Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Dominoeffekt, Kommentar zur Konjunktur von Alexandra Baude

Frankfurt (ots)

Gerade noch schien es, als könnte sich die Wirtschaft im Euroraum von den politisch hervorgerufenen Unsicherheitsfaktoren befreien, da kommt schon der nächste Belastungsfaktor: die Kriegsgefahr am Golf. Der Iran als Handelspartner für sich genommen ist von den Größenordnungen her im Außenhandel zwar zu vernachlässigen. Doch das gilt nur, wenn man allein die direkten Folgen vor Augen hat. Denn mittelbar könnten die Auswirkungen enorm sein: Das gilt für langfristig höhere Energie- und Spritpreise sowie Heizkosten aufgrund gestiegener Rohölpreise wie auch für Störungen im gesamten Nahen und Mittleren Osten wegen eines möglichen Krieges - der zudem erneute Flüchtlingsbewegungen sowie terroristische Aktivitäten auslösen könnte.

So verlockend es ist, die konjunkturelle Entwicklung auf den geopolitischen Einfluss zu reduzieren - es gilt, auch hinter die Zahlen zu blicken. So signalisieren der leichte Anstieg des Einkaufsmanagerindex und der zweite Zuwachs in Folge bei der von der EU-Kommission erhobenen Wirtschaftsstimmung immerhin ein schwaches Wachstum. Allerdings zeigen schon die Dezemberdaten, dass die positiven Impulse nach wie vor von den Dienstleistern stammen, die sich tapfer der schwächelnden Industriekonjunktur entgegenstemmen.

Solange sich die Probleme im verarbeitenden Gewerbe nicht allzu sehr auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen, braucht es einem um den privaten Konsum, den stabilen und verlässlichen Wachstumstreiber, auch nicht bange zu werden. Der Blick auf den deutschen Jobmarkt zeigt aber auch: Die goldenen Zeiten sind vorbei. Das Beschäftigungswachstum verliert insbesondere in den konjunkturabhängigen Branchen immer mehr an Dynamik, die Zahl der offenen Stellen sinkt und die Kurzarbeit nimmt zu.

Die im September nochmals gelockerte Geldpolitik der EZB sorgt für günstige Finanzierungsbedingungen, wovon besonders die Baubranche profitiert. Doch Vorsicht: EZB-Daten zur Kreditvergabe deuten eine geringere Dynamik an. Zudem hat die EZB bei einer weiteren Konjunkturschwäche kaum noch Reaktionsmöglichkeiten.

Womöglich bleibt eine weitere Eskalation aus, doch die Kriegsgefahr ist hoch. Zunächst mögen wenige ihr Verhalten ändern, etwa größere Anschaffungen verschieben. Doch es ist wie beim Domino: Ändern immer mehr ihr Verhalten, zeigen sich die Effekte in allen Wirtschaftsbereichen. In den Konjunkturindikatoren schlägt sich das erst mit einiger Verzögerung nieder.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 07.01.2020 – 20:30

    Wackeliges Fundament, Kommentar zum Wahlerfolg von Sanchez in Spanien von Thilo Schäfer

    Frankfurt (ots) - Die gute Nachricht zuerst: Spanien hat nach zehn Monaten und zwei Parlamentswahlen wieder eine voll handlungsfähige Regierung, die Reformen, andere Initiativen und einen neuen Haushalt anpacken kann. Genau genommen herrscht hinter den Pyrenäen bereits seit gut vier Jahren politischer Stillstand, obwohl dieser freilich die robuste konjunkturelle ...

  • 06.01.2020 – 20:30

    Kalte Dusche, Kommentar zu den Folgen des Iran-Konflikts für die Märkte von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Die Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch die USA hat die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt. Sah es am ersten Handelstag des Jahres noch so aus, als würden die Aktienmärkte ihre Rekordjagd fortsetzen können, folgte mit der Eskalation im Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran die kalte Dusche. Anders als ...

  • 03.01.2020 – 20:30

    Im Jahr des Chaos, ein Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Am ersten Handelstag des neuen Jahres herrschte an den internationalen Finanzmärkten noch eitel Sonnenschein. An der Wall Street stiegen die drei großen Aktienindizes wieder einmal auf Allzeithochs, und auch diesseits des Atlantiks gab es deutliche Gewinne an den Aktienmärkten. Nur einen Tag später sah die Situation schon wieder gänzlich anders ...