Ein Jahr Hausarztprogramm in Sachsen-Anhalt: Mehr als jeder zweite AOK-Versicherte lässt sich von seinem Hausarzt lotsen
Über 85 Prozent aller Hausärzte in Sachsen-Anhalt machen mit
Magdeburg (ots)
Situationen, in denen Patienten auf der Suche nach dem richtigen Arzt von Dr. Pontius zu Dr. Pilatus laufen müssen, sollen nach den Vorgaben der Gesundheitsreform 2004 passé sein. In der hausarztzentrierten Versorgung lotst der Hausarzt seine Patienten durch den Medizindschungel. Am 1. Juli 2004 startete die AOK Sachsen-Anhalt gemeinsam mit dem Hausärzteverband Sachsen-Anhalt (BDA) und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KV Sachsen-Anhalt) das erste landesweite Hausarztprogramm im Bundesgebiet. Am Montag zogen die Vertragspartner in Magdeburg eine gemeinsame Bilanz. Seit Start des Hausarztprogramms in Sachsen-Anhalt vor einem Jahr haben sich fast 370.000 AOK-Mitglieder eingeschrieben. 1388 Hausärzte - und damit über 85 Prozent aller Hausärzte in Sachsen-Anhalt machen mit, 138 besonders spezialisierte Fachärzte kooperieren.
"Die Idee der hausarztzentrierten Versorgung in einem solchen Hausarztprogramm rechnet sich für alle Beteiligten nicht nur qualitativ, sondern auch ökonomisch", bilanziert Uwe Deh, Leiter des Geschäftsbereiches Gesundheit und Medizin der AOK Sachsen-Anhalt, die Erfahrungen. "Die Ausgabenentwicklung von Patienten, die konsequent nach den Prinzipen der hausarztzentrierten Versorgung geführt werden, ist um die Hälfte günstiger." Das Programm der AOK Sachsen-Anhalt sei im Unterschied zu anderen Hausarztmodellen modular aufgebaut. Die hausarztzentrierte Versorgung an sich sei das Basismodul, an welches die verschiedenen vertraglichen Erweiterungsmodule angedockt werden können. "Für die kontinuierliche Weiterentwicklung wurde das Arztnetz Magdeburg-Schönebeck als weiteres Modul eingebunden. Die Einbeziehung weiterer Leistungserbringer erfolgt über Kooperationsverträge. Damit sind die vertraglichen Grundlagen geschaffen, um eine praktikable und wirksame Form einer tatsächlich integrierten und übergreifenden Patientenbetreuung in Sachsen-Anhalt erfolgreich zu realisieren", so Deh. Als besonderes Angebot für Teilnehmer am AOK-Hausarztprogramm wird es weitere Exklusivleistungen und ein besonderes Präventionsangebot geben. So kann der Hautcheck erstmals ab Oktober 2005 beim Hautarzt von den Teilnehmern am AOK-Hausarztprogramm kostenfrei in Anspruch genommen werden. Neu ab dem 1. Juli 2005 sind auch die Einschreibefristen. Bisher war die Teilnahme am Hausarztprogramm auf ein Kalenderjahr fixiert, ab dem 1. Juli sind es zwölf Monate. Das heißt: der Einstieg ins Hausarztprogramm ist für alle interessierten Teilnehmer flexibler gestaltet.
Vorteile für Ärzte
Fast 370.000 AOK-Versicherte - und damit mehr als jeder zweite AOK-Versicherte ab Vollendung des 18. Lebensjahres - seien bereits dabei. Dies zeige auch, welch hohen Stellenwert die Versicherten einer Steuerung der ärztlichen Behandlung durch ihren Hausarzt beimessen. "Kein Wunder", sagte Dipl.-Med. Holger Fischer, Vorsitzender des BDA Sachsen-Anhalt. "Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner für den Patienten, er steuert ihn durchs Gesundheitssystem, führt alle Befunde zusammen und bewertet sie. Er entscheidet, wann der Patient zum Spezialisten überwiesen werden muss. Der Hausarzt kennt seine Patienten, oftmals die ganze Familie und das über lange Zeit. Über die gesundheitliche Verfassung ist der Hausarzt dadurch häufig genauso informiert wie über die besondere Lebenssituation im häuslichen Umfeld. Deshalb kann er wie kein anderer alle medizinischen Behandlungen gut koordinieren und für seine Patienten eine Art Lotse im Gesundheitssystem sein. Das Hausarztmodell nimmt damit auf, was früher allgemein üblich war und für den Patienten eine rasche, effiziente und kostengünstige medizinische Betreuung aufgrund eines oft langjährigen Vertrauensverhältnisses bedeutet hat."
