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Lobbyverein "Die Lebensmittelwirtschaft" verfälscht eigene Studienergebnisse

Berlin (ots)

Der Lobbyverein "Die Lebensmittelwirtschaft" hat die Ergebnisse seiner eigenen, heute vorgestellten Studie zum "Verbraucherverständnis von Transparenz" grob verzerrt. Wesentliche Ergebnisse werden in der Pressekommunikation des Vereins nicht erwähnt, andere kommunizierten Ergebnisse sind durch die Studienergebnisse nicht gedeckt oder wurden ins Gegenteil verzerrt.

Die Verbraucherorganisation foodwatch stellt klar:

   - "Die Mehrheit [der Verbraucher] nutzt die existierenden 
     Informationen [auf Lebensmitteln] nicht oder kaum", heißt es in 
     der Presseerklärung des Vereins "Die Lebensmittelwirtschaft". 
     Richtig ist: Der Studie des Vereins zufolge gaben 90 Prozent (!)
     der Verbraucher an, vor dem ersten Kauf eines Produktes die 
     Informationen auf der Verpackung "gelegentlich", "oft" oder 
     sogar "immer" durchzulesen; nur 10 Prozent der Verbraucher tun 
     dies "selten" oder "nie". In seiner Präsentation betont 
     Studienautor Prof. Dr. Achim Spiller, anders als der 
     Auftraggeber "Die Lebensmittelwirtschaft", daher auch "hohe 
     Informationsbedürfnisse" der Verbraucher (Folien 10, 20).
   - "Laut Studie fordern 77 Prozent der Verbraucher keine 
     zusätzlichen oder umfangreicheren Informationen aktiv ein", 
     heißt es in der Pressemitteilung von "Die 
     Lebensmittelwirtschaft". Richtig ist, aber unerwähnt bleibt: 
     92,4 Prozent (!) der Befragten stimmen in der Studie der Aussage
     "Es sollten mehr Informationen über Lebensmittel zur Verfügung 
     stehen" voll und ganz, eher oder teils/teils zu. Nur knapp 8 
     Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage "gar nicht" oder 
     "eher nicht" zu (Folie 13 in der Präsentation).

Nicht erwähnt wird ein weiteres Kernergebnis der Studie:

   - Nur 3,3 Prozent (!) der Befragten geben an, der 
     Lebensmittelindustrie "voll und ganz" zu vertrauen, nur weitere 
     11 Prozent vertrauen der Industrie "eher". Das sind die mit 
     Abstand schlechtesten Werte in der Befragung (zum Vergleich: den
     Verbraucherzentralen vertrauen 23,5 Prozent voll und ganz, 47 
     Prozent eher; Folie 12 in der Präsentation).

"Der Umgang mit der eigenen Studie zeigt erschreckend klar, welch gestörtes Verhältnis weite Teile der Lebensmittelwirtschaft zu Transparenz und Wahrheit haben", erklärte foodwatch-Sprecher Martin Rücker. "Ganz bewusst vermischt die Lebensmittelwirtschaft Werbebotschaften mit objektiver Information: Auf den meisten Lebensmitteletiketten lässt sich die Anzahl neutraler Informationen an einer Hand abzählen. Der von der Lebensmittelwirtschaft beklagte 'Overkill' kommt durch das Übermaß an Werbebotschaften, nichtssagenden Siegeln und sinnfreien Qualitätsversprechen zustande. Es ist kein Wunder, dass diese oft verzerrenden Pseudo-Informationen die Kunden nerven und überfordern."

Ende August 2014 hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage im Auftrag von foodwatch durchgeführt. Ergebnisse dieser Befragung:

   - 69 Prozent der Verbraucher wünschen sich mehr Informationen über
     Lebensmittel direkt auf der Verpackung.
   - Vor allem Informationen über die Herkunft der wichtigsten 
     Zutaten sind für 88 Prozent der Verbraucher wichtig - bei den 
     meisten Lebensmitteln müssen hierzu keine Angaben gemacht 
     werden.
   - 74 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass es "sehr 
     schwierig" sei, die Qualität von Lebensmitteln anhand der 
     Angaben auf der Verpackung richtig zu beurteilen.
   -------- Quellen ---------
   - Pressemitteilung von "Die Lebensmittelwirtschaft" zur Studie 
     "Verbraucherverständnis von Transparenz": http://bit.ly/1tbgTTf
   - Präsentation der Studie von Studienautor Prof. Dr. Achim Spiller
     (Uni Göttingen): http://bit.ly/1vHKllH
   - Repräsentativbefragung von TNS Emnid im Auftrag von foodwatch: 
  www.foodwatch.de/verbraucherreport2014

Pressekontakt:

foodwatch e.V.
Martin Rücker
E-Mail: presse@foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90

Original-Content von: foodwatch e.V., übermittelt durch news aktuell

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