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Lausitzer Rundschau: Zur neuen, rot-roten Koalition in Brandenburg
Aus Ohnmacht geboren

Cottbus (ots)

Eine Frage immerhin beantwortet Brandenburgs
SPD-Parteichef Matthias Platzeck mit seiner Stimme für ein rot-rotes 
Bündnis in seinem Bundesland. Die Bundesrepublik, das in 
60Jahren gereifte demokratische Gemeinwesen, kann auch 
diejenigen umarmen, die es einst als Anhänger einer kommunistischen 
Diktatur bekämpften. Von diesem Schritt der Integration profitieren 
Geläuterte wie Unbelehrbare gleichermaßen und er hat seine guten 
Seiten. Aber die neue Potsdamer Koalition wurde leider nicht solch 
lobenswerter Motive wegen geboren. Sie ist kurioserweise das Ergebnis
eines Urnengangs, der zwar SPD und CDU stärkte, wegen des Einzugs von
Liberalen und Grünen aber ihre parlamentarische Mehrheit schrumpfen 
ließ. Die von den SPD-Strategen in den letzten Wochen wieder und 
wieder ins Feld geführten Argumente, man könne sich bei nur fünf 
Abgeordneten mehr nicht sicher sein, haben letztlich den Ausschlag 
gegeben. Platzeck wird bei der Kabinettsneubildung den einen oder 
anderen Abgeordneten enttäuschen müssen und er hat zwar wenige, aber 
doch eine Handvoll Abgeordnete in der Fraktion, die auf keinen Fall 
mit der CDU weiter machen wollen. Da könnte es selbst bei einer 
disziplinierten CDU eng werden. Mit der Linken verfügt Platzeck über 
eine Mehrheit von zwölf Sitzen - was reichen müsste.
So gesehen ist Rot-Rot in Potsdam für die Sozialdemokraten der Preis 
der Angst vor dem Machtverfall -ein Zeichen der Ohnmacht. Platzeck 
fürchtete die Heckenschützen aus den eigenen Reihen. Denn inhaltlich 
ist beim besten Willen nicht auszumachen, wo denn die Punkte liegen 
könnten, die das Zusammengehen mit den Christdemokraten verhinderten.
Alle Punkte, in denen CDU und SPD unterschiedliche Ansätze hatten, 
wurden angesprochen und weitgehend ausgeräumt. Beim Schüler-Bafög wie
auch beim Vergabegesetz mit Mindestlohngarantie hatten die 
Christdemokraten weitestgehende Kompromissbereitschaft signalisiert. 
Sie wollten eine Fortsetzung der Koalition nicht wegen solcher, 
weitgehend symbolischer Fragen scheitern lassen. Auch bei den 
finanzpolitischen Überlegungen war man sich in großen Teilen einig. 
Die Spielräume waren dort wegen der Haushaltsnotlage sowieso sehr 
eng.
Für das Land jedenfalls wird die Zangengeburt, in deren Folge jetzt 
angesichts der gewaltigen Haushaltslöcher weiterregiert werden muss, 
zu einer schweren Belastung. Denn die neue Koalition nährt sich von 
der Illusion, ein starker Staat könne das Leben gerechter gestalten. 
Das Land aber ist nicht stark, es ist viel eher pleite. Um wieder 
handlungsfähig zu werden, bedarf es des Mutes zur tiefgreifenden 
Veränderung. Dafür aber gibt es bei der Linkspartei viel zu wenige. 
Die Mehrzahl ihrer treuen Anhänger und Funktionäre lebt von dem 
Gefühl, endlich wieder dabei sein zu dürfen. Und die Wähler werden 
sich noch verwundert die Augen reiben, wozu solche Gefühle dann 
taugen. Dass dafür dann als Nebelkerze eine absurde Diskussion um die
Stasi-Vergangenheit von Kerstin Kaiser angezettelt wurde, passt zu 
den Merkwürdigkeiten dieser Koalitionsbildung. Die sitzt jetzt als 
Fraktionschefin am Kabinettstisch und hat damit angeblich den Weg 
freigemacht. Da wird der Wähler aber für dümmer gehalten, als er ist.

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