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Börsen-Zeitung: Ran an die Aktionäre, Kommentar von Norbert Hellmann zu der Fülle von Kapitalerhöhungen in Großbritannien

Frankfurt (ots)

Wenn der "Cash Call" ertönt, ducken sich die
Investoren in der Londoner City. Die Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht 
war in den letzten Jahren eine von Investoren so ungern gesehene Form
der Unternehmensfinanzierung, dass börsennotierte Adressen einen 
weiten Bogen um sie machten. Angesichts boomender Aktienmärkte und 
billigem Fremdkapital gaben eigentlich nur Sanierungsfälle Anlass für
die verpönte "Rights Issue" .
Binnen weniger Wochen aber hat sich die Szenerie - so scheint es -
völlig verändert. Es hagelt förmlich Ankündigungen zum Teil riesiger 
Kapitalerhöhungen. Seit April haben britische Adressen 
Mittelbeschaffungswünsche über mehr als 20 Mrd. Pfund angemeldet, 
etwa so viel wie in den letzten zehn Jahren zusammengenommen.
Das Gros der Transaktionen mag aus dem Bankenlager kommen, allein 
die Royal Bank of Scotland hat 12 Mrd. Pfund zur Pflege der 
angegriffenen Eigenkapitalrelationen erbeten. Nun aber tritt mit 
Imperial Tobacco ein ganz und gar nicht krisengeschütteltes 
Unternehmen an, um eine größere Akquisition mit dem Kniefall vor den 
Investoren zu finanzieren. Diese zeigen sich zwar nur maßvoll 
verärgert, weil die Ablösung einer hohen Verschuldung mit Blick auf 
die gegenwärtigen Fremdfinanzierungskonditionen als vernunftgeleitete
Maßnahme angesehen werden kann. Außerdem haben sie die strategische 
Ratio des Erwerbs der Altadis begrüßt. Es herrscht dennoch 
Verwirrung. Man muss sich wohl erst daran gewöhnen, dass die "Rights 
Issue" nicht zwangsläufig das Paniksignal eines 
Kapitalmarktteilnehmers darstellt, der sich vergaloppiert hat. Dazu 
passen allerdings die hohen Abschläge beim Bezugskurs nicht so recht.
Sie liegen bei Imperial Tobacco mit über 40% genauso hoch wie bei den
Banken.
Was die Aktionäre ärgerlicher stimmen sollte, ist, dass die 
Kapitalerhöhungen trotz hoher Abschläge ein volles Underwriting durch
Investmentbanken genießen. Diese verdienen sich an der Übernahme 
eines praktisch nicht existenten Risikos eine goldene Nase. Was kann 
bei der Platzierung von neuen Titeln schief gehen, wenn der 
Bezugskurs mehr als 40% unter dem aktuellen Niveau liegt? Zumindest 
für die ultrastabile Tabakbranche darf man diese Frage wohl stellen. 
Die Antwort liefert wohl nur die Kreditkrise. Es ist der Lohn der 
Angst, den die Banken von den Eigenkapitalsuchenden einstreichen.
(Börsen-Zeitung, 21.5.2008)

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