Alle Storys
Folgen
Keine Story von TELE 5 mehr verpassen.

TELE 5

Anthony Hopkins im Tele 5-Interview: "Nie wieder Hannibal"/ "Ich will keine Schurken mehr spielen"

Anthony Hopkins im Tele 5-Interview: "Nie wieder Hannibal"/ "Ich will keine Schurken mehr spielen"
  • Bild-Infos
  • Download

München (ots)

Oscarpreisträger Sir Anthony Hopkins im Tele 5-Interview über 
Streits mit Regisseuren, seine schwierigste Rolle und den Segen des 
Alters.
Tele 5 zeigt am 5. Mai um 20.15 Uhr 'Hearts in Atlantis' mit 
Anthony Hopkins
Tele 5: Sie werden dieses Jahr 72. Das verändert auch die Rollen, 
die beruflichen Möglichkeiten. Wie gehen Sie damit um?
Anthony Hopkins: Nun... Ich fühle mich ja nach wie vor jung, jung 
im Herzen, obwohl ich alt werde. Ich bin ein bisschen sanfter 
geworden. Ich denke, wenn man älter wird, wird man auch sensibler und
bekommt eine bessere Perspektive auf gewisse Dinge. Vor ein paar 
Jahren habe ich herausgefunden, dass es der Regisseur ist, der die 
Verantwortung für einen Film trägt. Davor habe ich mich immer mit 
Regisseuren gestritten, zum Teil ganz schlimm, Schreiereien am Set 
und so.
Wenn Sie auf sich selbst zurückschauen, wie Sie als junger Mann 
waren: Würden Sie sagen, Sie waren ein Hitzkopf?
Ja, ein bisschen.
Sind Sie stolz darauf? Oder schämen Sie sich?
Ich bedaure nichts. Wenn man jünger ist, hat man eine Menge Ideen 
und ist viel unsicherer. Die Schauspielerei ist eine Arbeit, die 
unglaublich verunsichert, wenn man sich nicht völlig vor der 
Außenwelt verschließt. Solche Typen kenne ich natürlich auch. Das ist
mir aber eher unsympathisch, dieses heilige Auf-hohem-Sockel-Sitzen. 
Ich arbeite viel mit jüngeren Schauspielern zusammen und kann alle 
ihre Unsicherheiten sehen. Ich mache mich darüber nicht lustig, weil 
ich weiß, was sie durchmachen. Wenn man älter wird, denkt man: Es ist
nur ein Film, keine Gehirnoperation. Ich mache meinen Job, dafür 
werde ich bezahlt, und ich bin immer gut vorbereitet. Wenn ich am Set
auftauche, bin ich entspannt und irgendwie läuft es dann schon. Ob 
das Ganze dann gut oder schlecht wird, weiß ich nicht, ich war schon 
in einigen schlechten Filmen, und habe trotzdem gut gespielt. Ich bin
vor vielen Jahren auf diesen Zug namens Show-Business aufgesprungen 
und noch immer unterwegs. Es war also eine angenehme Reise.
Sie haben mal gesagt, Sie wären aus Dummheit Schauspieler 
geworden, Sie hätten sich für nichts interessiert...
Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe wahrscheinlich nur 
gesagt, dass ich nicht wusste, was ich nach der Schule machen sollte.
Darum bin ich Schauspieler geworden. Ich hatte keine besondere 
Begabung. Akademisch war ich nicht gut. Ich war eher langsam. Andere 
Kinder in der Schule taten sich viel leichter. Wir hatten einen, der 
war ein richtiges Genie; ich weiß nicht warum, aber er endete als 
Lastwagenfahrer. Ich hasste ihn! [Lacht] Er hat nie seine 
Hausaufgaben gemacht und trotzdem alles gewusst. Ich hatte diese 
Verstandesstrukturen nicht - wir sind alle anders, denke ich. Einige 
sind Musiker, einige Lastwagenfahrer, Journalisten, Schauspieler...
Hat sich Ihre Herangehensweise an Rollen mit der Zeit geändert?
Ich habe seit jeher die gleiche Methode. Ich komme vom Theater. 
Also lerne ich erst einmal die Dialogsätze. Ganz wörtlich, bis ich 
jedes Wort auswendig kann. Ich lese das ganze Drehbuch höchstens 
zweimal, dann geht es nur noch um meine eigenen Sätze. Ich versuche 
