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Lausitzer Rundschau: Ein trauriges Bild von Europa Zum Verhältnis zwischen Deutschen und Briten

Cottbus (ots)

Der laufende Streit zwischen Deutschland und Großbritannien ist exemplarisch, und er ist leider nicht der einzige in Europa. Im Stil hat die deutsche Seite den Ton vorgegeben. Da ist Volker Kauders arroganter Satz: "Jetzt wird in Europa Deutsch gesprochen" nur die Spitze des Eisbergs. Die Deutschen treten seit geraumer Zeit auf, als seien sie die einzigen Leistungsträger Europas. Hier stimmt der Ton einfach nicht. Man muss nicht an die alliierte Aufbauhilfe erinnern, um festzustellen, dass die deutsche Stärke eben nicht nur den eigenen Leistungen entspringt, sondern dem europäischen Verbund und vor allem dem Euro zu verdanken ist. Ohne diese beiden Strukturen hätte die deutsche Exportwirtschaft nie solche Erfolge feiern können. Jetzt steht Deutschland vor der Rechnung für diese Schieflage im europäischen Handel und möchte ohne eigenen Beitrag davonkommen. Angela Merkel sagt "Mehr Europa", aber will keine Transferunion. Deutschland handelt derzeit nach dem Prinzip: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Großbritannien ebenso. Es möchte weiter auf die Finanzmärkte als Einkommensquelle setzen, weil es die verhängnisvolle Entindustrialisierung der Thatcher-Ära nicht so schnell rückgängig machen kann. In Rest-Europa jedoch ist nach etlichen Irrungen und Wirrungen die Erkenntnis gereift, dass nur eine gesunde Mischstruktur aus Wissenschaft, Industrie und Dienstleistung, gepaart mit harmonisierten und gerechten Steuern und Schuldenabbau Zukunft verspricht. Da kann nicht ein Land komplett ausscheren. Wenn London in der EU bleiben will, wird es nicht umhin kommen, die Thatcher-Ära zu korrigieren, wenigstens im Finanzsektor. Die in England zunehmend diskutierte Alternative, es ohne EU zu versuchen, ist in den Zeiten der Globalisierung ein Gedanke, den man nur mit der isolierten Kommunikation des Landes, vulgo Inselkoller, erklären kann. Unter dem Druck der Euro-Krise scheint Europa derzeit regelrecht zu zerfallen, auch emotional. Das ist traurig nach all den erfolgreichen gemeinsamen Jahren. Das wird zuerst ökonomisch gefährlich, ehe es den Kontinent dann ganz schnell auch politisch weit zurückwirft. Wer noch bei Trost ist, wird diese Entwicklung jetzt zu stoppen suchen. Wenigstens im Stil haben Angela Merkel und David Cameron gestern für ihre beiden Länder dafür so etwas wie einen Anfang gemacht. In der Sache muss er noch kommen.

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