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Börsen-Zeitung: Steigbügelhalter Wulff, Kommentar zum Machtkampf um VW von Claus Döring

Frankfurt (ots)

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff
kann sich freuen. Ihm kommt in dem von Porsche initiierten Machtkampf
um Volkswagen angeblich eine Schlüsselstellung zu. Mehr noch, nach 
dem Urteil vieler Kommentatoren ist er der eigentliche Gewinner der 
Schlacht, die am Donnerstag auf eine Entscheidung zuläuft. Denn am 
Ende halte das Land Niedersachsen unverändert 20% der Stimmrechte und
die Sperrminorität am Automobilkonzern VW, der um die Marke Porsche 
erweitert ist.
Seine Bedeutung verdankt Wulff zwei Umständen: erstens dem 
gescheiterten Versuch, das VW-Gesetz zu Fall zu bringen, und zweitens
seiner Rolle als Steigbügelhalter Ferdinand Piëchs. Wulff, der einst 
in einem erbitterten und wie jetzt über die Medien geführten 
Machtkampf gegen den VW-Aufsichtsratsvorsitzenden unterlag, erfüllt 
nun für Piëch die Funktion des "nützlichen Idioten". Denn mit dem von
Piëch und VW verfolgten und von Wulff unterstützten Fahrplan zum 
integrierten Automobilkonzern wird es möglich, dass die Familien 
Porsche und Piëch ohne Investition auch nur eines einzigen Cent die 
Stimmenmehrheit am VW-Konzern einschließlich Porsche erhalten. Es ist
zu erwarten, dass nach der Eingliederung Porsches in VW Piëch die 
Maske des niedersächsischen Patrioten wieder absetzt und die 
erstbeste Gelegenheit nutzt, das VW-Gesetz doch noch zu kippen und 
Wulff an den Katzentisch zu verweisen. Schließlich war Piëch an 
Porsches ursprünglichem Plan zur Eroberung Volkswagens nicht 
unbeteiligt.
Anders als bei der von Porsche-Chef Wiedeking zuletzt geplanten 
Variante, die eine Kapitalerhöhung bei Porsche und damit einen 
finanziellen Beitrag der Familienaktionäre vorsah, fließen nach dem 
Piëch-Modell viele Milliarden aus der VW-Kasse an die Porsche 
Holding, deren Stammaktionäre die Familien Porsche und Piëch sind. 
Damit funktioniert der Deal nach demselben Prinzip wie der 
ursprüngliche Wiedeking-Plan: VW bezahlt seine eigene Übernahme 
selbst. Ob dabei Katar zunächst auch bei Porsche einsteigt oder 
gleich direkt bei VW, spielt am Ende keine Rolle.
Wenn es noch eines Belegs bedurfte, wie überfällig die Abschaffung
des VW-Gesetzes ist, dann hat ihn das Agieren des niedersächsischen 
Ministerpräsidenten erbracht. Nicht das bessere unternehmerische 
Konzept setzt sich durch, sondern politisches Taktieren.

Pressekontakt:

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Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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