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Deutsche Umwelthilfe e.V.

57. Internationale Walfang Konferenz beendet
Wie steht es um den Schutz der Wale?
Im Namen der Wissenschaft: Vom Seziertisch über den Ladentisch

Radolfzell (ots)

Obwohl die 20 Jahre dauernden Schutzbemühungen
für die Wale der inzwischen 60 Mitgliedsstaaten starken
Internationalen Walfang- Kommission (IWC ) inzwischen dramatisch
abgenommen haben, haben die Walfänger im koreanischen Ulsan noch
nicht das Sagen. „Noch haben die am Walschutz interessierten Länder,
wie Deutschland, die einfache Mehrheit“ erklärt Petra Deimer,
Walexpertin bei der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere.
„Das zeigten die Abstimmungen anlässlich der 57. Jahrestagung vom
20.- 24. Juni 2005. Gleich zu Beginn der Konferenz war es mit knapper
Mehrheit gelungen, die Tagesordnung nicht, wie von Japan erwünscht,
zu verändern. Schon die Änderung hätte fatale Folgen für den
Walschutz gehabt“.
Japan wollte nicht nur die geheime Abstimmung einführen, sondern
auch wichtige Arbeitsgruppen der IWC eliminieren. Das hätte bedeutet,
dass Bereiche, wie Whale Watching, Schutzgebiete (Indischer Ozean und
Antarktis), Kleinwale (Delfine und Tümmler), Umweltschutz, Klima und
andere anthropogenen Einflüsse (Beifang, Unfälle mit der Schifffahrt
und akustische Verschmutzung), sowie Tierschutzaspekte bei der
Fangtechnik („Humanes Töten“) von der Tagesordnung verschwunden
wären. Der Wissenschaftsausschuss hat 2002 festgestellt, dass
hochgerechnet 650 000 Meeressäugetiere pro Jahr im Beifang der
Fischerei umkommen; in etwa zur Hälfte Robben und Wale/Delfine.
Das „Moratorium“ von 1985/86 ist noch in Kraft, doch dieses
Fangverbot zu kommerziellen Zwecken drohte – und droht - zu kippen.
Mit einer eher unbedeutenden Resolution – aber vielen versöhnlichen
Worten - haben die IWC-Staaten beschlossen, im kommenden Jahr
anlässlich der 58. Jahrestagung auf der Karibikinsel St. Kitts weiter
an dem „Revidierten Management Verfahren“ (RMS) zu arbeiten.
Nichts ist und war je so umstritten wie das RMS. Während die einen
fürchten, dass es den Weg zum offiziellen kommerziellen Walfang
wieder freigibt, glauben die anderen, dass unter einem RMS weniger
Wale getötet werden würden und dass der Fang im Namen von
Wissenschaft und Forschung ein Ende haben müsste. „Doch wer kann
schon wissen, was den am Fang Interessierten noch für Winkelzüge
einfallen, um das gnadenlose Geschäft mit den Walen zu erhalten,“ so
Jörg Dürr-Pucher, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.
Auch während des Moratoriums haben sich die Walfang-Nationen
Japan, Norwegen und Island stets zu helfen gewusst und insgesamt mehr
als 25 000 Wale abgeschossen. Hinzu kommen ein paar hundert, die von
Einheimischen Alaskas, Kanadas, Russlands und Grönlands unabhängig
vom „kommerziellen Fangverbot“ gefangen werden. Die Statuten der IWC
machen dies möglich: Während Norwegen fristgerecht gegen das
Moratorium einen „Vorbehalt“ eingelegt hat - und sich nicht daran
gebunden fühlt, haben die Söhne Nippons mit dem großen Appetit auf
Seegetier ihre Fänge als Wissenschaft deklariert. Walfang für die
Wissenschaft ist Ländersache.
Allerdings meint die IWC damit Einzelfänge und keine
Massenanlandungen, z.B. um den kommerziellen Walfang während des
Fangverbots über Wasser zu halten. Island ist dem Wissenschafts-
Beispiel gefolgt, nachdem seine Harpunen von 1990 bis 2003 ruhten.
Island würde besser auf das unblutige Geschäft mit den Walen setzen,
auf Whale Watching. Über 80 000 Island-Besucher waren im vergangenen
Jahr nach Angaben des „Internationalen Tierschutz-Fonds“ (IFAW) zum
Whale Watching. Weltweit bringt diese Art von Abenteuertourismus viel
mehr Geld ein, als der kommerzielle Walfang je könnte.
Während die Walfänger zu Beginn des „Waffenstillstands“ in den
Weltmeeren hauptsächlich Zwergwale harpunierten, hat Japan das Feuer
seit einigen Jahren auch wieder auf jährlich 50 Bryde´s, 10 Pott- und
50 Seiwale (plus 150 Zwergwale im Nordpazifik) eröffnet. Jetzt will
Nippon nicht nur die Quote für antarktische Zwergwale von 440 mehr
als verdoppeln, sondern zusätzlich je 50 Finn- und Buckelwale im
Schutzgebiet Antarktis abschießen.
Auf der Abschussliste für die jetzige Saison stehen trotz mehrerer
Resolutionen der Walschutzländer mehr als 2.000 geschützte Wale:
Zwergwale, Bryde´s Wale, Sei- und Pottwale, sowie wieder unter allen
erdenklichen Konventionen geschützte Finn- und Buckelwale. Der
Direktor des japanischen Instituts für Walforschung in Tokio, Dr.
Hiroshi Hatanaka, begründet die Ausweitung der Fänge mit weiterem
Forschungsbedarf – und einer Zunahme der Bestände, während die
Meeresbiologin Petra Deimer von der Gesellschaft zum Schutz der
Meeressäugetiere (GSM) dazu sagt: „Vor Beginn des kommerziellen
Walfangs, um 1910, gab es in der Antarktis hochgerechnet 500 000
Finnwale, um 1990 nur noch 2.000. Von einer Erholung der Population
kann keine Rede sein. Und die Situation der Buckelwale ist nicht
besser.“
Nachdem das Fleisch der Fänge im Namen von Wissenschaft und
Forschung über die Seziertische der Labors gegangen ist, darf es
übrigens für harte Yen (bis 400,- € pro Kilo) über die Ladentische
gehen.
Für Rückfragen:
Petra Deimer, Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V.
Tel: 04106-620601,  info@gsm-ev.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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