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Der Tagesspiegel: Tagesspiegel exklusiv: Sebastian Deisler bricht sein Schweigen/ "Ich war nicht geschaffen für das Geschäft"

Berlin (ots)

Sebastian Deisler hat acht Monate nach seinem
Karriereende sein Schweigen gebrochen. Im Interview mit dem 
"Tagesspiegel am Sonntag" spricht er erstmals über die Gründe, aus 
dem Fußballgeschäft auszusteigen. "Es geht im Fußball sehr viel um 
Status, um Titel, um Ego, um Macht", sagte Deisler. "Das Geschäft hat
zu schnell Besitz ergriffen von mir. Ich habe nie die Zeit gehabt zum
Wachsen, nie die Zeit, erwachsen zu werden, ich hatte nicht mal die 
Zeit, Fehler zu machen." Der 27 Jahre alte Deisler hatte bei Borussia
Mönchengladbach, Hertha BSC und Bayern München gespielt. Er war oft 
verletzt und musste sich wegen Depressionen behandeln lassen. Im 
Januar 2007 beendete er seine Karriere.
In dem Interview redet Deisler sehr persönlich über seinen 
Entschluss, den Sport aufzugeben. "Ich bin zu der Erkenntnis gelangt,
dass ich so, wie alles gelaufen ist, nicht geschaffen war für dieses 
Geschäft. Am Ende war ich leer, ich war alt, ich war müde. Ich bin so
weit gelaufen, wie mich meine Beine getragen haben, mehr ging nicht."
Deisler berichtet im "Tagesspiegel am Sonntag" auch von seinen 
Versuchen, sich anzupassen an das Geschäft. "Ich habe so lange 
gekämpft gegen mich, ich habe Krieg geführt gegen mich, bis ich es 
nicht mehr ausgehalten habe. Deswegen habe ich einen Schlussstrich 
gezogen." Er habe sich lange Zeit darum bemüht, den Schein zu wahren.
"Ich trug eine Maske, innerlich habe ich dagegen rebelliert." Es habe
auch Phasen gegeben, in denen er versucht habe, sich über 
Äußerlichkeiten zu definieren. Deisler: "Aber ich kam mir so 
lächerlich vor. In Berlin habe ich in meiner Wohnung gesessen, ich 
war bekannt in ganz Deutschland, ich war oben angekommen, und vor der
Tür stand ein Mercedes. Aber das alles hat mich nicht glücklich 
gemacht. Ich habe mich gefragt, war's das jetzt? Ich war 
todunglücklich." Beim FC Bayern habe er versucht, in die Mitte des 
Spiels kommen, "um einen neuen Geist hereinzubringen, mehr Freude am 
Spiel, mehr miteinander und nicht dieses Egobetonte".
Deisler sagte, man stumpfe ab im Fußballgeschäft. "Ich kann das 
aber nicht. Ich lebe als Fußballer und Mensch von meiner Intuition, 
von meinem Gefühl."  Er sei kein Mitläufertyp, sagte Deisler. "Aber 
ich bin auch kein Effenberg. Ich habe lange versucht, im Fußball zu 
überleben, wollte hart und kühl sein. Aber so bin ich nicht. Ich habe
mich selbst verletzt. Ich hätte früher versuchen sollen, mich zu 
öffnen. Aber ich hatte Angst davor."
Alle Zitate sind bei Nennung der Quelle "Der Tagesspiegel am 
Sonntag" zu Ihrer Verwendung frei.
Bei inhaltlichen Rückfragen wenden Sie sich bitte an Robert Ide, 
Tel. 030/ 26009 - 647.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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