TÜV SÜD-Akademie begegnet Fachkräftemangel mit großem Erfolg, aber: Scheitert die marktorientierte Qualifizierung schon bald am Geld?
München (ots)
Spart die Bundesagentur für Arbeit (BA) die Weiterbildung zu Tode? Viele Bildungsträger beantworten diese Frage mit Ja. In nur zwei Jahren ist die Zahl der Weiterbildungsteilnehmer auf ein Drittel geschrumpft. Der entsprechende Etat wurde in dieser Zeit auf knapp zwei Milliarden Euro halbiert. Das sind keine guten Aussichten für die über fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland. Dabei steht der Sparkurs bei den Umschulungsmaßnahmen der Nürnberger Arbeitsvermittler im krassen Widerspruch zur Erkenntnis ihres Vorstandsmitglieds Heinrich Alt, dass "wir auf einen akuten Facharbeitermangel zulaufen". Dass der, zumindest zu einem Teil, zu beheben ist, beweisen die Erfahrungen der Akademie von TÜV SÜD in München. Mit Qualifizierungsmaßnahmen, die sich an den konkreten Bedürfnissen des Markts orientieren, half sie schon vielen Unternehmen aus der Facharbeiterklemme. Die Vermittlungsquote: nahe 100 Prozent.
Die Liste der Hilferufe ist lang, und sie wird immer länger: In Leipzig suchte ein großer Freizeitpark händeringend Fachkräfte. Gleiches galt für eine Gießerei in Dresden. Hersteller von Windkraftanlagen hielten auf dem Arbeitsmarkt vergeblich Ausschau nach Servicemitarbeitern für die Wartung der Anlagen. Fehlanzeige meldeten auch ostdeutsche Kunststoffunternehmen bei der Suche nach Verfahrensmechanikern für Kunststoff- und Kautschuktechnik. Doch inzwischen sind die vakanten Positionen besetzt. Nach gezielten Qualifizierungsmaßnahmen, die die Akademie von TÜV SÜD in enger Abstimmung mit den Unternehmen und mit finanzieller Förderung der örtlichen Arbeitsagenturen entwickelte und realisierte, sind nun ehemals Arbeitslose als Fachkräfte tätig, die lange Zeit vergeblich gesucht worden waren.
Jutta Lang, Geschäftsführerin der TÜV Akademie, sieht in der arbeitsmarktnahen Form der Qualifizierung einen sehr zielführenden Weg, dem Facharbeitermangel in Deutschland zu begegnen und die Zahl der Arbeitslosen zu senken. "Die Maßnahmen sind zwar aufwändiger und teurer als das oft praktizierte Gießkannenverfahren, aber letztlich auch viel erfolgreicher", sagt die Weiterbildungsexpertin und weist darauf hin, dass in der Vergangenheit "zu sehr am Markt vorbei" qualifiziert worden sei.
So schulte die Akademie des TÜV SÜD zum Beispiel in Dresden und Leipzig über 100 Arbeitslose zu Gießereimechanikern um. Außerdem wurden fast 70 Arbeitssuchende zu Gießereifachkräften qualifiziert. In Roßlau und Dresden nahmen mehr als 50 Menschen an der Umschulung zum Servicemitarbeiter von Windkraftanlagen teil und in Thüringen schafften 20 Bewerber die Qualifizierung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik. Es gibt viele andere Beispiele solcher erfolgreichen Maßnahmen. "Nach Abschluss der zweijährigen Umschulungs- beziehungsweise sechsmonatigen Fortbildungsmaßnahmen können wir den Teilnehmern eine fast 100-prozentige Garantie der Übernahme geben. Das gibt es sonst nirgends", sagt Jutta Lang und spricht von einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Als Gründe für weit überdurchschnittliche Vermittlungsquoten nennt die Geschäftsführerin der TÜV Akademie neben der bedarfsorientierten Weiterbildung den engen Kontakt zu den Unternehmen, die Fachkräfte suchen, begleitende Praktika sowie das große Potenzial der Kursteilnehmer selbst. "Unter den Arbeitslosen befinden sich sehr viele Menschen, die bei ihrer Ausbildung aufs falsche Pferd gesetzt und einen Beruf angestrebt haben, für den es längst keinen Markt mehr gibt", sagt Jutta Lang. Diese Menschen seien klug, intelligent, heiß auf einen neuen Job und deshalb hoch motiviert und für jede Hilfe dankbar.
Bei den Betrieben, die auf dem Arbeitsmarkt vergeblich nach Fachkräften suchen, handelt es sich zum überwiegenden Teil um mittelständische Unternehmen, die sich eigene Qualifizierungsmaßnahmen nicht leisten können und deshalb auf die finanzielle Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit angewiesen sind. "Außerdem kennen diese Unternehmen in der Regel die arbeitsmarktpolitischen Instrumente nicht genügend. Auch da können wir helfen", sagt Jutta Lang.
Sie bedauert, dass die gezielte Identifizierung des Fachkräftemangels und die Realisierung einer marktorientierten Qualifizierung von der Bildungszielplanung der Bundesagentur für Arbeit nicht hinlänglich berücksichtigt werden. Ob es je dazu kommt, ist äußerst fraglich. Denn nach dem Willen der Bundesagentur dürfen Umschulungsmaßnahmen für Arbeitslose im ersten Jahr nicht länger als sechs Monate dauern. "Das ist viel zu kurz", stellt Jutta Lang fest und befürchtet, dass selbst das bisschen, was an erfolgreicher Facharbeiterqualifikation bislang stattgefunden habe, schon wieder zur Disposition stehen könnte.
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