"Auf diesem Weg hat der Hausarzt den Überblick über alle Untersuchungen und Behandlungen. Damit können unnötige Doppeluntersuchungen und schädliche Wechselwirkungen von Medikamenten vermieden werden", sagte der Vorsitzende der KV Sachsen-Anhalt, Dr. Burkhard John, "mit einer gut strukturierten Versorgung können die vorhandenen Ressourcen der Haus- und Fachärzte besser genutzt werden, zum Vorteil von Patienten und Ärzten. Die verstärkte Steuerung der Patienten durch den Hausarzt wird die Fachärzte von unkoordinierten Arztbesuchen wegen "Bagatellen" entlasten."
Vorteile für die Versicherten
Für die AOK-Mitglieder hat die Teilnahme am Hausarztprogramm neben der Qualitätssteigerung in der medizinischen Behandlung weitere Vorteile wie kürzere Wartezeiten in der Praxis sowie die Hilfe bei der Terminvereinbarung mit Fachärzten. Mit dem Hausarztprogramm gibt es für die Versicherten der AOK Sachsen-Anhalt auch eine sehr unbürokratische Lösung der Praxisgebühr. Mit einer Gebühr von 20 EURO pro Jahr, die per Überweisung für den Eintritt ins Hausarztprogramm geleistet wird, wird die gewählte Hausarztpraxis zur "Praxisgebühr-freien Zone", den Arzttermin beim Gynäkologen - auch über reine Vorsorgeuntersuchungen hinaus - eingeschlossen.
Versicherte ab dem vollendeten 18. Lebensjahr können über eine Teilnahmeerklärung bei ihrem Hausarzt diese Form der Versorgung wählen. Die Versicherten erhalten nach Abgabe der Teilnahmeerklärung eine Aufforderung zur Überweisung der Aufnahmegebühr und nach erfolgter Zahlung eine spezielle Karte - die AOK-Hausarzt-Card, die sie als Teilnehmer am Hausarztprogramm ausweist. Die Teilnahme ist für Ärzte und Versicherte der AOK Sachsen-Anhalt freiwillig. Die Hausärzte verpflichten sich über ihre Teilnahmeerklärung zur Einhaltung von Qualitätsstandards, wobei hausärztliche Qualitätszirkel und eine hausärztlich ausgerichtete Weiterbildung ebenso Bestandteil sind wie die Teilnahme an hausärztlich geprägten strukturierten Behandlungsprogrammen. Eingebunden in das Hausarztprogramm der AOK Sachsen-Anhalt sind neben den Hausärzten auch besonders spezialisierte Fachärzte wie Radiologen, Kardiologen, Pneumologen, Nephrologen. Im Rahmen von Kooperationsverträgen verpflichten sie sich ebenso zur Einhaltung der vorgegebenen Qualitäts- und Servicestandards sowie zu einer intensiven Kooperation zwischen Haus- und Facharzt.
Informationen zum Hausarztprogramm der AOK Sachsen-Anhalt gibt es beim AOK-Servicetelefon unter Tel. 01 80/2 26 57 26 (*6 Cent/Anruf aus dem Festnetz der deutschen Telekom, montags bis freitags von 8 Uhr bis 20 Uhr, samstags 8 Uhr bis 14 Uhr) bzw. im Internet unter www.aok.de/sa. Interessierte Ärzte können im Internet unter www.kvsa.de Informationen erhalten.
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Tel. 0391-5804426
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Ursula Günther
KV Sachsen-Anhalt
Tel. 0391-6276505
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