in den letzten Jahren bundesweit 
die der Studienanfänger. Erst im Oktober, wenn das Semester beginnt, 
werden wir wissen, ob die hohen Bewerberzahlen diesmal positiv zu 
deuten sind und tatsächlich mehr junge Menschen in den Hörsälen 
sitzen dürfen. Alles andere wäre eine Niederlage für die 
Hochschulpolitik.

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Rückfragen bitte an:
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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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