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Die Klima-Uhr tickt - Fairtrade-Klimaexperte fordert konkrete Maßnahmen zur COP27

Die Klima-Uhr tickt - Fairtrade-Klimaexperte fordert konkrete Maßnahmen zur COP27
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Im Vorfeld einer weiteren UN-Klimakonferenz fordert Fairtrade die Regierungen erneut zu konkreten Maßnahmen auf... denn die Zeit läuft davon.

Die Klima-Uhr tickt

Ein Beitrag von Juan Pablo Solis, Senior Advisor für Klima und Umwelt, Fairtrade International

Im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ aus dem Jahr 1993 spielt Bill Murray den Hauptprotagonisten Phil Connors, einen menschenfeindlichen und zynischen Wetterfrosch aus Pennsylvania, der dazu verdammt ist, den 2. Februar immer wieder zu erleben, bis sein ethischer Kompass vollständig korrigiert ist. Der Film ist eine Komödie, die vom Absurden lebt. Aber er ist auch eine Warnung vor den Gefahren des Stillstands - davor, wie Untätigkeit die Mechanismen des Lebens völlig zum Erliegen bringen kann.

In ähnlichem Sinne nähert sich die Welt der bevorstehenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen 2022, der COP27, mit einem Déjà-vu-Gefühl. Zwar hat sich der Schauplatz wieder einmal geändert - in diesem Jahr werden die Mitgliedstaaten, Klimaaktivist*innen und Akteure der Zivilgesellschaft im ägyptischen Badeort Sharm El Sheikh zusammenkommen -, doch der Zweck des Treffens hat sich nicht geändert: Es geht darum, einen Klimabeschluss herbeizuführen, der die globalen Temperaturen unter der Schwelle von 1,5°C hält. Die Aufgabe bleibt jedes Jahr dieselbe, die Dringlichkeit nimmt jedes Jahr zu.

Auch für Fairtrade und die Fair-Handels-Bewegung wird die COP27 ein weiterer Tag im Murmeltierland sein. Nach unserem Engagement auf der COP26 im vergangenen Jahr im schottischen Glasgow, wird die Fairtrade-Bewegung erneut darauf drängen, unser globales Handelssystem zu reformieren und gleichzeitig den Kleinbäuerinnen und -bauern und Landarbeiter*innen in aller Welt, die unter der globalen Klimakrise zu leiden haben, entscheidende finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.

Denn von der Produktion bis zum Verbrauch ist der internationale Handel heute einer der Hauptverursacher des Klimawandels. Vor allem aber ist er ungerecht und wälzt die Auswirkungen des Klimawandels auf diejenigen ab, die am stärksten davon betroffen sind und am wenigsten für unseren klimatischen Status quo verantwortlich sind.

Kleinbäuerinnen und -bauern, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Arbeitnehmer*innen in einkommensschwachen Ländern, in denen fair gehandelte Waren produziert werden, tragen am wenigsten zu den Treibhausgasemissionen bei, leiden aber am meisten unter den oft katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels.

Klimahilfen müssen Kleinbäuerinnen und -bauern zugutekommen

Das ist aber nicht die Zukunft, die wir wollen, und es ist nicht die Zukunft, für die wir arbeiten. Deshalb rufen wir auf der COP27 erneut im Namen von gut 2 Millionen Farmer*innen aus über 70 Ländern die Mitgliedstaaten und ihre führenden Politiker*innen auf, endlich zu handeln.

Wir fordern die reichen Länder auf, die bis Ende 2022 versprochene Klimahilfe in Höhe von 100 Milliarden Dollar zu leisten und konkrete Strategien zu entwickeln, um gefährdeten Gemeinschaften bei der Bewältigung der durch den Klimawandel verursachten Verluste und Schäden zu helfen. Von diesen 100 Milliarden Dollar an Klimafinanzierung kommen derzeit weniger als 2 Prozent bei den Kleinbäuerinnen und -bauern an. Das ist inakzeptabel.

