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Berliner Morgenpost: Die doppelte Schuld
ein Kommentar von Jörg Quoos über den Gaza-Konflikt

Berlin (ots)

Nach den verstörenden Bildern aus Israel fluten jetzt schlimme Bilder aus dem palästinensischen Gazastreifen die Medien auf der ganzen Welt. Es ist offenkundig, dass viele Unschuldige sterben, auch wenn man den Zahlen der Hamas nie glauben darf. Mörder sind keine seriöse Quelle. Aber Fakt ist auch: Jeder tote Zivilist ist ein Toter zu viel.

Wer Israel allerdings einseitig für sein Vorgehen verurteilt, darf nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Das Land ist aus dem Gazastreifen angegriffen worden und nicht seine militärische Infrastruktur, sondern seine Menschen, von denen die Terroristen möglichst viele umbringen oder verschleppen wollten. Dass das angegriffene Land jetzt die Täter jagt, ist Israels uneingeschränktes Recht.

Das Problem ist: Diese Täter verschanzen sich nicht in militärischen Anlagen, sondern suchen Schutz inmitten der eigenen Zivilbevölkerung. Sie feuern Raketen aus Wohngebieten, schmuggeln Waffen in Flüchtlingslager, ihre Kommandeure verstecken sich hinter Frauen und Kindern. Das ist natürlich kein Freibrief für die Armee, ohne Rücksicht auf Verluste zuzuschlagen. Aber diese zynische Taktik ist ein Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung, die sich schon seit vielen Jahren in Geiselhaft des Terrors befindet - und die Hamas macht sich damit ein zweites Mal schuldig.

Im Zweiten Weltkrieg waren es zivilisierte Nationen, die deutsche Städte mit einem Flächenbombardement zerstörten, um die Nazi-Herrschaft zu beenden. Dabei hat man den Tod Hunderttausender Zivilisten in Kauf genommen. Die israelische Luftwaffe hätte diese Fähigkeit zum Flächenbombardement, aber sie setzt Raketen ein und warnt die Bevölkerung üblicherweise vor einem Angriff. Das kann zwar nie verhindern, dass auch Unschuldige sterben. Aber das militärische Vorgehen folgt völlig anderen Regeln.

Die Verantwortung für den Tod von Unschuldigen tragen diejenigen, die einen Genozid aus dem Gazastreifen heraus planen. Keine Angriffe auf Gaza, weder aus der Luft noch vom Boden, hieße im Umkehrschluss: Man versagt Israel das Recht auf Selbstverteidigung. Das könnte und würde kein einziger Staat dieser Erde akzeptieren.

Wenn man festgestellt hat, dass die Schuld für den aktuellen Krieg eindeutig bei der Hamas liegt, kann man als Zweites durchaus die Frage stellen: Wer hat Schuld daran, dass Israels Bevölkerung so unerwartet und unvorbereitet vom Terror getroffen wurde? Diese Debatte wird unter den Israelis bereits heftig geführt, und in ihrem Zentrum steht die Rolle des Regierungschefs. Dass Benjamin Netanjahu nach diesem offenkundigen Versagen des besten Geheimdienstes der Welt bereit ist, mit besonderer Härte zurückzuschlagen, um das Vertrauen der Israelis zurückzugewinnen, macht die aktuelle Lage noch komplizierter.

Ein Abgrund an Heuchelei sind viele Reaktionen aus der arabischen Welt, in der man gerne die Fahne der Palästinenser hochhält, aber wenig getan hat, um ihre Lage zu verbessern. Mit dem märchenhaften Reichtum der Scheichs hätte Gaza schon längst eine prosperierende Sonderzone sein können, die Besucher aus aller Welt ans Mittelmeer lockt und kein Nährboden für die Hamas wäre.

Die Wahrheit aber ist: Nur großzügigen Hilfen aus Europa und Lieferungen aus Israel verdanken die Menschen im Gazastreifen, dass ihre Not nicht noch viel größer ist. Ihnen heute und auch in Zukunft zu helfen, ist richtig. Denn aus Elend ist noch nie dauerhaft Frieden entstanden.

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