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Beistand im Sterben statt Hilfe zum Sterben Rat der EKD veröffentlicht Orientierungshilfe für die Frage ärztlicher Beihilfe zum Suizid

Hannover (ots)

Weder eine "Tötung auf Verlangen" noch auch die
Beihilfe eines Arztes bei einem Suizid sind ethisch zu rechtfertigen.
Der Rat der EKD hat in seinem Beitrag "Wenn Menschen sterben wollen. 
Eine Orientierungshilfe zum Problem der ärztlichen Beihilfe zur 
Selbsttötung" die dies angesichts der Debatte über die Tätigkeit von 
"Sterbehilfeorganisationen" und der zunehmenden gesellschaftlichen 
Verunsicherung noch einmal herausgestellt. Die Orientierungshilfe 
wurde als EKD-Text Nr. 97 am heutigen Dienstag, 18. November, 
veröffentlicht.
Wenn Menschen todkrank sind - so der Rat -, gehöre es zu den 
wesentlichen Aufgaben der christlichen Kirche, die Würde der 
Sterbenden zu achten, die Unverfügbarkeit des Lebens zu wahren, Trost
und Hoffnung im Leiden zu spenden und die sterbenden Menschen 
liebevoll zu begleiten. Ein klärendes Wort sei allerdings nötig bei 
der Frage, was die Kirche zu tun habe, wenn Menschen aus dem Leben 
scheiden wollten: "Dürfen oder sollen Christen anderen womöglich beim
Sterben helfen?"
Das Problem der Beihilfe zur Selbsttötung hat sich in den letzten 
Jahren in mehreren Hinsichten verschärft. Zum einen treten 
"Sterbehilfeorganisationen" in Erscheinung. Auch werden Maschinen und
Mechanismen zur Selbsttötung öffentlich präsentiert und angeboten. 
Über das Internet lassen sich so genannte "Exit Bags" erwerben, die 
einen zweifelhaften "humanen Tod" aus der Tüte versprechen. Zu diesen
Phänomenen könne die EKD nicht schweigen, deshalb habe die Kammer für
Öffentliche Verantwortung den Text "Wenn Menschen sterben wollen" 
vorbereitet. Dabei wisse sich die EKD dem Schutz des menschlichen 
Lebens und der menschlichen Würde verpflichtet ─ in allen 
seinen Phasen, besonders auch an den Rändern und Grenzen, schreibt 
der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, im 
Vorwort.
Besonders herausgefordert sind in dieser Situation Ärzte und 
Ärztinnen, weil sie es sind, die gegebenenfalls angefragt werden, 
schwer kranken und dem Tode nahen Patienten ein todbringendes 
Medikament zu verschreiben. Der Rat der EKD wendet sich deshalb 
besonders an die Ärztinnen und Ärzte. Sie sind an der Schnittstelle 
zwischen leidenden Patienten, betroffenen Angehörigen und neuen, 
teilweise kommerziellen Angeboten der Beihilfe zur Selbsttötung tätig
und haben von daher den größten Bedarf an ethischer Orientierung. 
Eine andere Zielgruppe des Textes sind Politiker und Politikerinnen, 
die sich derzeit intensiv mit diesem brisanten und drängenden 
Fragenkomplex beschäftigen.
Der Rat der EKD kommt nach gründlicher Prüfung von ethischen, 
theologischen, rechtlichen, medizinischen und standesethischen 
Argumenten zu drei Ergebnissen: Er verwirft klar eine rechtliche 
Einschränkung der Garantenpflicht des Arztes. Er lehnt sodann die 
Möglichkeit einer Verankerung der ärztlichen Beihilfe zum Suizid im 
Recht ab, unterstreicht aber den Verantwortungs- und 
Handlungsspielraum des Arztes im Blick auf die Beurteilung des 
jeweiligen Einzelfalls. Er regt ferner an, politisch auf das Verbot 
der geschäftsmäßigen Vermittlung von Gelegenheiten zur Selbsttötung 
und damit auf ein Verbot von kommerziellen Sterbehilfeorganisationen 
nach Schweizer Muster hinzuwirken.
Bereits im Jahr 2005 hatte die Kammer für Öffentliche 
Verantwortung einen Text zum Umgang mit Patientenverfügungen aus 
evangelischer Sicht vorgelegt, der als EKD-Text Nr. 80 unter dem 
Titel "Sterben hat seine Zeit" veröffentlicht wurde.
Hannover, 18. November 2008
Pressestelle der EKD
Christof Vetter
Hinweis:
EKD-Texte 97, Wenn Menschen sterben wollen. Eine 
Orientierungshilfe zum Problem der ärztlichen Beihilfe zur 
Selbsttötung. Ein Beitrag des Rates der Evangelischen Kirche in 
Deutschland, Hannover 2008, 36 Seiten, ist nachzulesen unter 
www.ekd.de/download/ekd_texte_97.pdf
Der Text ist zum Preis von 0,70  Euro zu beziehen beim Kirchenamt 
der EKD, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Fax: 0511/2796-457, 
Email:  versand@ekd.de

Pressekontakt:

Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de

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