Handelspolitik und Handelsabkommen im Sinne der Schwächeren

Wir wissen, dass die Auswirkungen der Klimakrise für die lokalen Gemeinschaften in einkommensschwachen Ländern bereits in Form von noch nie dagewesenen Hitzewellen, verheerenden Dürren, verstärkten Wirbelstürmen und zerstörerischen Regenfällen spürbar sind. Daher wird die Fair-Handels-Bewegung die führenden Politiker*innen der Welt daran erinnern, dass die Handelspolitik gefährdeten Communities ermöglichen muss, in wichtige Anpassungstechniken und Mechanismen zu investieren, die die Klimaauswirkungen mindern, und gleichzeitig Entwicklungsergebnisse, regionale Integration und einen besseren Marktzugang zu fördern.

Außerdem werden wir unserem Appell Nachdruck verleihen, dass die Handelspolitik eine entscheidende Rolle dabei spielen muss, sicherzustellen, dass mehr Wertschöpfung bei Farmer*innen, KMU und Arbeitnehmer*innen ankommt, um existenzsichernde Einkommen und Löhne zu ermöglichen.

Schließlich werden wir auch auf die Einführung robuster Maßnahmen drängen, um Unternehmen zu sanktionieren, die sich nicht an die Klimavorschriften halten, und um sicherzustellen, dass Kleinbäuerinnen und -bauern, KMU und Arbeitnehmer*innen bei den Kosten, die Maßnahmen zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht verursachen, finanziell unterstützt werden.

Sie dürfen nicht mit den Kosten einer Klimakrise allein gelassen werden, die sie nicht verursacht haben. Verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen müssen so gestaltet und durchgesetzt werden, dass sie ein nachhaltiges Wirtschaften fördern, unlauteren Wettbewerb verhindern, die Ausbeutung von Gemeinden und Natur stoppen und den Betroffenen Schutz ihrer Rechte und Zugang zu Rechtsmitteln garantieren. Es ist unfair, die Kosten unserer Klimakrise auf die Schultern der schwächsten Bevölkerungsgruppen des Planeten abzuwälzen.

Kleinbäuerinnen und -bauern, Arbeiter*innen und KMU sind Teil der Klimalösung. Die Zukunft unseres Planeten hängt davon ab, dass wir uns bewährte Alternativen zu den derzeitigen Produktionsmustern zu eigen machen, Investitionen für gerechtere Übergänge Priorität einräumen und die Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel und zur Eindämmung des Klimawandels noch in diesem Jahrzehnt ausbauen.

Am 6. November werden Fairtrade und die Fair-Trade-Bewegung in Sharm El Sheikh zusammenkommen, um den Kreislauf des Stillstands und des Geredes zu durchbrechen und von den Mitgliedstaaten und ihren führenden Politikern wichtige Klimaziele für die Kleinbäuerinnen und -bauern und Landarbeiter*innen der Welt zu erreichen. Nur durch konzertiertes Handeln der reichsten Nationen der Welt werden wir in der Lage sein, den Murmeltiertag zu durchbrechen und endlich die existenziellen Klima-Herausforderungen für die Schwächsten unter uns anzugehen.

Wir müssen gemeinsam handeln, und wir müssen jetzt handeln, denn es gibt keine Klimagerechtigkeit ohne Handelsgerechtigkeit.

Fairtrade Deutschland e.V.

NEU: Maarweg 165 | 50825 Köln

Leitung Öffentlichkeitsarbeit
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Pressekontakt
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Hintergrund:
Der Verein Fairtrade Deutschland e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Ländern des globalen Südens zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt Fairtrade Deutschland e.V. nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich dafür ein, den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen zu fördern und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu erreichen.  www.fairtrade-deutschland.de

Fairtrade Deutschland gehört zum internationalen Verbund Fairtrade International e.V., in dem Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind. Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade-Standards. www.fairtrade.net

Alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig von FLOCERT GmbH kontrolliert. Die Gesellschaft arbeitet mit einem unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011). www.flocert.net