0,2% Wirtschaftswachstum im Jahr 2002 (Teil 1)
Wiesbaden (ots)
Kurzfassung
Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes nahm das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr real um 0,2% zu. Das war - nach einem Rückgang im Jahr 1993 (- 1,1%) - das schwächste wirtschaftliche Wachstum in Deutschland seit der Wiedergewinnung der deutschen Einheit.
Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995: Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 -1,1% +2,3% +1,7% +0,8% +1,4% +2,0% +2,0% +2,9% +0,6% +0,2%
Zum Wirtschaftswachstum 2002 trug der reale Exportüberschuss (Außenbeitrag) mit 1,5 Prozentpunkten bei; die inländische Verwendung des Bruttoinlandsprodukts ging dagegen um 1,3% zurück. Die Rückgänge der realen Bruttoinvestitionen (- 6,4%) und der privaten Konsumausgaben (- 0,5%) wurden von der Zunahme der staatlichen Konsumausgaben (+ 1,5%) nicht ausgeglichen.
Der Staatssektor wies im Jahr 2002 nach noch vorläufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 77,2 Mrd. Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies 3,7%. Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag liegt bei 3%.
Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet unter www.destatis.de abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen", Reihe 1.1 "Erste Ergebnisse der Inlandsproduktsberechnung", Bestellnummer 2180110-02700 (Verlag Metzler-Poeschel, Verlagsauslieferung SFG-Servicecenter, Fachverlage GmbH, Postfach 43 43, 72774 Reutlingen, Telefon: 07071/935350, Telefax: 07071/935335, E-Mail: destatis@s-f-g.com) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese Reihe kann auch online im Statistik-Shop des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de/shop heruntergeladen werden.
0,2% Wirtschaftswachstum im Jahr 2002
Langfassung
Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes nahm das deutsche Bruttoinlandsprodukt, der Wert der erwirtschafteten Leistung, im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr real um 0,2% zu. Das war - nach einem Rückgang im Jahr 1993 (- 1,1%) - das schwächste wirtschaftliche Wachstum in Deutschland seit der Wiedergewinnung der deutschen Einheit.
Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995: Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 -1,1% +2,3% +1,7% +0,8% +1,4% +2,0% +2,0% +2,9% +0,6% +0,2%
Im Jahr 2002 standen in Deutschland gleich viele Arbeitstage wie im Vorjahr zur Verfügung, so dass hier kein Kalendereffekt zu verzeichnen ist. Allerdings sind in den meisten vorangehenden Jahren kalenderbedingte Schwankungen zu verzeichnen. Nach rechnerischer Ausschaltung dieser Kalendereffekte ergeben sich folgende reale Zuwachsraten für das Bruttoinlandsprodukt: 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 -1,1% +2,4% +1,8% +0,8% +1,5% +1,7% +1,9% +3,1% +0,7% +0,2%
Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahresdurchschnitt 2002 von 38,67 Mill. Erwerbstätigen erbracht, das waren 246 000 Personen weniger (- 0,6%) als ein Jahr zuvor. Die Anzahl der Erwerbslosen (in europäischer Definition) stieg im Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr um 176 000 (+ 5,7%) auf 3,25 Mill. Personen. Der Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen erhöhte sich von 7,3% im Jahr 2001 auf 7,8% im Berichtsjahr.
Die Arbeitsproduktivität, gemessen als Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995 je Erwerbstätigen, stieg im Jahr 2002 um 0,8%; je Arbeitsstunde gemessen stieg sie um 1,3%. Zu dem stärkeren Anstieg der Stundenproduktivität haben vermehrte Kurzarbeit und Teilzeitbeschäftigung beigetragen.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts haben im Jahr 2002 die Dienstleistungsbereiche Handel, Gastgewerbe und Verkehr (+ 1,6%), Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (+ 1,5%) sowie öffentliche und private Dienstleister (+ 1,1%) überdurchschnittlich zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Die Wertschöpfung des Produzierenden Gewerbes ohne Baugewerbe ging um 0,4% und die der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei um 1,3% zurück. Die Wertschöpfung des Baugewerbes lag um 6,1% unter dem Wert des Jahres 2001, das war - nach einer Unterbrechung im Jahr 1999 (+ 0,5%) - wiederum ein deutlicher Rückgang, im siebten Jahr in Folge.
