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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

36 Jahre Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens (4.6): Mütter von Tiananmen kämpfen weiter für Aufarbeitung

36 Jahre nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens am 4. Juni 1989 gedenkt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der von der chinesischen Armee Ermordeten und ihrer Familien. „Bis heute kämpft ‚Die Gruppe der Mütter von Tiananmen‘, deren Kinder damals getötet wurden, für eine öffentliche Aufarbeitung des Massakers,“ berichtet Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. Jüngst veröffentlichten die Mütter von Tiananmen eine von 108 Personen unterschrieben Stellungnahme, in der sie die chinesische Regierung zu einer öffentlichen Aufarbeitung der Verbrechen aufforderte. „Trotz aller Einschüchterungsversuche durch die chinesische Regierung, die die Mütter in den letzten 36 Jahren erleiden mussten, setzen sie sich weiter gegen das Schweigen ein und fordern eine vollständige Liste der Getöteten sowie eine Entschädigung der Opfer und ihrer Familien“, so Schedler weiter.

„Die Gewalt der chinesischen Regierung gegenüber friedlichen protestierenden chinesischen Bürgerinnen und Bürgern reiht sich in eine lange Verbrechensliste ein. Ebenso wie die Erinnerung an die selbst hervorgerufenen Verheerungen des ‚Großen Sprungs nach vorn‘ oder der Kulturrevolution setzt die chinesische Regierung auf eine Politik des Vergessens. Vielen Anführern der Proteste von 1989 blieb nur die Flucht nach Hongkong oder andere Staaten. Diejenigen, die wie Liu Xiaobo im Land blieben, wurden teilweise mehrfach inhaftiert“, erinnert Schedler. Liu, der 2010 in Abwesenheit den Friedensnobelpreis erhielt, war nach 1989 bereits dreimal in Haft gewesen, als er mit anderen chinesischen Intellektuellen die „Charta 08“ verfasste, in der eine Demokratisierung Chinas gefordert wurde. Im Dezember 2008 erneut inhaftiert, starb er 2017 als Gefangener des chinesischen Staates.

Nach dem Massaker war Hongkong, damals noch nicht wieder Teil des chinesischen Staatsgebiets, ein wichtiger Fluchtpunkt. Nach der Rückgabe Hongkongs an China durch das Britische Königreich im Jahr 1997 blieb die Stadt ein wichtiger Ort des Gedenkens an das Tiananmen-Massaker. Heute wird die Erinnerung an Tiananmen in Hongkong durch das Nationale Sicherheitsgesetz von 2020 kriminalisiert. „Die Protestierenden von 1989 können jetzt nur noch im Ausland der Opfer gedenken. Größere Feierlichkeiten finden nun in Taiwan statt, das China seinerseits militärisch bedroht“, so Schedler.

Im April und Mai 1989 waren Hunderttausende chinesische Studierende, Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gegangen und protestierten gegen Misswirtschaft und Korruption. Die chinesische Armee schlug die friedlichen Proteste auf dem Tiananmen-Platz in der Nacht zum 4. Juni 1989 brutal nieder. Die Zahl der Getöteten ist bis heute nicht genau bekannt.

Sie erreichen Hanno Schedler unter h.schedler@gfbv.de oder 0551/49906-15.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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