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Börsen-Zeitung: Großmanns Befreiungsschlag, Kommentar von Annette Becker zur angestrebten Übernahme des niederländischen Energieversorgers Essent durch RWE

Frankfurt (ots)

Mit der angestrebten Übernahme der
niederländischen Essent gelingt RWE-Chef Jürgen Großmann endlich der 
Befreiungsschlag. Seit seinem Amtsantritt im Oktober 2007 war das 
Schaffen des Zwei-Meter-Mannes in Essen nicht eben von Erfolg 
gekrönt. Neben dem Streit über den Umbau des Konzerns und den damit 
Hand in Hand gehenden Zwistigkeiten mit den kommunalen RWE-Aktionären
war Großmann 2008 auch beim Versuch gescheitert, sich den britischen 
Kernkraftwerke-BetreiberBritish Energy einzuverleiben.
Mit der Übernahme von Essent kann Großmann nun gleich mehrere 
Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen beendet er die 
jahrelange Abstinenz von RWE auf dem europäischen M&A-Markt. Während 
sich die europäischen Konkurrenten den Strommarkt in den vergangenen 
Jahren untereinander aufgeteilt haben, schaute RWE dem 
Konsolidierungstreiben von der Zuschauertribüne aus zu. Das hatte 
auch vor dem Hintergrund der regulatorischen Eingriffe seitens EU und
Kartellamt Zweifel an der nachhaltigen Zukunft von RWE aufkommen 
lassen.
Zum anderen gelingt RWE mit der Übernahme in Holland eine 
hervorragende regionale Ergänzung, denn die Versorgungsgebiete der 
beiden Unternehmen grenzen direkt aneinander. Nicht ohne Grund hatte 
sich Großmanns Vorgänger Harry Roels schon 2006 vergeblich um die 
Übernahme der holländischen Nuon bemüht. Als Asset für RWE dürfte 
sich darüber hinaus erweisen, dass Essent auch den Bereich der 
erneuerbaren Energien intensiv beackert, sodass sich die CO2-Bilanz 
des Konzerns nach der Übernahme verbessert.
Das einzige Manko an der Transaktion ist der vergleichsweise hohe 
Preis, den RWE für den Befreiungsschlag entrichten muss. Mit dem 
knapp Zehnfachen des für 2009 erwarteten Ergebnisses vor Zinsen, 
Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zahlen die Essener einen stolzen 
Preis. Die europäischen Versorger werden derzeit an der Börse mit 
etwa dem Siebenfachen des Ebitda bewertet - auch wenn dabei zu 
berücksichtigen ist, dass die Baisse an den Versorgeraktien nicht 
spurlos vorbeigezogen ist.
Da RWE die Transaktion größtenteils fremdfinanziert, dürfte sich 
vorerst auch das an der Börse gelegentlich gespielte Thema einer 
feindlichen Übernahme von RWE erledigt haben. Unter dem Strich also 
ein guter Tag für Jürgen Großmann.
(Börsen-Zeitung, 13.1.2009)

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