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Unter Hochspannung, Kommentar zu Elektroauto-Börsengängen von Christoph Ruhkamp

Frankfurt (ots)

Vertraut man auf die Einschätzung der Aktieninvestoren, dann gehört Elektroautos die Zukunft schon gleich morgen - und Fabriken für Verbrenner sind nur noch eine teure, abzuwickelnde Altlast von gestern. Mit 1,2 Bill. Dollar wird Tesla an der Börse höher bewertet als die neun nächstgrößten Autohersteller zusammen und zugleich etwa so hoch wie der halbe Xetra-Dax-Index. Vor allem elektrisierte Privatanleger aus dem Elon-Musk-Fanclub treiben den Kurs. Mit jeder neuen Ladung für den Bewertungsakku von Tesla saugt das "Jungunternehmen", das 2010 mit einem Emissionserlös von gerade einmal 260 Mill. Dollar an die Börse gekommen war, darüber hinaus im Nachgang noch mehr Geld aus Indexfonds an, die die Marktkapitalisierungsgewichte in den Börsenbarometern zwanghaft nachvollziehen müssen.

Im Fahrwasser von Tesla häufen sich nun in den USA die Börsengänge und IPOs per Spac-Fusionen von ebenfalls hoch bewerteten Elektroauto-Start-ups. Den neuen Rekord stellt der kalifornische Tesla-Jungrivale Rivian auf. Das bisher von Amazon und Ford finanzierte Unternehmen will beim Börsengang 8,4 Mrd. Dollar einsammeln - der bisher größte Emissionserlös aller Zeiten für einen Elektroautohersteller. Dabei hat Rivian bisher nicht viel mehr als 300 Pritschenwagen und SUVs ausgeliefert und im ersten Halbjahr einen Verlust von fast 1 Mrd. Dollar angehäuft.

Ein Einzelfall ist das nicht: Zuvor hatte der chinesische Rivale Xpeng in Hongkong 2 Mrd. Dollar eingesammelt. Und die beiden US-Hersteller Faraday Future und Lucid kamen bei Spac-Fusionen auf Zuflüsse aus flankierenden Kapitalerhöhungen von 1 Mrd. Dollar und 4,4 Mrd. Dollar. Die Volvo-Elektrosportwagen-Tochter Polestar wird bei der geplanten Fusion mit einem Spac mit 20 Mrd. Dollar ebenso hoch wie der Mutterkonzern bewertet, obwohl Volvo 66-mal mehr Autos produziert.

Zugegeben: Die Elektroautopioniere haben ihre anfänglichen Schwierigkeiten mit der Massenproduktion inzwischen behoben und können nun, gestützt von staatlichen Klimaschutzhilfen, schnell hochfahren. Auch die Lieferkettenprobleme haben viele von ihnen besser im Griff als die etablierten Hersteller. Doch die Hauptquelle für die finanzielle Schnellladestation IPO bleibt das billige Geld der Notenbanken. Sie setzen die Börsengänge unter Hochspannung. Drehen die Notenbanken den Saft ab, kommt es zum Kurzschluss. Mancher Investor bekommt dann einen kräftigen Schlag, der umso stärker ausfällt, je größer die Hochspannung vorher war.

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