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"Ich bin vor jeder Aufführung nervös" - Klaus Maria Brandauer im Exklusiv-Interview mit Tele 5 // Free-TV-Premiere auf Tele 5: 'Die Geschichte der Dorothy Dandridge, So., 16. November, 20.15 Uhr.

"Ich bin vor jeder Aufführung nervös" - Klaus Maria Brandauer im Exklusiv-Interview mit Tele 5 // Free-TV-Premiere auf Tele 5: 'Die Geschichte der Dorothy Dandridge, So., 16. November, 20.15 Uhr.
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München (ots)

Der Theater-Star (65) spricht im Exklusiv-Interview mit Tele 5 
über Halle Berrys Oscar-Triumph, Nervosität im Beruf und 
Kopfhautmassagen am Filmset.
Tele 5: Sie spielen in 'Die Geschichte der Dorothy Dandridge' den 
in die USA immigrierten österreichischen Regisseur Otto Preminger. 
Haben Sie diesen mal kennen gelernt?
Klaus Maria Brandauer: Nein, leider nie persönlich. Aber sein 
Bruder Ingo Preminger hat den ersten Film produziert, in dem ich 
mitgespielt habe, das war 'The Salzburg Connection' im Jahr 1972.
Hat Ihnen Ingo von seinem berühmten Bruder erzählt?
Er hat erzählt, dass sein Bruder Otto Haarausfall hatte und dass 
er ihm vorgeschlagen hat, er solle sich doch eine Glatze schneiden 
lassen, dann würden die Haare wieder wachsen. Dem war dann nicht so 
und es gab ein längeres Zerwürfnis zwischen den Brüdern.
Haben Sie sich denn für 'Dorothy Dandridge' eine Glatze schneiden 
lassen?
Nein, mir wurde deshalb jeden Morgen vor Drehbeginn eine fast 
fünfstündige Massage-Kopfbehandlung zuteil, wo man mir über meine 
Haare einen ganz feinen Hautersatz legte. Das war furchtbar, weil ich
so früh aufstehen musste, aber auch großartig, weil ich dadurch in 
eine fast tranceartige Konzentration hineinkam.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Wenn ich eine reale Person spielen soll, dann weiß ich natürlich 
schon im Vorfeld über deren Biografie Bescheid, aber im Grunde läuft 
das anders. Als Schauspieler muss ich jede Figur, die ich spiele - 
egal ob historisch oder literarisch - nicht  nachbilden, sondern neu 
kreieren, also auf meine Weise neu schaffen. Dafür muss ich auf mein 
eigenes Leben, auf meine eigenen Erfahrungen zurück greifen. Wenn Sie
so wollen, habe ich mich also immer schon mein ganzes Leben auf die 
Rollen vorbereitet, die ich gerade spiele. Es war natürlich toll, 
sich auf diese Weise einem Menschen wie Otto Preminger anzunähern. 
Ich glaube, dass er mit 'Carmen Jones' großen Anteil daran hat, dass 
heute ein amerikanischer Politiker von dunkler Hautfarbe 
Präsidentschaftskandidat werden konnte. Vor 50 Jahren war es eine 
Sensation, dass jemand einen Film macht, bei dem in den Hauptrollen 
nur Farbige spielen.
Preminger hat Dandridge später wie eine heiße Kartoffel fallen 
gelassen...
In der Tat, so war es. Ein Mensch wie viele andere auch. Er hat 
sich erst verknallt in eine fantastisch aussehende und begabte Person
und sich dann zurückgezogen, weil er verheiratet war.
Was braucht es, um ein guter Filmschauspieler zu sein?
Wenn Sie einen Journalisten zu spielen haben, der ein Interview 
macht und ich einen Schauspieler, der das Interview gibt, und wir 
beide können so reden, wie wir das tun, obwohl die Kamera läuft, sind
wir beide gute Filmschauspieler. Mehr braucht es dazu gar nicht. Film
hat viel mit einer großen Selbstverständlichkeit zu tun und die 
wichtigste Aufgabe ist es, diese angesichts des umfangreichen 
Apparates immer wieder herzustellen.
Hatten Sie als gestandener Schauspieler bei der Entstehung des 
Films der damals recht unbekannten Halle Berry gegenüber Vorurteile?
Ich kannte sie vorher nicht und habe schnell bemerkt, dass sie 
eine fantastische Kraft besitzt und auch hervorragend singen und 
tanzen kann. Es hat mir großen Spaß gemacht, mit ihr zu spielen und 
mich in sie zu verlieben, nur im Film natürlich!
Halle Berry hat für den Film den Golden Globe bekommen. Haben Sie 
ihre Karriere weiter verfolgt?
Sie hat später für 'Monster's Ball' den Oscar bekommen, das hat 
mich gefreut. Auch, weil sich so in gewisser Weise der Film 'Dorothy 
Dandridge' erfüllt hat und Halle Berry einen Oscar gewonnen hat, was 
ja der Dandridge Jahrzehnte zuvor noch verwehrt worden ist.
Wie wichtig sind Ihnen denn Preise?
