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Börsen-Zeitung: Vorschusslorbeeren für VW, Kommentar zum möglichen Verkauf der VW- Töchter Europcar und Gedas von Gottfried Mehnerzum

Frankfurt (ots)

Dass VW mit hohen inländischen Produktions- und
Lohnkosten auf Crashkurs fährt, ist bekannt. Inzwischen reicht selbst
die ausgleichende Mischkalkulation mit den kostengünstigen
Auslandsstandorten nicht mehr aus, um untragbare Kostennachteile und
extreme Überkapazitäten zu bemänteln.
Kein anderer Dax-Wert hängt mit seinen Anpassungen dermaßen
zurück. Jedes Zuwarten macht die Situation noch schlimmer. Insofern
ist VW wohl wirklich der „deutscheste“ Konzern. Zwei Jahre ließ
VW-Lenker Bernd Pischetsrieder weitgehend ungenutzt verstreichen, bis
er langsam mit dem Sparprogramm ForMotion in Bewegung kam.
Auch wenn die Börse derzeit hinsichtlich VW mächtig
Vorschusslorbeeren verteilt: Ein großer Wurf oder Befreiungsschlag,
wie von den Investoren unterstellt, ist noch keineswegs sicher. Aber
es wird nicht mehr nur geredet. Mit dem Verkauf der führenden
europäischen Autovermietgesellschaft Europcar und des IT-
Dienstleisters Gedas werden wichtige Mittel in die Kasse gespült, um
einen größeren freiwilligen Personalabbau finanzieren zu können,
falls die ebenfalls freiwilligen Vorruhestandsregelungen nicht
hinreichend stark angenommen werden. Insgesamt zeichnet sich damit
eine sehr teure Personalreduktion bei den über 53-Jährigen ab,
während im tariflichen Eingangsbereich Auszubildende – gemessen am
Haustarif – nur noch zu rund 20% niedriger liegenderen Konditionen
übernommen werden. Entsprechend wird es Jahre dauern, bis sich das
Lohnkostenproblem ausgewachsen hat.
Es könnte natürlich auch schneller gehen. Dazu aber müssten die
Beschäftigten Einschnitte akzeptieren. Ob dies gelingt, wird die
Standortentscheidung für den Bau des Golf-Derivats „Marrakesch“
zeigen. Bei den Verhandlungen mit dem Betriebsrat für den Bau in
Wolfsburg soll es „Fortschritte“ gegeben haben. Statt dieses Ringens
um jeden Einzelfall hätte der Beitrag der Beschäftigten besser beim
Abschluss des „Zukunftstarifvertrags“ eingefordert werden sollen.
Damals galt: Jobs oder Mäuse – Jobsicherheit bis 2011 im Gegenzug für
Lohnzurückhaltung.
VW stellt sich hin und erklärt, es sei doch damals klar gewesen,
dass dies nur der halbe Weg war. So klar war es eben nicht. Und diese
Doppelbödigkeit ist mit ein Grund dafür, dass VW an der Börse, trotz
der rasanten Aufholjagd, noch immer zurückhaltend bewertet wird.

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