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Wissenschaftliches Institut der AOK

Wissenschaftliches Institut der AOK
Heilmittelreport 2008
Der Sprache auf die Sprünge

Bonn (ots)

Mit 23.000 Sprachtherapien wurden mehr als 20 Prozent der sechsjährigen AOK-versicherten Jungen in ihrer Sprachentwicklung unterstützt, 14 Prozent erhielten eine Ergotherapie. Seit Jahren steigt der Anteil sowohl der Jungen als auch der Mädchen, die sprachtherapeutische Behandlungen zur Behebung von Stimm-, Sprech- und Sprachstörungen oder Ergotherapien zur Behandlung psychischer, sensorischer oder motorischer Störungen erhalten. Das zeigt der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) und Professor Harald Bode von der Universität Ulm herausgegebene Heilmittel-Report. Neben Kindern, denen die Sprach- oder Ergotherapie eine Hilfestellung beim Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule gibt, wird vor allem älteren Menschen mit Rückenproblemen geholfen: Mehr als jede vierte Frau über 60 Jahre hat 2006 eine Krankengymnastik oder Massage erhalten, im Vergleich zu nahezu jedem fünften Mann über 60. "Mit dem erstmals herausgegebenen Heilmittel-Report werden Anregungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Qualität der Heilmittel gegeben", so Helmut Schröder, Mitherausgeber und Forschungsbereichsleiter im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO).

Wer Heilmittel verordnet, hat der Wortbedeutung nach einen hohen Anspruch: Er stellt eine Therapie in Aussicht, die heilt. Im Heilmittel-Report 2008 werden die 237 Millionen Heilmittelbehandlungen eines Jahres für insgesamt 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherte beschrieben und analysiert. Die Ausgaben beliefen sich auf 3,9 Milliarden Euro. Im Durchschnitt hat jeder GKV-Versicherte 3,5 Heilmittelbehandlungen erhalten. Dabei sind Heilmittelbehandlungen im Bereich der Physiotherapie wie Krankengymnastik und Massage mit 3,2 Behandlungen je Versicherter verordnungsbestimmend. Die Gesetzlichen Krankenkassen haben im Jahr 2006 pro Versichertem 55,55 Euro für Heilmittel aufgewendet. Der Heilmittel-Report 2008 untersucht darüber hinaus, ob die Erwartungen von Patienten und Krankenkassen an diese "heilenden" Behandlungen auch erfüllt werden.

Die hohen, ständig steigenden Verordnungsmengen bei Ergo- und Sprachtherapien für Kinder weisen auf die spezifischen Anforderungen im Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule hin. So befinden sich 14 Prozent der sechsjährigen Jungen in ergotherapeutischer Behandlung, im Vergleich zu 5,3 Prozent der Mädchen dieses Alters. Helmut Schröder: "Der Heilmittel-Report 2008 macht deutlich, dass Ergo- und Sprachtherapien helfen können, Defizite der kindlichen Umwelt zu bewältigen. Dringend notwendig sind aber auch präventive Maßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie im Elternhaus. Damit kann man Gesundheitsstörungen rechtzeitig vorbeugen." Bei den sprachtherapeutischen Behandlungen erreichen die Sechsjährigen einen Höchstwert: 21 Prozent aller Jungen und 14 Prozent aller Mädchen in dieser Altersgruppe haben 2006 eine Sprachtherapie erhalten. Das ist nach Einschätzung der Fachwelt zu spät: Die sprachtherapeutischen Behandlung sollte nicht erst beim Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule stattfinden, sondern bereits bei drei- bis vierjährigen Kindern.

Physiotherapeutische Behandlungen wie Krankengymnastik oder Massage helfen insbesondere Rückenprobleme zu behandeln, von denen vor allem Menschen über 60 Jahre betroffen sind: Im Jahr 2006 waren bei mehr als der Hälfte dieser Verordnungen Wirbelsäulenerkrankungen der Behandlungsgrund. Frauen erhalten dabei rund ein Drittel mehr physiotherapeutische Behandlungen als Männer. Experten des Heilmittel-Reports 2008 monieren, dass hier qualitätsgesicherte Physiotherapieverfahren fehlen. Angeboten würden viele unterschiedliche Methoden und Konzepte, die außerdem im Rahmen der Physiotherapeutenausbildung nur teilweise oder gar nicht gelehrt werden und deren therapeutischer Nutzen nicht hinreichend wissenschaftlich evaluiert ist. Sie regen an, entsprechende Evaluierungsstudien aufzulegen, damit die knapp 34 Millionen an gesetzlich Versicherte verordneten Physiotherapien mit Kosten in Höhe von nahezu 3 Milliarden Euro im Jahr 2006 hinsichtlich ihrer Heilwirkungen optimiert werden können.

Mehr Infos im Internet: http://wido.de/heilmittel-rep.html

Der Heilmittel-Report 2008 beschreibt erstmals den gesamten Umfang der Heilmittelverordnungen zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung. Experten aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie erläutern Methoden und Behandlungskonzepte und bewerten die Evidenzlage der jeweiligen Maßnahmen. Der Heilmittel-Report 2008 bringt Transparenz in diesen wachsenden Bereich des Gesundheitssystems und erweist sich als wertvolles Nachschlagewerk für die verordnenden Ärzte. Themen und Analysen des Heilmittel-Reports 2008:

-  Welche Mengenrelevanz haben die Verordnungen in den Bereichen  
   Physiotherapie, Sprachtherapie und Ergotherapie? 
-  Wer verordnet Heilmitteltherapien? 
-  Welche Unterschiede in der Versorgungsstruktur existieren in Bezug
   auf Alter, Geschlecht und Region? 
-  Welche Indikationen münden in die Heilmitteltherapie, welche 
   Maßnahmen werden angewandt und wie lange dauert die Therapie? 
-  Welche Therapeuten sind in der Versorgung mit Heilmitteln tätig? 
-  Welche Methoden und Konzepte werden bei der Behandlung mit 
   Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie eingesetzt? 
-  Wie ist die Evidenzlage der Therapiekonzepte?

Bode/ Schröder/ Waltersbacher (Hrsg.):

Heilmittel-Report 2008.
Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie:
Eine Bestandsaufnahme 
Schattauer (Stuttgart) 2008; 224 Seiten, 51 Abbildungen,
43 Tabellen kart. 
EUR 29,95 (D) ISBN 978-3-7945-2617-8; 
ab 22.2.2008 über den Buchhandel zu beziehen.
Pressekontakt: Wissenschaftliches Institut der AOK Helmut Schröder 
Tel.: 0228/843-115 Fax.: 0228/843-144 
email:  helmut.schroeder@wido.bv.aok.de 
Internet: www.wido.de
Rezensionsexemplare bitte anfordern bei: 
Schattauer Verlag Katharina Märker 
Tel.: 0711/22987-20 
Fax:  0711/22987-85 
email:  katharina.maerker@schattauer.de

Pressekontakt:

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
Helmut Schröder
Tel.: 0228/843-115
Fax.: 0228/843-144
email:helmut.schroeder@wido.bv.aok.de
home: www.wido.de

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