Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Engeres Korsett
Kommentar zur Steuerschätzung von Angela Wefers

Frankfurt (ots)

Korsett gestrafft - aber die Luft zum Atmen reicht noch. So lässt sich die neue Prognose der Steuerschätzer auf den Punkt bringen. Die deutliche Korrektur bei den Einnahmen für Bund, Länder und Gemeinden in den Jahren bis 2023 ist nicht so erschreckend, wie sie auf den ersten Blick aussieht. Ein Großteil davon folgt aus Steuerrechtsänderungen, bei denen die Schätzer erst agieren, wenn Gesetze verabschiedet sind. Die finanziellen Folgen sind aber für die Haushälter im Bund, in den Ländern und Gemeinden schon früher absehbar und planbar. Auch die konjunkturelle Schwäche, die die zweite wesentliche Ursache für die Korrektur ist, zeichnet sich seit einiger Zeit ab. Sie konnte in den Haushaltsplanungen für die nächsten Jahre schon vorweggenommen werden. Schwieriger ist es im laufenden Jahr, in dem die Ausgabeentscheidungen bereits getroffen sind. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat aber so viel Spielraum im Etat, dass ihn dies nicht ernsthaft in Bedrängnis bringt.

Denn Tatsache bleibt, dass die Steuereinnahmen hierzulande weiter steigen, nur nicht ganz so rasant wie in den vergangenen Jahren. Die schwarze Null bleibt erreichbar - der Begriff vernebelt aber den Blick auf die Realität. Der Bund kämpft nicht um einen ausgeglichenen Haushalt. Er hat seit einigen Jahren satte Überschüsse und konnte daraus Rücklagen in zweistelliger Milliardenhöhe bilden. Davon zehrt die amtierende Regierung nun.

Ganz so gelassen, wie Scholz sich im Angesicht der jüngsten Schätzung zeigt, sollte er aber nicht sein. Die Steuerschätzung zeigt auch, dass Zeiten rasant wachsender Steuereinnahmen endlich sind. Leichtfertige Ausgabeversprechen - etwa für eine Grundrente auch ohne Bedürftigkeit - binden den Staat auf Jahrzehnte mit Milliardenausgaben, ohne dass die Einnahmen dafür gesichert sind. Das kann zurückführen in den Schuldenstaat. Dabei sind die Sozialsysteme mit Blick auf die alternde Bevölkerung bei weitem nicht wetterfest. Auch der soziale Zusammenhalt einer Gesellschaft hängt womöglich nicht allein am Geld. Die Sozialquote beim Bund wächst, die Unzufriedenheit vieler Menschen aber auch.

Das enger werdende Finanzkorsett hat eine heilsame Wirkung. Die politisch Verantwortlichen müssen etwa eine gesunde Relation von konsumtiven zu investiven Ausgaben festlegen, damit Wachstum möglich bleibt. Es zwingt sie dazu, die Steuerbelastung der Wirtschaft zu überprüfen, deren Leistung den steuerlichen Zugriff des Staates überhaupt erst möglich macht. Dieser Druck ist nötig.

(Börsen-Zeitung, 10.05.2019)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 08.05.2019 – 19:00

    Börsen-Zeitung: Keiner klopft / Kommentar zur Lage der Commerzbank von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Commerzbank-CFO Stephan Engels ist nicht nur ein heißer Kandidat für den Titel "Schnellredner des Jahrzehnts" (gelegentliches Durchatmen würde aber nicht schaden), ihm sitzt auch der Schalk im Nacken. Gefragt, wer nach dem Ende der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank bei den Gelben angeklopft habe, bat er am Mittwoch die Teilnehmer einer ...

  • 07.05.2019 – 20:25

    Börsen-Zeitung: Die fetten Jahre sind vorbei, Kommentar zu BMW von Stefan Kroneck

    Frankfurt (ots) - Der erste Quartalsverlust der Kernsparte von BMW seit zehn Jahren weckt Erinnerungen an Anfang 2009, als der Münchner Autohersteller ebenfalls in seinem größten Konzernbereich tiefrote Zahlen geschrieben hatte. Während aber damals ein dramatischer Absatzrückgang infolge der Finanzmarktkrise für einen operativen Fehlbetrag sorgte, schlägt zum ...

  • 06.05.2019 – 20:35

    Börsen-Zeitung: Kein Denkzettel für Sewing, Kommentar zur Deutschen Bank von Anna Sleegers

    Frankfurt (ots) - Wer der Deutschen Bank als Aktionär die Treue hält, verfügt über ein Übermaß an Leidensfähigkeit oder ist ein treuer Anhänger des Börsengurus André Kostolany. Dessen Rat, Aktien zu kaufen, Schlaftabletten zu nehmen und die Papiere nicht mehr anzuschauen, hat sich in diesem Fall jedoch nicht bewährt. Anleger, die sich vor zehn Jahren Aktien ...