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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Entwaldung verlagert sich von Amazonien in brasilianische Savanne: Neue Recherche der Deutschen Umwelthilfe belegt Verantwortung deutscher Unternehmen

Berlin (ots)

  • Abholzung in brasilianischer Savanne Cerrado für Soja-Futtermittel auf neuem Höchststand
  • Deutsche Lebensmitteleinzelhändler, Fleischverarbeiter und Systemgastronomen können Soja-Futtermittel von entwaldungskritischem US-Konzern Bunge in ihren Lieferketten nicht ausschließen
  • EU-Verordnung gegen Entwaldung wird den Druck auf Cerrado erhöhen: DUH fordert Bundesregierung auf, sich für Aufnahme von Buschland wie im Cerrado einzusetzen

Während die Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet abnimmt, wächst der Entwaldungsdruck durch den massiven Soja-Anbau für Futtermittel auf den klimarelevanten brasilianischen Cerrado. Die weitgehend ungeschützte Savanne ist längst zum Entwaldungshotspot für die deutsche Nachfrage nach Futtermitteln geworden. Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 50 Unternehmen zeigt: Deutsche Unternehmen wie Tönnies, Rothkötter und Vion können entwaldungskritisches Soja in ihren Lieferketten nicht ausschließen. Sie tragen damit jedenfalls indirekt Verantwortung für die Entwaldung und Zerstörung des Cerrado. Insgesamt können nur 3 der 50 befragten Unternehmen aus dem Lebensmitteleinzelhandel, der Fleischverarbeitung und Systemgastronomie sicher sagen, dass sie kein Futtermittel vom für den deutschen Markt zweitwichtigsten und entwaldungskritischen Soja-Lieferanten Bunge beziehen.

Der US-amerikanische Agrarkonzern Bunge steht laut einem gemeinsamen Bericht von Mighty Earth und DUH mit der seit 2021 stattgefundenen Abholzung einer Fläche in der Größe von über 15.000 Fußballfeldern im Cerrado in Verbindung. Die am 9. Juni 2023 in Kraft getretene EU-Verordnung gegen Entwaldung bietet, anders als beim Amazonas, keinen rechtlichen Schutz für Buschland wie den Cerrado.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Während die Welt für den Schutz des Amazonasregenwaldes kämpft, hat die brasilianische Savanne Cerrado bereits die Hälfte ihrer Landfläche an den Sojaanbau und die Rinderhaltung verloren. Es ist ein Skandal, dass deutsche Unternehmen wie Rothkötter, Tönnies und Edeka nicht ausschließen können, dass ihre Lieferketten zu dieser Naturzerstörung führen. Diese Unternehmen müssen alle Geschäftsbeziehungen zu Zulieferern einstellen, die Entwaldung in ihren Lieferketten nicht ausschließen können. Die EU-Verordnung gegen Entwaldung wird den Druck auf den Cerrado weiter erhöhen. Solange nicht alle für das Klima und die Biodiversität unverzichtbaren Ökosysteme geschützt werden, können wir Naturzerstörung und Landrechtskonflikte nicht verhindern. Wir fordern die Bundesregierung deshalb eindringlich auf, die anstehende Überprüfung der Verordnung zu nutzen, um Buschland und andere Ökosysteme schnellstmöglich in den Schutz aufzunehmen."

Die aktuelle Recherche von Mighty Earth und DUH zeigt, dass Soja des amerikanischen Konzerns Bunge in großen Mengen als Futtermittel in der europäischen Tierproduktion zum Einsatz kommt. Demnach bezieht Deutschlands zweitgrößter Geflügelproduzent Rothkötter regelmäßig Soja von Bunge für sein Futtermittelwerk. Die Firma reagierte wiederholt nicht auf die Anfrage der DUH.

Ein besonders großer Nachholbedarf besteht in der Schweinemast: Westfleisch und die Sprehe-Gruppe beantworteten unsere Anfrage gar nicht. Die beiden Schweinefleischproduzenten Tönnies und Vion deuten in ihren Antworten auf die intransparenten Lieferketten für Sojafuttermittel mit begrenzten Einflussmöglichkeiten hin. Auch die befragten Einzelhändler und Systemgastronomen können für ihre Schweinefleisch-Lieferketten meist kein entwaldungsfreies Soja garantieren. Das Unternehmen Edeka konnte die Umstellung auf eine nachhaltigere Fütterung laut seinem jüngsten Fortschrittsbericht bisher nur im Rahmen einiger weniger Projekte erreichen. Von den 50 befragten Unternehmen wollten lediglich die Molkereiunternehmen Hochland und FrieslandCampina sowie das Agrarunternehmen Agravis eine Verbindung zu Bunge-Soja aus Brasilien ausschließen.

Glenn Hurowitz, CEO und Gründer von Mighty Earth: "Wir brauchen den Cerrado genauso wie den Amazonas, um uns vor den Auswirkungen einer sich erwärmenden Welt zu schützen. Traurigerweise verschwindet er doppelt so schnell wie sein großer Nachbar. Der Cerrado wird mehr und mehr von der Fleischindustrie eingenommen, um Soja anzubauen und Rinder für die Produktion von billigem Fleisch für den EU-Markt aufzuziehen. Sojahändler wie Bunge müssen ihr Versprechen einlösen, ihre Lieferketten bis 2025 entwaldungsfrei zu gestalten und ihre Beziehungen zu Farmen, die dieses wichtige Biotop zerstören, beenden. Bunge war einer von acht Sojahändlern auf der COP27, die einem Plan zugestimmt haben, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und die Entwaldung bis spätestens 2025 zu beenden. Unsere Untersuchung zeigt, dass Bunge weit davon entfernt ist, dies zu erreichen."

Hintergrund:

Der Cerrado ist die größte und vielfältigste Savanne der Welt und bietet nicht nur gefährdeten Tierarten wie dem Jaguar, Riesenameisenbär und Mähnenwolf eine Heimat, sondern auch vielen indigenen und lokalen Gemeinschaften. Der sogenannte "umgedrehte Wald" speichert über Boden und Wurzelsystem rund 137 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Genauso viel wie ein Tropenwald. Im April 2023 erreichte die Entwaldung im Cerrado einen neuen Höchststand: Insgesamt wurde eine Fläche so groß wie fast 300.000 Fußballfelder abgeholzt.

Link:

Den ausführlichen gemeinsamen Bericht finden Sie hier: https://l.duh.de/p230626

Pressekontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH
0049 160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Carole Mitchell, Senior Director Communications Mighty Earth
0044 7917 105000, carole@mightyearth.org

DUH-Newsroom:

030 2400867-20, presse@duh.de

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