Es freut mich, weil Preise ja von Interesse und von Respekt zeugen
und es freut natürlich auch die Leute, die mich kennen. Meine 
inzwischen verstorbenen Eltern hat es eigentlich immer mehr gefreut 
als mich.
Es gibt also keinen Preis, den Sie ablehnen würden?
Das kommt darauf an. Ich war bisher noch nie in der Situation, 
über eine solche Ablehnung ernsthaft nachzudenken.
Kürzlich lief wieder der James-Bond-Film 'Sag niemals nie' im 
Fernsehen Schauen Sie sich so was noch an?
Es passiert eher zufällig, im Fernsehen oder im Flugzeug, dann 
schaue ich auch mit Freude hin. Ich arbeite ja gern und viel und bin 
deswegen eher mit den Dingen befasst, die mich gerade beschäftigen.
Können Sie sich denn vorstellen, dass Sie dem Schauspielberuf 
irgendwann Adieu sagen?
Ich weiß gar nicht, dass ich ihn habe und wie ich dazu kam. Das 
ist eine Parallelerscheinung meines Lebens.
Welche Art von Film käme für Sie niemals in Frage?
Ich würde es lieber andersrum formulieren, ich muss eine Haltung 
zu den Dingen, einen gesellschaftlichen Beweggrund spüren, dann bin 
ich gern dabei. Das ist die grundsätzliche Voraussetzung für eine 
Arbeit.
Zum Beispiel?
Bei den drei Filmen, die ich zusammen mit István Szabó gemacht 
habe, ist das so - "Mephisto", "Oberst Redl" und "Hanussen". Ich bin 
überhaupt nicht gegen Unterhaltung, im Gegenteil, darauf hat der 
Zuschauer natürlich ein Anrecht. Aber die Haltung der Leute, die 
einen Film machen, muss im Endprodukt zu spüren sein.
Generell scheinen Sie der Filmschauspielerei nicht so viel 
abgewinnen zu können.
Film ist so eine wunderbare Möglichkeit - aber ich habe das Medium
nie als meine Hauptsache begriffen. Ich habe diese Situation auf der 
Theaterbühne  irrsinnig gern: drei Wände um mich herum sind stumm und
die vierte Wand atmet. Dennoch: als Don Karlos oder Hamlet können sie
vielleicht tausend Leute erreichen, im Film bestenfalls Millionen, 
das hat schon eine große Faszination.
Ich habe gelesen, dass Sie gerne mit Kubrick gearbeitet hätten?
Kontakte gab es immer wieder. In einer Zeitung war zu lesen, das 
hätte die Krönung meiner Laufbahn sein können. Mit Verlaub, von 
Sydney Pollack bis Istvan Szabó, das ist ja auch was. Man kann ja das
Leben nicht an dem messen, was nicht stattgefunden hat, sondern nur 
an dem, was war! Andernfalls würden ja wir alle ziemlich schlecht 
abschneiden, oder?
Warum haben Sie Ihre Schauspielausbildung nach nur zwei Semestern 
abgebrochen?
Ich habe nicht wirklich abgebrochen, sondern eines Tages war ein 
Intendant da, der nach einem Darsteller für ein Shakespeare-Stück 
suchte. Einer der Schauspielschüler sprach vor, ich musste als Eleve 
sein Dialogpartner sein, woraufhin der Intendant sagte: "Den nehme 
ich!" Der Schüler kam runter, doch der Intendant winkte ab. "Nicht 
Sie, ich meine den Kleinen da!" Damit meinte er mich. Weil ich gerade
Vater wurde, habe ich gedacht, es ist nicht schlecht, etwas Geld zu 
verdienen. Also habe ich im Alter von 19 Jahren am Geburtstag meines 
Sohnes Christian meinen ersten Theatervertrag unterschrieben. Und 
seit dieser Zeit bin ich dabei.
Zurzeit spielen Sie in 'Der zerbrochene Krug' den Dorfrichter 
Adam. Was zieht Sie auch heute wieder auf die Bühne?
Ich glaube, dass Theater heute noch genau so wichtig ist wie 
früher und vielleicht steigt seine Bedeutung sogar wieder. Wir leben 
in einer Zeit der absoluten Reizüberflutung auf allen Ebenen. Dagegen
setzt Theater einen völlig anderen Entwurf. Zwei Stunden 
Konzentration auf eine Geschichte, die wenn sie gut erzählt wird, 
Unterhaltung und Belehrung bietet. Daran mitzuwirken bedeutet mir 
wirklich sehr viel.
Schalten Sie auch bewusst ab vor einer Theater-Aufführung?
Es gibt Kollegen, die kennen kein Lampenfieber. Bei mir ist das 
nicht so. Ich bin ziemlich nervös vor jeder Aufführung. Wäre ich das 
nicht, würde ich nicht in die nötige Konzentration gelangen. Es kommt
so viel zusammen, was stimmen muss. Man darf sich nicht belügen, denn
dann hat man keine Chance beim Publikum. Wer sich mit wenig zufrieden
gibt, bekommt auch wenig zurück.
Interview: Steffen Wulf, Tele 5
Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung (auch auszugsweise) 
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Bei Rückfragen:
Steffen Wulf, Jochem Becker
Tel. 089-649568-174, -176, Fax. -119,
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