Auf der Nachfrageseite trug der reale Exportüberschuss (Außenbeitrag) mit 1,5 Prozentpunkten zum Wirtschaftswachstum 2002 bei. Die Exporte nahmen real um 2,9% zu, während die Importe real um 1,3% zurückgingen. Im Jahr 2001 hatte der reale Exportüberschuss in gleicher Größenordnung (1,4 Prozentpunkte) zum Wirtschaftswachstum beigetragen, wobei die realen Exporte (+ 5,0%) und Importe (+ 1,0%) vergleichsweise höhere Zuwachsraten zu verzeichnen hatten. Die inländische Verwendung des Bruttoinlandsprodukts ging im Berichtsjahr real um 1,3% zurück. Dazu trugen geringere Ausrüstungsinvestitionen (- 8,4% gegenüber 2001), Bauinvestitionen (- 5,9%) und private Konsumausgaben (- 0,5%) bei. Dagegen wiesen die sonstigen Anlagen (vor allem Computersoftware und Urheberrechte) im Jahr 2002 einen realen Anstieg von 2,5% auf. Auch die staatlichen Konsumausgaben trugen mit einer realen Zunahme von 1,5% positiv zum Wirtschaftswachstum bei; die Rückgänge bei den Investitionen konnten hierdurch allerdings nicht ausgeglichen werden.
In jeweiligen Preisen erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2002 auf 2 112 Mrd. Euro (+ 2,0%). Das nominale Bruttonationaleinkommen (früher Bruttosozialprodukt genannt) stieg auf 2 100 Mrd. Euro (+ 2,1%). Das Volkseinkommen nahm im Jahr 2002 um 1,8% auf 1 560 Mrd. Euro zu. Der Anstieg war stärker als im Vorjahr (+ 1,5%). Je Einwohner nahm das Volkseinkommen um 1,7% auf 18 900 Euro zu. Das Volkseinkommen umfasst das Arbeitnehmerentgelt und die Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Das Arbeitnehmerentgelt stieg im Jahr 2002 um 1,0% auf 1 131 Mrd. Euro, also schwächer als im Vorjahr (+ 1,9%). Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nahmen in 2002 um 4,2% auf 428 Mrd. Euro zu. Im Vorjahr waren sie um 0,2% gestiegen. Die Lohnquote (Anteil des Arbeitnehmerentgeltes am Volkseinkommen) verringerte sich von 73,2% im Jahr 2001 auf 72,6% im Berichtsjahr.
Die Bruttolöhne und -gehälter beliefen sich 2002 auf 913 Mrd. Euro, das waren 0,9% mehr als im Vorjahr. Die nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeiträge der Arbeitnehmer verbleibenden Nettolöhne und -gehälter stiegen nur um 0,2% auf 595 Mrd. Euro, weil die Sozialbeiträge (+ 1,6%) und die Lohnsteuern der Arbeitnehmer (+ 2,7%) überdurchschnittlich zunahmen.
Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nahm 2002 deutlich geringer zu (+ 1,0%) als im Vorjahr (+ 3,8%) und erreichte 1 369 Mrd. Euro. Die privaten Konsumausgaben nahmen im Vorjahresvergleich im Jahr 2002 (+ 0,9%) wie schon im Vorjahr (+ 3,5%) schwächer zu als das verfügbare Einkommen, es wurde also verstärkt gespart (2002: + 3,0% und 2001: + 6,7%). Von 1991 bis 2000 hatten die privaten Konsumausgaben in allen Jahren stärker zugenommen als das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. In den Jahren 2001 und 2002 hat die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte zu dem geringen Wirtschaftswachstum beigetragen. Die Sparquote erhöhte sich von 10,1% im Jahr 2001 auf 10,3% im Berichtsjahr.
Der Staatssektor wies im Jahr 2002 nach noch vorläufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 77,2 Mrd. Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (in jeweiligen Preisen) sind dies 3,7%. Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag liegt bei 3%.
Die im September 2002 veröffentlichten Ergebnisse für die Jahre 1991 bis 2001 wurden - wie immer zum jetzigen Zeitpunkt - nicht überarbeitet.
Die hier sehr früh vorgelegten Ergebnisse für 2002 basieren auf zum Teil noch unvollständigen und vorläufigen statistischen Informationen, was zu späteren Korrekturen führen kann. Revidierte Ergebnisse werden zusammen mit dem vierten Quartal 2002 Ende Februar 2003 veröffentlicht.
Weitere Auskünfte erteilt: VGR-Infoteam, Telefon: (0611) 75-2626, E-Mail: vgr-bip-auskunft@destatis.de
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt
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