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Stuttgarter Zeitung: Interview mit Gewerkschaftschef Berthold Huber zur Metalltarifrunde 2010: IG Metall will Lohnzurückhaltung üben

Stuttgart (ots)

Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber hat für
die Tarifrunde Anfang 2010 eine zurückhaltende Lohnpolitik seiner 
Gewerkschaft angekündigt. "Ich sehe im Moment nicht, dass wir große 
Entgeltforderungen stellen werden", sagte er im Interview der 
"Stuttgarter Zeitung" (Montagausgabe). "Eine Krise ist für die 
Gewerkschaften nie der Fanfarenstoß für Erfolge an der Entgeltfront."
Demnach wird die IG Metall keine Lohnforderung im üblichen Sinne 
erheben. Mit der klassischen Formel der Tarifverhandlungen, die sich 
aus Inflation und Produktivität zusammensetzt, "werden wir diesmal 
nicht weiterkommen", sagte Huber. Die Produktivitätsentwicklung sei 
negativ, weil wegen der Kurzarbeit weniger produziert werde. Die 
Inflation liege im Gesamtdurchschnitt des Jahres bei 0,3 Prozent. 
Zudem "hatten wir in den letzten Monaten eine negative 
Preissteigerungsrate". Nach dem Herbstgutachten der 
Wirtschaftsforschungsinstitute sei für 2010 eine Inflationsrate von 
0,6 Prozent zu erwarten. "Sodann haben wir noch eine Altlast zu 
erfüllen, indem wir 0,4 Prozent zur Finanzierung der Altersteilzeit 
einbringen", sagte Huber. "Alles in allem ist die Luft wirklich 
dünn." Vielmehr würden die Themen Beschäftigung, Verhinderung von 
betriebsbedingten Kündigungen und Übernahme von Auszubildenden "die 
großen Herausforderungen sein, um die es in der Tarifrunde geht". Er 
sei zutiefst überzeugt davon, dass dies dem Gefühl vieler Mitglieder 
entspreche. Vieles stehe und falle allerdings mit der Frage, ob die 
Regelung zum Kurzarbeitergeld ins nächste Jahr verlängert werde.
Die IG Metall habe in den Tarifpolitik letztlich immer einen 
pragmatischen Kurs gefahren, betonte der Vorsitzende. In der Krise 
1993 bis 1995 hätten die Arbeitgeber eine Absenkung der Löhne um fünf
Prozent gefordert. Am Ende habe es neben dem Tarifvertrag zur 
Beschäftigungssicherung eine schwarze Null aus Arbeitnehmersicht 
gegeben. "Heute höre ich keine Forderung der Arbeitgeber nach einer 
Absenkung der Tarifentgelte", sagte Huber. "Insofern haben sie 
offensichtlich etwas dazu gelernt." Auch an der Gewerkschaftsbasis 
erkenne er im Moment keine zugespitzte Debatte über Lohnforderungen. 
"Unser Motto ,Keine Entlassungen' trägt", sagte Huber der 
"Stuttgarter Zeitung". "Wenn das nicht mehr hält, sieht alles anders 
aus", warnte die Arbeitgeber vor einer Kündigungswelle.

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Telefon: 0711-7205-1132

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