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Der Tagesspiegel

Pressestimmen: "Generationendebatte ist überfällig"

Berlin (ots)

Berlin. Mit der Debatte über
Generationengerechtigkeit sieht der Aufsichtsratschef von
Bertelsmann, Gerd Schulte-Hillen, eine Auseinandersetzung
heraufziehen, „der wir nur schwer Herr werden können". Der Konflikt
zwischen den Generationen werde sich nicht entschärfen. „Im
Gegenteil: Wir erleben eine demographische Katastrophe, die im
Zeitlupentempo abläuft", sagte Schulte-Hillen dem Tagesspiegel.
Unterdessen verschärft sich die Kritik am Vorsitzenden der Jungen
Union (JU), Philipp Mißfelder, der eine Rationierung medizinischer
Leistungen für betagte Senioren gefordert hatte. Mißfelder
verteidigte aber seine Thesen. „Es ist richtig und überfällig, dass
die Diskussion angestoßen wurde und geführt wird, sagte
Schulte-Hillen, der auch zum Präsidium der Bertelsmann-Stiftung
gehört, die gerade an einem Großprojekt zum demographischen Wandel
arbeitet. Nur wenn es der Politik rasch gelänge, gegenzusteuern,
könnten allzu abrupte Veränderungen und Verschlechterungen für alle
Seiten noch vermieden werden, sagte Schulte-Hillen. „Aber die Zeit
für diese Lösungen läuft ab. Sonst sehe ich in wenigen Jahren eine
Auseinandersetzung, der wir nur schwer Herr werden können." Der
Aufsichtsratschef forderte, alle müssten länger arbeiten. Das gelte
sowohl für die Wochenarbeitszeit als auch für die Lebensarbeitszeit.
„Die Rentner werden Zugeständnisse bei der Rentenanpassung machen
müssen", sagte er. Vorher solle die Politik aber die Reserven in den
Systemen mobilisieren. „Wenn sich jedoch weiterhin nur die
Interessengruppen gegenseitig blockieren, bleibt wohl nur ein
Ombudsmann, der in der Politik die Belange der nächsten Generationen
vertritt", sagte Schulte-Hillen. Das aber wäre „ein Armutszeugnis für
diese Gesellschaft". JU-Chef Mißfelder, der unter anderem gefordert
hatte, die Solidargemeinschaft solle 85-Jährigen künftig keine
künstlichen Hüftgelenke mehr finanzieren, legte unterdessen nach und
verlangte Einschnitte für Senioren. „Wir haben die reichste
Rentnergeneration", sagte Mißfelder der „Wirtschaftswoche". „Neben
der Arbeitslosigkeit ist die Spitzenversorgung der Alten dafür
verantwortlich, dass die Beitragssätze bei Rente und Gesundheit in
den vergangenen Jahren kräftig nach oben geklettert ist." Zugleich
sagte der JU-Vorsitzende der dpa: „Ich will keinen
Generationenkrieg." Zurücknehmen wolle er jedoch nichts. „Nein, ich
habe nichts falsch gemacht", betonte er.Als JU-Vorsitzender müsse er
die Interessen seiner Generation vertreten. Bundesfamilienministerin
Renate Schmidt (SPD) hatte zuvor vor einem „Krieg der Generationen"
gewarnt. Auch aus den Reihen der Union wurde Mißfelder am Mittwoch
wieder heftig kritisiert. Der ehemalige JU-Chef in Bayern, Markus
Söder, nannte Mißfelders Äußerungen „unreifes Gequatsche" und empfahl
ihm, sich für seine „Parolen" zu entschuldigen. Der ehemalige
CDU-Generalsekretär Heiner Geißler schrieb in einem Beitrag für den
Tagesspiegel, Mißfelder und andere seien „leider die mentalen Opfer
einer zwar inzwischen verunsicherten, aber immer noch herrschenden
Ideologie, nämlich des neoliberalen Marktfundamentalismus, der alle
Probleme nur noch unter Kostengesichtspunkten diskutiert".
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon:030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email:thomas.wurster@tagesspiegel.de

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