so eine Art Rhythmus in meinen Kopf zu kriegen, und daran merke ich, 
was gut funktioniert, und was noch nicht. Bei manchen Passagen denke 
ich dann: "Das ist interessant", und überlasse ihnen das Feld, sie 
können mich in neue Gegenden bringen. Mit der Zeit beginne ich dann, 
mich wie ein anderer zu fühlen oder besser gesagt ein anderes Stück 
von mir selbst zu benutzen.
Ist Rhythmus der Hauptweg, um sich Ihre Rollen anzueignen?
Ich vermute das. Ich analysiere das eher nicht, aber als kleines 
Kind begann ich Klavier zu spielen. Eine Zeit lang wollte ich Musiker
werden. Das sage ich jetzt, im Rückblick - ich weiß nicht mehr, wie 
sehr ich das wirklich wollte. Ich habe keinerlei Technik, aber das 
Klavier spiele ich bis heute, und ich improvisiere gern.
Sie haben sich mit dem experimentellen Film 'Slipstream' auch als 
Regisseur versucht
Das Script habe ich ohne alle Erwartungen geschrieben. Es war eine
Kreativitätsübung zum eigenen Vergnügen, einfach so, zur inneren 
Befriedigung. Während ich es schrieb, dachte ich mir nur: Was soll 
schon passieren, wenn ich ein schlechtes Script schreibe? Stecken sie
mich ins Gefängnis? Wenn man ohne Furcht oder Erwartungen ist, kann 
man alles tun.
Haben Sie eigentlich ein Vorbild unter Ihren Schauspielerkollegen?
Unbedingt! Richard Burton war immer schon mein Vorbild. Er war 
Waliser wie ich und kommt aus der gleichen Stadt. Ich wollte so 
werden wie er.
Sie haben oft dunkle, abgründige Rollen gespielt: Natürlich 
"Hannibal the cannibal", Hitler, den Glöckner von Notre Dame, Nixon, 
Othello, Titus Andronicus, den König Heinrich II.... Welche war 
bisher Ihre schwierigste Rolle?
Nixon. Ich wollte das erst nicht spielen. Da kam Oliver Stone nach
England, ich hatte schon abgelehnt, und er wollte mich trotzdem 
treffen. Es war an einem Morgen im Hyde Park Hotel. Er sagte: "Du 
kneifst, was?" Und ich hatte einen Augenblick der Klarheit: Ich 
begriff, dass ich die Wahl hatte, in England zu bleiben und nette 
langweilige Rollen in BBC-Filmen zu spielen, oder in die USA zu 
fliegen und mit diesem verrückten Regisseur zu arbeiten. Und entweder
aufs Kreuz zu fallen, oder einen Erfolg draus zu machen. Ich dachte: 
"Okay, ich riskiere es." Und ich erinnere mich, wie ich das Drehbuch 
lernte und dauernd dachte: "Was habe ich getan? Was für ein 
Alptraum!" Dann flog ich nach Kalifornien ins Studio, wir hatten die 
ersten Proben, und ich begriff, dass ich mich in den Händen eines 
großartigen Regisseurs befand.
Sie sind weltberühmt geworden als Hannibal Lecter. In der 
Filmgeschichte wird das vermutlich die "Rolle seines Lebens" sein. 
Ist Hannibal Lecter heute eine Bürde für Sie?
Ich bin eigentlich ein ganz glücklicher Mensch, darum will ich 
nicht mehr so gern Schurken spielen. Mit Hannibal bin ich durch. Aber
ich denke, er wäre ein hochinteressanter Gesprächspartner beim Esssen
- vorausgesetzt, man ist dieses Essen nicht gleich selber. [Lacht 
grimmig]
Interview: Rüdiger Suchsland
Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung (auch auszugsweise) 
honorarfrei nur bei aktuellem Programmhinweis auf Tele 5 und bei 
Nennung der Quelle.

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Tele 5 Pressestelle: Michaela Simon, Tel. 089-649 568-172, E-Mail:
presse@tele5.de
Informationen und Bilder zum Programm auch auf www.tele5.de in der
Presselounge

Original-Content von: TELE 5, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: TELE 5
Weitere Storys: TELE 5