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Der Tagesspiegel: Italiens NS-Opfer bestehen auf Entschädigung

Berlin (ots)

Berlin/Rom - Um die Beschlagnahme deutschen
Staatseigentums in Italien zugunsten von NS-Überlebenden noch zu 
verhindern, verhandeln die beiden Regierungen jetzt. Nach 
Tagesspiegel-Informationen spricht die Abteilungsleiterin für Europa 
im italienischen Außenministerium am Mittwoch im Auswärtigen Amt in 
Berlin über Auswege aus der Lage, die nach einem Urteil von Italiens 
oberstem Gericht zugunsten italienischer Ex- Zwangsarbeiter 
entstanden ist. Der Kassationsgerichtshof hatte vor Wochen mehreren 
Italienern recht gegeben, die unter dem NS-Regime zur Zwangsarbeit 
nach Deutschland verschleppt worden waren. Die Richter stellten fest,
dass jene Anspruch auf Entschädigung haben und dass dafür auch 
deutsches Eigentum in Italien beschlagnahmt werden darf . Italiener 
waren von Zuwendungen der im Jahr 2000 gegründeten 
Zwangsarbeiterstiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft 
ausdrücklich ausgeschlossen worden; mehrere Tausend hatten dagegen 
geklagt.
Sie müssen allerdings nun fürchten, dass die eigene Regierung heute 
in Berlin nicht in ihrem Sinne verhandeln wird. Außenminister Franco 
Frattini hatte sich kürzlich in einem Interview mit der "Süddeutschen
Zeitung" gegen Zahlungen an die überlebenden Zwangsarbeiter 
ausgesprochen und stattdessen den Bau einer Gedenkstätte angeregt. 
Den Italienern geht es dagegen um ein deutliches Zeichen der 
Anerkennung und der Gleichbehandlung mit ihren osteuropäischen 
Leidensgenossen. Vom Geld der Stiftung hatte man sie - anders als die
polnischen Opfer - ausgeschlossen weil viele von ihnen Soldaten 
waren. Außerdem galten sie, verglichen mit den rassistisch 
verachteten Polen und Russen, als weniger malträtiert - was jedoch 
durch die historische Forschung widerlegt ist.
Die italienische Vereinigung überlebender Kriegsgefangener und 
Internierter (Anrp) will sich mit einem symbolischen Akt, etwa der 
von Frattini vorgeschlagenen Gedenkstätte, deswegen nicht abspeisen 
lassen. Ihr Vorsitzender Enzo Orlanducci sagte dem Tagesspiegel: 
"Wenn die deutsche Regierung Rechtsfrieden will, dann muss sie uns 
nach dem deutschen Gesetz von 2000 entschädigen."
ENDE
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Tel. 030-26009-389

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