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Lausitzer Rundschau: zu: Deutsch-französischer Gipfel

Cottbus (ots)

Es war alles wunderbar gestern beim
Zusammentreffen der französischen und deutschen Ministerriege. Es gab
nicht den Hauch von Unstimmigkeit und als kleine Zugabe die 
Unterschriften unter schöne Verträge. Ganz alltäglich harmonisch war 
das alles, obwohl doch solche gemeinsamen Kabinettsitzungen zweier 
Nationen tatsächlich etwas ganz ungewöhnliches sind. Nun ist genau 
diese Harmonie, dieses so Alltägliche, das uns Monsieur Chirac und 
Madame Merkel vorführten, aber leider auch das Problem. Es steckt für
die zelebrierte Gemeinsamkeit leider zu viel an Problemen unter den 
roten Teppichen.
In Berlin und in anderen europäischen Hauptstädten wird 
beispielsweise mit gutem Grund die Frage gestellt, ob Paris mit 
seiner Industriepolitik nicht ständig gegen den Geist der 
europäischen Integration verstößt und zum schlechten Vorbild wird für
alle Länder, die in Versuchung stehen, ihre Märkte wieder 
abzuschotten. Auf dem Gipfeltreffen erledigt sich solch ein Thema 
angeb-lich mit ein paar Hinweisen des französischen Gastes auf 
Statistiken. Das mag nun auch Alltag sein, es ist allerdings dann 
tatsächlich nichts anderes als alltägliche Ignoranz.
Das deutsch-französische Verhältnis war ja schon immer und ist jetzt 
erst recht mehr als der eine oder andere Brückenschlag über den Rhein
oder ein bisschen Regionalpolitik für die südwestdeutschen 
Grenzregionen. Es ist Indikator für den Stand der Dinge in Europa 
überhaupt. Es hat direkte Wirkung auf alle unsere Nachbarn, 
insbesondere auf Polen. Und in Warschau beobachtet man sehr genau, 
was sich tut zwischen Berlin und Paris.
Nun kann keiner der Bundeskanzlerin übel nehmen, wenn sie sich nach 
wenigen Wochen im Amt noch etwas zurückhält mit deutlichen Worten. 
Sie aber kann nun auch nicht erwarten, dass die Nation schon deswegen
in Verzückung fällt, weil ihr Englisch passabel ist und bislang noch 
ein Zusammenstoß mit außenpolitischen Fettnäpfen vermieden wurde.
Es wird allmählich Zeit, dass wenigstens einige der drängenden Fragen
zugelassen werden, die Europa im Jahre 2006 beschäftigen. Dazu gehört
die Maßlosigkeit, mit der Frankreich versucht, seine Monopole - etwa 
auch im Energiesektor - zu verteidigen. Dazu gehört auch die Frage 
nach der Zukunft des Weimarer Dreiecks, also der engen Verzahnung der
deutschen und französischen Politik mit Polen. Das sind im Übrigen 
auch die Fragen, die jenseits der Rheinprovinzen, beispielsweise in 
der Lausitz, interessieren.

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