AGA-Wirtschaftstest: Situation der norddeutschen Händler spitzt sich zu // Bürokratie belastet Wertschöpfung
Hamburg, 14. Juli 2025. Die norddeutschen Händler und unternehmensnahen Dienstleister werden weiterhin von hohen Kosten und einer sinkenden Nachfrage belastet: Fast die Hälfte der befragten Unternehmen verzeichnete im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang. Dabei sank der Umsatz im 2. Quartal 2025 real um 3,5 Prozent (nominal: -2,5 Prozent). Daneben erwartet die Mehrheit eine Stabilisierung ihrer Umsätze und Gewinne in den kommenden sechs Monaten. Aktuell hindern Bürokratie und die weltpolitische Unsicherheit die Firmen am stärksten an Wertschöpfung.
AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse: "Die Lage im Groß- und Außenhandel ist nicht gut. Dabei ist die größte Wachstumsbremse hausgemacht: Bürokratie und Überregulierung lasten schwer auf den Schultern der Händler. Die Unternehmen kämpfen zugleich mit sinkender Nachfrage, neuen Handelshemmnissen und einem zunehmend unberechenbaren internationalen Umfeld. Das Gift der Unsicherheit liegt über dem Land."
"Europa muss geschlossen auftreten, gegenüber den USA wie auch im Binnenmarkt. Wir brauchen ein Handelsabkommen, das unsere Interessen schützt, und einen Binnenmarkt, der seinen Namen verdient: offen, effizient, wachstumsorientiert. Doch statt mutiger Wirtschaftspolitik erleben wir weiterhin kleinteilige Regelungswut. Wenn jetzt nicht gehandelt wird – bei Entlastungen, in der Handelspolitik, bei Investitionsanreizen – droht Deutschland den Anschluss zu verlieren. Die Unternehmen sind bereit. Die Politik muss es auch sein", betont Kruse.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichneten 44 Prozent der befragten Unternehmen einen Umsatzrückgang, 40 Prozent einen gleichbleibenden Umsatz und 16 Prozent einen Anstieg. Ihre Gewinne bezeichneten 56 Prozent als befriedigend, lediglich 13 Prozent als gut. Für die kommenden sechs Monate erwarten die norddeutschen Unternehmen eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage. 57 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Umsätzen, 26 Prozent jedoch mit einer Verschlechterung. Eine konstante Gewinnlage erhoffen sich 51 Prozent der Unternehmen, 41 Prozent erwarten jedoch einen Rückgang der Gewinne.
Der AGA-Indikator für das 2. Quartal 2025 flacht nach zwischenzeitlichem Optimismus im 1. Quartal wieder ab: Insgesamt liegt der Indikator bei 90,3 Punkten (Vorquartal: 102,9 Punkte), und damit getrieben durch eine schwächere Entwicklung im Dienstleistungssektor und im Groß- und Außenhandel unter der wichtigen 100-Punkte-Marke. Während der Dienstleistungssektor bei 113,7 Punkten (Vorquartal: 124,7 Punkte) liegt, steht der AGA-Indikator im Groß- und Außenhandel bei 79,3 Punkten (Vorquartal: 87,9 Punkte). Das ist der niedrigste Wert für den Groß- und Außenhandel seit dem zweiten Quartal 2020, in dem die Coronapandemie für massive Einschränkungen des Welthandels sorgte. Der Einzelhandelssektor weist einen Indikator von 74,1 Punkten (Vorquartal: 86,7 Punkte) auf und verliert somit ebenfalls.
Im Hinblick auf ihre Investitionspläne kommunizieren 56 Prozent der Unternehmen im Jahr 2025 im gleichen Umfang investieren zu wollen wie im Jahr 2024. Im Vergleich dazu planen aber auch 44 Prozent der Unternehmen das Investitionsvolumen zu steigern. Durchschnittlich wollen die Unternehmen 5,3 Prozent ihres Umsatzes investieren. Besonders stark wurde in die Erweiterung im Bereich Umwelt und Energie investiert, 54 Prozent gaben das an.
Zur Jahresmitte wurden die norddeutschen Unternehmen zusätzlich hinsichtlich ihrer Wertschöpfung befragt. Dabei gaben 38 Prozent an, dass Bürokratie das Thema ist, was sie am stärksten an der Wertschöpfung hindert. 36 Prozent gaben weltpolitische Unsicherheit als Grund an. Dem folgt mit 11 Prozent die aktuelle Zollsituation. Im Durchschnitt reduzierten die angegebenen Gründe die Wertschöpfung um 10,4 Prozent.
Die norddeutschen Bundesländer: Im zweiten Quartal 2025 fiel der Umsatz in Hamburg um real 1,7 Prozent (nominal: -0,9 Prozent) und in Schleswig-Holstein um real 3,6 Prozent (nominal: -2,1 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern ging er um real 3,3 Prozent nach unten (nominal: -0,9 Prozent) und in Niedersachsen sank er um real 4,1 Prozent (nominal: -1,9 Prozent). In Bremen sank der Umsatz im zweiten Quartal um real 2,1 Prozent (nominal: +1,1 Prozent).
Das sind zentrale Ergebnisse des Wirtschaftstests, den der AGA Unternehmensverband vom 5. Juni bis zum 4. Juli 2025 unter den norddeutschen Unternehmen durchgeführt hat.
Bei Fragen zur Umfrage wenden Sie sich gerne direkt an:
Benedict Baus
Referent Betriebswirtschaft und Studien
(0170) 46 03 55 1 | benedict.baus@aga.de
Kontakt: Christian Ströder Leiter Kommunikation & PR AGA Unternehmensverband Telefon: (040) 30801-162 E-Mail: christian.stroeder@aga.de Internet: www.aga.de