Alle Storys
Folgen
Keine Story von Der Tagesspiegel mehr verpassen.

Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Chef des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr: Rein militärische Verstärkung wird in Afghanistan nichts nützen

Berlin (ots)

Berlin - In der Debatte um die Zukunft des
Afghanistaneinsatzes hat der Befehlshaber des 
Einsatzführungskommandos der Bundeswehr gemahnt, dass eine 
Truppenverstärkung ohne deutlich intensiveres ziviles Engagement 
keinen Sinn ergebe. "Eine rein militärische Aufstockung wird nichts 
nützen, wenn nicht auch das zivile Engagement deutlich verstärkt 
wird", sagte Generalleutnant Rainer Glatz dem in Berlin erscheinenden
Tagesspiegel (Samstagausgabe). Im Übrigen würden auch die USA ihr 
Engagement in diesem Bereich aufstocken. Bei der Ausweitung gehe es 
um weit mehr als Personal. "In drei Bereichen gibt es erheblichen 
Nachholbedarf: bei der Wasserversorgung, der Elektrizitätsversorgung 
und beim Wege- und Straßennetz. Wir könnten auch mehr bei der 
Beratung in der Landwirtschaft tun."
Glatz, der den Einsatz von Potsdam aus leitet, machte auch 
deutlich, dass für die neue Strategie des Oberkommandierenden der 
internationalen Afghanistan-Truppen, General Stanley McChrystal, auch
mehr Bundeswehrsoldaten gebraucht würden. Und wenn McChrystals Plan 
umgesetzt werde, werde auch das Risiko für deutsche Soldaten steigen.
"Wenn sie stärker in die Fläche gehen, werden sie nicht ausschließen 
können, dass auch das Risiko der Auseinandersetzung mit 
Aufständischen steigt." Er fügte hinzu: "Und wir müssen davon 
ausgehen, dass die Situation in der Region Kundus auf absehbare Zeit 
nicht stabil sein wird."  Der deutsche Drei-Sterne-General erwartet, 
dass sich US-Präsident Barack Obama schon bald entscheiden werde, wie
er mit den Forderungen von McChrystal nach mehr Truppen umgehen will.
Er rechne "relativ zeitnah" mit entsprechenden Informationen.
Um den McChrystal-Plan umzusetzen, muss nach den Worten von Glatz
in der Nato geklärt werden, wie weit die Soldaten wirklich in die 
Fläche gehen und auf welchen Ebenen die afghanischen 
Sicherheitskräfte begleitet werden sollen. "Je tiefer ich dabei gehe,
desto mehr Kräfte benötige ich. Dann brauche ich aber auch mehr 
Logistik, mehr Sanitäter, mehr Ärzte und mehr Hubschrauber", betonte 
Glatz. Das zeige sich zum Beispiel in der Polizeiausbildung nach dem 
so genannten Focused District Development Programm. "Dieser Ansatz 
ist der einzig machbare für die Polizei, aber er benötigt viel 
Personal, weil wir die Ausbildung der afghanischen Polizisten über 
Monate eng begleiten müssen - sowohl mit deutschen Polizisten als 
auch mit Bundeswehrkräften."
Um dem steigenden internationalen Abstimmungsbedarf Rechnung zu 
tragen, wünscht sich der Drei-Sterne-General Glatz auch für 
Deutschland einen Afghanistan-Beauftragten wie die Amerikaner ihn mit
Richard Holbrooke haben: "Ich persönlich würde das sehr begrüßen."
Inhaltliche Rückfragen unter 030 2902114905

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


Original-Content von: Der Tagesspiegel, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Der Tagesspiegel
Weitere Storys: Der Tagesspiegel