Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Das Sustainability-Jahr, Marktkommentar von Kai Johannsen

Frankfurt (ots)

Das Jahr 2021 wird an den Finanzmärkten, insbesondere an den Bondmärkten, im Zeichen von Sustainability stehen. Denn grüne, soziale und damit nachhaltige Aspekte stehen bei allen Emittentenkreisen sehr hoch auf der Agenda. Das ist eine positive Lehre, die aus der Krise gezogen werden kann - auch wenn es immer schwierig ist, bei einer Krise, insbesondere bei einer, die menschliches Leid bis hin zu Todesfällen mit sich bringt, von positiven Effekten oder Konsequenzen zu sprechen.

Das erste Quartal hat be­reits gezeigt, wie stark Klima-, Umweltschutz- und soziale Aspekte gewichtet werden, wenn man sich die Emissionen von entsprechenden Anleihen ansieht. Immer mehr Emittenten springen auf den Zug auf, und das betrifft alle Segmente, ob nun Staaten, den SSA-Bereich (Supranationals, Sub-Sovereigns, Agencies), Finan­cials oder Unternehmen. Damit knüpfte das erste Vierteljahr emissionsseitig nahtlos an die gute Performance des dritten und vierten Quartals 2020 an. So trat der Bund im dritten Quartal mit seiner ersten grünen Bundesanleihe auf, die auf enormen Zuspruch traf. Die Europäische Union (EU) stellte mit mehr als 230 Mrd. Euro Nachfrage kurze Zeit später den nächsten Meilenstein auf. In der neuen Handelswoche wird die EU Neuerungen zu ihren diesbezüglichen Emissionen bekannt geben. Investoren greifen bei grünen, sozialen und nachhaltigen Papieren beherzt zu. Emittenten müssen also keine Platzierungsschwierigkeiten fürchten.

Hinzu kommen die günstigen Marktkonditionen, abzulesen am Greenium (Green und Premium). Denn grüne Zinspapiere, deren Erlöse in Klima- und Umweltschutzprojekte investiert werden, können zu niedrigeren Renditen am Markt platziert werden als herkömmliche, also nicht-grüne Anleihen. Das motiviert Emittenten, solche Papiere zu begeben, denn die angestrebten Investitionsobjekte können günstiger finanziert werden als mit traditionellen Bonds.

Das Gleiche wird sich in den nächsten Wochen und Monaten auch immer stärker für soziale und nachhaltige Anleihen herauskristallisieren. Die Social und Sustainability Bonds werden über die Zeit hinweg zeigen, dass die Renditekurve dieser Anleihen unterhalb der Zinsstrukturkurve der herkömmlichen, also nicht­-sozialen und nicht-nachhaltigen Bonds liegt. Die Pandemie hat Marktteilnehmern vor Augen geführt, wie wichtig Klima- und Umweltschutz sind, hat doch etwa das Arbeiten im Homeoffice umgekehrt zur Konsequenz gehabt, dass Fahrten zur Arbeit ausblieben. Das zeigte positive Auswirkungen auf das Klima. Soziale Aspekte, wozu nicht nur das Homeoffice gehört, werden in Unternehmen, Finanzinstitutionen und staatlichen Einrichtungen in den nächsten Monaten und Jahren in der Beachtung und Gewichtung einen ganz anderen Stellenwert haben, als es vor der Krise der Fall gewesen ist.

Das Erfordernis, Wirtschaft und Gesellschaft in eine grünere, sozialere und nachhaltigere Welt zu überführen, lässt sich wohl kaum bestreiten. Das erfordert aber auch einen enormen Kraftakt hinsichtlich der Investitionen und damit der Refinanzierung. Der größte Teil wird in den nächsten Monaten und Jahren via Bondemissionen finanziert. Der Bondmarkt wird also von allen Emittentengruppen sehr stark mit Green, Social und Sustainability Bonds geflutet. Da auch die Anleger - ob nun institutionell oder privat - immer stärker grüne, soziale und nachhaltige Aspekte bei ihren Investments in den Vordergrund stellen, wird die Nachfrage nach diesen Anleihe­arten hoch bleiben. Emittenten haben deshalb kaum einen Käuferstreik zu befürchten.

Noch sind Wirtschaft und Gesellschaft aber nicht in dieser nachhaltigen Welt angekommen, ein Gutteil der Wegstrecke ist noch zurückzulegen. Der Markt befindet sich damit in der Übergangsphase (Transition Finance). Viele Sustainability-linked Bonds, also nachhaltigkeitsbezogene bzw. nachhaltigkeitsgebundene Anleihen, mit denen Projekte hin zu einer stärkeren nachhaltigen Ausrichtung finanziert werden, werden in dieser Phase auf den Markt kommen. Auch bei ihnen ist ablesbar, dass Investoren regen Zuspruch zeigen. Auch das hat in der Krise nochmals einen enormen Schub erfahren, gerade auf der Emissionsseite.

Grüne und nachhaltige Anleihen haben im vorigen Jahr die Emissionsmarke von 1 Bill. Dollar überschritten. Aus der Taufe gehoben wurden Green Bonds 2007 von der in Luxemburg ansässigen Europäischen Investitionsbank (EIB). Man muss angesichts der aktuellen Situation und Erfahrungen aus der Pandemie kein Prophet sein, um sagen zu können, dass die zweite Billion nicht noch mal so lange auf sich warten lassen wird.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 08.04.2021 – 20:39

    Ohne Blaupause, Kommentar von Angela Wefers zur Steuerpolitik

    Frankfurt (ots) - Keine Frage, die politische Debatte über die Finanzierung der Krisenkosten wird umso virulenter, je näher das Ende der Covid-19-Pandemie rückt. Weltweit haben die Regierungen viel Geld ausgegeben, um Unternehmen und Bürger zu unterstützen. Die Staatsschulden sind explodiert. Die Schuldenstände müssen zugunsten der weltweiten Finanzstabilität wieder sinken. Dafür macht sich der Internationale ...

  • 07.04.2021 – 20:30

    Tischlein deck dich!, Kommentar von Jan Schrader zu Lyxor

    Frankfurt (ots) - Jetzt speist Amundi, der Fondsriese. Nach Pioneer und dem Assetmanagement der spanischen Bank Sabadell verputzt die französische Fondsgesellschaft nun voraussichtlich die ETF-Schmiede Lyxor. Die Verbindung zwischen der Amundi-Mehrheitseignerin, der Großbank Crédit Agricole, und der Rivalin Société Générale, Inhaberin von Lyxor, ist offenbar noch intakt, nachdem Société Générale selbst über ...

  • 06.04.2021 – 20:30

    Ausweg, Kommentar zur Weltwirtschaft von Mark Schrörs

    Frankfurt (ots) - Satte 6 Prozent globales Wachstum prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) für dieses Jahr, und noch einmal rund 4,5 Prozent für 2022. Natürlich gehört zur ganzen Wahrheit, dass die meisten Volkswirtschaften nach dem coronabedingten Rekordeinbruch erst 2022 oder sogar erst 2023 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen werden. Trotzdem wird tatsächlich der Ausweg aus dieser beispiellosen ...