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Lausitzer Rundschau: Der Wert der Arbeit Zum Streit über einen Mindestlohn

Cottbus (ots)

Lange Zeit gab es ein Totschlagsargument gegen den Mindestlohn: Ist er zu niedrig, bewirkt er nichts, ist er zu hoch, vernichtet er Arbeitsplätze. Inzwischen tun sich jedoch die Gegner von Lohnuntergrenzen mit dieser plakativen Begründung schwer. Jedenfalls ist sie nur noch selten zu hören. Irgendetwas muss also passiert sein, dass die holzschnittartige Betrachtung nicht mehr recht ziehen will. Ganz einfach: Die Arbeitswirklichkeit hat sich verändert. So schön es ist, dass Deutschland immer neue Beschäftigungsrekorde feiern kann, Tatsache bleibt, dass dieses Jobwunder mit zum Teil katastrophal niedrigen Löhnen erkauft wird. Nun kann man durchaus auf dem Standpunkt stehen, dass eine schlecht bezahlte Arbeit immer noch besser ist als gar keine. Wenn Unternehmen daraus allerdings ein Geschäftsmodell machen und mit Vorsatz staatliche Transfers für ihre Belegschaft einkalkulieren, wird die Lage kritisch. Indizien dafür gibt es zuhauf. Bis vor Kurzem galt die Zeitarbeit als Schmuddelkind bei der Vergütung. Doch seit sich die Tarifpartner dort auf allgemeine Mindestlöhne geeinigt haben, weichen Betriebe auf ein bis dato eher weniger genutztes Instrument aus: die Werkverträge. Hier herrscht praktisch noch ein rechtsfreier Raum bei der Entlohnung, den sich die Schwarzen Schafe in der Arbeitgeberschaft zunutze machen. Das Ergebnis sind Hungerlöhne wie etwa in vielen Schlacht- und Fleischzerlege-Betrieben. Ob dort massenhaft Leute plötzlich ohne Job dastünden, wenn die Löhne steigen würden? Wohl kaum. Eher hätte der Verbraucher die Folgen über einen höheren Preis zu tragen. Angesichts der Super-Billig-Angebote gerade bei Fleisch erscheint das aber durchaus vertretbar. Sicher: Nicht in jeder Branche wird das so funktionieren. Deshalb ist auch ein Einheitsmindestlohn von 8,50 Euro, wie von Gewerkschaften und Opposition gefordert, kein Königsweg. Großbritannien zum Beispiel hat gute Erfahrungen damit gemacht, dass eine unabhängige Expertengruppe die Mindestvergütung regelmäßig neu festlegt. Aber die Grundrichtung stimmt. Wenn sich kürzlich sogar die Tarifpartner im Friseurhandwerk auf Lohnuntergrenzen geeinigt haben, ein Dienstleistungszweig mit besonders krassen Niedrigstlöhnen, dann sollte das auch Skeptikern zu denken geben. Nicht zuletzt deshalb, weil inzwischen auch viele Firmen selbst unter Wettbewerb etwas anderes verstehen als gnadenloses Lohndumping. Die Notwendigkeit einer angemessenen Bezahlung lässt sich also nicht nur sozialpolitisch rechtfertigen, sondern auch wirtschaftlich. Besonders die Oppositionsparteien werden damit kräftig Wahlkampf machen. Im Streit um den Mindestlohn haben sie zweifellos die besseren Argumente.

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