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Börsen-Zeitung: Märkte in Panikstimmung, Kommentar zum Kurssturz an den Aktienmärkten von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

An den Aktienmärkten macht sich Panikstimmung
breit. Das zeigen Börsen wie die in Bombay, wo der Hauptindex zum 
Wochenauftakt bis zu mehr als 10% einbüßte und deswegen der Handel 
vorübergehend ausgesetzt wurde. Aber auch am inländischen Aktienmarkt
war ein wahrer Ausverkauf zu beobachten, als der Dax in der Spitze um
7,5% absackte. Das deutsche Blue-Chip-Barometer, das damit den 
tiefsten Stand seit März 2007 erreichte, hat seit Jahresbeginn in der
Spitze rund 16% bzw. rund 1300 Zähler eingebüßt.
Eine Chance haben die Aktienmärkte derzeit nicht. Das von der 
US-Regierung am Freitag verkündete Programm zur Stützung der 
Konjunktur ist wirkungslos verpufft, wenn es nicht sogar die 
Verunsicherung der Marktakteure verstärkt hat. Zu schwer wiegt die 
Flut der immer schlimmer werdenden Nachrichten. Als Folge der 
Immobilien- und Kreditkrise in Amerika schockt die Bankenbranche die 
Anleger beinahe im Tagesrhythmus mit neuen Abschreibungen in 
teilweise riesigem Ausmaß. Erschwerend kommt noch hinzu, dass nun 
auch Institute ins Scheinwerferlicht geraten, von denen die 
Marktteilnehmer bislang nicht ahnten, dass auch sie betroffen sein 
könnten. Außerdem ist in den USA nun auch der Gewerbe-Immobilienmarkt
ins Straucheln geraten, was die Banken noch mehr in die Bredouille 
bringt.
Gleichzeitig zeigen die US-Konjunkturdaten seit der Jahreswende 
fast unisono abwärts, womit sich die Furcht vor einer Rezession 
weiter verstärkt. So hat die Citigroup ihre Prognose für das Wachstum
der amerikanischen Wirtschaft in diesem Jahr kräftig reduziert. Das 
US-Haus erwartet für die ersten drei Monate des laufenden Turnus ein 
schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt und für das Gesamtjahr nur noch 
ein Wachstum von 1% nach bisher 2,3%.
Gründlich zerschlagen haben sich außerdem mittlerweile die 
Illusionen von einer auf die Vereinigten Staaten beschränkten und 
auch eingrenzbaren Krise. Im Zeitalter der Globalisierung sind 
Finanzkrisen - welche eine Überraschung! - nun einmal global. Dazu 
genügt ein Blick auf Großbritannien. Auch dort fallen die 
Immobilienpreise und geraten die Verbraucher, die zudem unter einer 
höheren Zinsbelastung zu leiden haben, unter Druck. In der 
Weihnachtssaison hat sich die Misere des britischen Einzelhandels zu 
einem Desaster ausgeweitet, das an der Börse mit einem Kursmassaker 
quittiert wurde. Und auch die Träume von der Immunität der boomenden 
Schwellenländer gegenüber Krisen der Industrieländer sind geplatzt. 
Wenn auch etwas verzögert, vollziehen ihre zuvor relativ stabilen 
Aktienmärkte nun die Schwäche der Börsen in den Industrieländern 
nach.
Letztlich müssen sich die Investoren darauf einstellen, dass die 
Unternehmensergebnisse die zuversichtlichen Erwartungen nicht 
erfüllen werden und daher die Gewinnprognosen deutlich 
zurückgeschraubt werden müssen. Damit ist die Basis des im März 2003 
begonnenen Bullenmarktes unmittelbar vor seinem fünften Jahrestag 
bedroht. Denn der Kursaufschwung wurde neben der Liquiditätsflut 
insbesondere von einem jahrelangen, kräftigen und stets die 
Konsensprognosen übertreffenden Anstieg der Gewinne getragen und auch
gut abgestützt. Sollten die Ergebnisse erheblich hinter den 
bisherigen Annahmen zurückbleiben oder sogar deutlich sinken, wäre 
auch ein ausgeprägter Bärenmarkt denkbar.
Doch so weit ist es noch nicht. Nach dem gründlich verpatzten 
Jahresauftakt baut sich vielmehr allmählich die Basis für eine 
Bodenbildung und eine Gegenbewegung auf. So zeigten die Kurseinbußen 
vom Wochenauftakt Ansätze einer Kapitulation der Anleger, eine 
Entwicklung, an die sich häufig eine Wende nach oben anschließt. 
Zudem könnten weitere Stützungsmaßnahmen der amerikanischen Regierung
und eine kräftige Absenkung des Fed-Leitzinses in Kombination mit 
einem Abebben der Horrormitteilungen aus der Bankenbranche die 
Gemütslage der Anleger wieder aufhellen und dadurch den Aktienmärkten
Auftrieb verleihen.
Auf der ermäßigten Basis sind außerdem die Bewertungen wieder 
günstiger geworden. Niedrigere Unternehmensgewinne bzw. ein 
Zurückschrauben der Erwartungen sind damit schon ein Stück weit 
eingepreist. So weist der Dax auf Basis der Konsensschätzungen für 
2009 nun ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 10 auf, während Bonds 
bei Renditen, die sich bei zehnjährigen Bundesanleihen auf knapp 4% 
beschränken, als Konkurrenzanlage alles andere als ein Schnäppchen 
sind. Überdies sind die Aktienmärkte differenziert zu betrachten. 
Einzelne Bereiche, darunter die Finanz-, Immobilien- und 
Einzelhandelssektoren, sind teilweise geradezu ausgebombt. Dadurch 
ergeben sich für mutige Schnäppchenjäger sehr günstige Gelegenheiten.
Das Timing für einen Einstieg in den Markt ist in der aktuell von 
blanker Angst geprägten Lage allerdings schwierig.

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