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Börsen-Zeitung: In luft’gen Höhen, Kommentar von Walther Becker zur 15,5-Mrd.-Dollar-Offerte eines Finanzinvestoren-Quintetts für den dänischen Telekomkonzern TDC

Frankfurt (ots)

„Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen, wenn
wir den Drang des Ird’schen abgeschüttelt, das zwingt uns still zu
stehn.“ So heißt es in Shakespeares Monolog des Dänen-Prinzen Hamlet.
Die mit der Übernahme des Kopenhagener Telekomkonzerns TDC erreichten
Dimensionen, mit denen es Finanzinvestoren zu tun haben, zwingt still
zu stehen – auch wenn das Private-Equity-Quartett den Drang des
Ird’schen nicht abschüttelt.
Vor wenigen Jahren hätte kaum jemand im Traum daran gedacht, dass
sich Finanzinvestoren in solch luftigen Höhen bewegen. Mit einer
Bewertung von 15,5 Mrd. Dollar handelt es sich um den größten Buy-
out bisher. Nur die singuläre Übernahme des Keksherstellers RJR
Nabisco 1988 war mit 25 Mrd. Dollar voluminöser. Wie vor 17 Jahren
ist auch heute Kohlberg Kravis Roberts mit von der Partie. Stemmte
die seinerzeit als „Raider“ bezeichnete KKR Nabisco alleine, so tut
sie sich für TDC mit zwei europäischen Fonds (Apax, Permira) und zwei
US-Kollegen (Blackstone, Providence) zusammen. Solche „Club- Deals“
sind bei großen Transaktionen zur Risikostreuung üblich – doch wird
damit das Profil der einzelnen Häuser bei Investoren nicht gerade
geschärft.
Die Buy-out-Fonds profitieren von – noch – niedrigen Zinsen und
rekordhohen Mittelzuflüssen, die sie von Pensionsfonds,
Versicherungen oder Banken erhalten. Die Fremdfinanzierung wird dem
Zielunternehmen aufgebürdet, das sie über den Cash-flow und Verkäufe
von Aktivitäten zu tragen hat. Steigende Bewertungen an den
öffentlichen Märkten erleichtern Asset-Verkäufe. Für die
Anleihegläubiger sind solche Deals schlechte Nachrichten, während für
die neuen Herrn ein Junk-Rating bedeutungslos ist, wie die 5,4-
Mrd.-Dollar- Übernahme des Reinigungsunternehmens ISS (ebenfalls in
Dänemark) zeigte. Für Investmentbanken ist der Boom
kreditfinanzierter Übernahmen ein Segen, aber wegen des riesigen
Rades trotz aller Syndizierung eine riskante Sache.
Die Finanzinvestoren stehen unter enormem Anlagedruck: Mehr als
200 Mrd. Dollar werben sie 2005 ein. Das verführt zu, in große
Transaktion mehr zu stecken, was die Rendite drückt. Ihr Nadelöhr ist
der Exit: Bei Börsengang oder Weiterverkauf werden Gewinne
realisiert, sofern nicht zuvor Sonderdividenden abgezweigt worden
sind. Insofern ist jeder Buy-out eine Wette auf künftige Bewertungen.
(Börsen-Zeitung, 1.12.2005)

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