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Deutsche Umwelthilfe und Our Fish kritisieren verpasste Chance: EU-Kommission schlägt zu hohe Fangquoten für Ostseebestände vor

Berlin (ots)

Deutsche Umwelthilfe und Our Fish kritisieren Vorschlag der EU-Kommission für Fangquoten in der Ostsee - Dorsch- und Heringspopulationen sind bereits in kritischem Zustand - Wissenschaftler empfehlen Null-Quote für westlichen Hering und östlichen Dorsch - DUH und Our Fish fordern Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf, die wissenschaftlichen Empfehlungen einzuhalten und so die Überfischung zu beenden

Den heute von der EU-Kommission veröffentlichten Vorschlag für Fangbeschränkungen in der Ostsee für 2020 kritisieren die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Initiative Our Fish als unzureichend. Der Vorschlag der Kommission geht erneut über die wissenschaftlichen Empfehlungen hinaus. Mit dem Vorschlag wird die Überfischung für den westlichen Hering sowie den Lachs in der Ostsee 2020 fortgesetzt. Außerdem wird für den östlichen Dorsch, der sich in einem kritischen Zustand befindet, eine noch nicht definierte Beifang-Fangquote vorgeschlagen. Dies gefährdet die Erholung dieser stark gefährdeten Population.

Gemäß der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) sind die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, die Überfischung bis spätestens 2020 zu beenden und alle Bestände nachhaltig zu befischen. Dem wird der Vorschlag der EU-Kommission nicht gerecht. DUH und Our Fish werten den Vorschlag als Verstoß gegen dieses wichtige Nachhaltigkeitsziel. Im Oktober werden die Fangquoten während des Treffens im Fischereiministerrat auf Basis des Vorschlags von Wissenschaftlern und EU-Kommission final verhandelt. Die DUH und Our Fish fordern die Beteiligten auf, die wissenschaftlichen Empfehlungen für alle Bestände einzuhalten.

"Die von der Wissenschaft vorgeschlagene Null-Quote für den westlichen Hering wird ignoriert und für den Lachs eine zu hohe Fangquote empfohlen. Für den östlichen Dorsch hält sich die Kommission zwar an den empfohlenen Fangstopp, doch der massive Beifang von Dorschen in der noch stattfindenden Plattfischfischerei wird für ihn zum großen Problem. Es müssen in den betreffenden Gebieten selektivere Netze zum Einsatz kommen. Diese existieren schon lange und deren Einsatz ist für die Erholung der Dorschpopulation unumgänglich. Wir fordern die zuständige Ministerin Julia Klöckner auf, sich für einen Stopp der Fischerei des östlichen Dorschs und des westlichen Herings stark zu machen und die Beifänge von Dorschen nicht weiter zu tolerieren", sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Initiative dazu: "Es ist erschreckend, dass die Kommission ihre rechtliche Verpflichtung missachtet und für mehrere Fischpopulationen zu hohe Fangbegrenzungen vorschlägt. Die Kommission hätte in diesem Jahr aufgrund der anstehenden Frist für 2020 den wissenschaftlichen Fangempfehlungen folgen müssen, um die Überfischung zu beenden. Angesichts des schlechten Zustandes der Herings- und Dorschpopulationen in der Ostsee und einer Klima- und Biodiversitätskrise in unseren Meeren, ist der nun vorliegende Vorschlag unverantwortlich. Wir erkennen die Bemühungen der Kommission an, für einen Großteil der Bestände die wissenschaftlichen Vorgaben einzuhalten. Doch die gesetzlichen Vorgaben sind klar: Alle Bestände müssen bis 2020 nachhaltig befischt werden. Es gibt keine Ausreden mehr."

Bei dem Treffen der EU-Fischereiminister am 14. und 15. Oktober in Luxemburg, entscheiden diese auf der Grundlage des Kommissionsvorschlags über die Fangbegrenzungen in der Ostsee für das nächste Jahr. Dies wird in diesem Jahr die letzte Chance für die EU sein, die Überfischung in der Ostsee bis 2020 zu beenden. Ab dem 1. Januar 2020 ist die Überfischung in den -Gewässern der EU nach deren eigenen Rechtsvorschriften illegal. DUH und Our Fish fordern die zuständigen EU-Minister auf, nachhaltige Fangquoten festzulegen, um den Druck auf die schwindenden Fischpopulationen zu verringern und so deren Zukunft zu ermöglichen.

Hintergrund:

Zum östlichen Dorsch: Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfiehlt einen Fangstopp für 2020. Im Juli 2019 ergriff die Kommission bereits Sofortmaßnahmen, damit der Bestand nicht vollständig kollabiert. Die Kommission spricht sich für die Einstellung aller gezielten Dorschfischereien in der östlichen Ostsee und die vorgeschlagene Fortsetzung einer Laichschonzeit aus. Dies reicht jedoch nicht aus, damit sich der Bestand vollständig erholen kann. Dazu müssen die Fischereiminister die Fischerei in allen Dorschlaichgebieten während der gesamten Hauptlaichzeit verbieten. Der Ministerrat muss auch sicherstellen, dass die Fischer die Erholung mit Grundschleppnetzen nicht gefährden. Deshalb muss beispielsweise der Beifang von Dorsch in der Plattfischfischerei so gering wie möglich gehalten werden, indem Netze zum Einsatz kommen, die den Dorschen Fluchtmöglichkeiten lassen. Die Netze existieren schon lange, doch sie müssen auch verwendet werden.

Zum westlichen Hering: Die ICES-Empfehlung für die Fangmenge liegt dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge bei Null. Laut ICES war die Fangmenge bereits seit Mitte der 2000er Jahre gering und befindet sich seit vier Jahren auf einem historischen Tiefpunkt. 2018 haben die EU-Kommission und der Ministerrat diese Empfehlung ignoriert. Auch in diesem Jahr schiebt die Kommission scheinbar lieber kurzsichtige sozioökonomische Argumente vor und empfiehlt zu hohe Fangmengen. Doch eine nachhaltige Bewirtschaftung der europäischen Meere würde erhebliche sozioökonomische Vorteile in Form höherer Einnahmen und zusätzlicher Arbeitsplätze direkt in der Fischerei wie auch in verwandten Sektoren bringen.

Zum Lachs: Die wissenschaftliche Empfehlung sagt eindeutig, dass nicht mehr als 58.900 Tonnen im Jahr 2020 gefangen werden dürfen. Die Kommission schlägt dagegen 86.575 Tonnen vor. Dieser Vorschlag ist nicht zu akzeptieren, da er klar gegen die EU-Vorschriften zum Stopp der Überfischung verstößt.

Links:

Link zum Kommissionsvorschlag: http://ots.de/qJHl7B

Zu den ICES-Empfehlungen:

   - Westlicher Hering: http://ots.de/HpIfcl	
   - Östlicher Dorsch: http://ots.de/NHEPUh	
   - Lachs: http://ots.de/AmPAky	

Pressekontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Rebecca Hubbard, Programmdirektorin Our Fish
+34 657669425, rebecca@our.fish

Katja Hockun, Projektmanagerin Meeresnaturschutz DUH
030 2400867-895, hockun@duh.de

DUH-Pressestelle:

Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de

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