Trägerkreis der Walter Scheel Medaille e. V.
Walter-Scheel-Medaille geht an Hamburger Trattoria CUNEO zum 120. Jubiläum
Hamburg (ots)
Am gestrigen Mittwochabend, dem 17. Dezember 2025, wurde in Hamburg die 22. Walter-Scheel-Medaille an die Trattoria der Familie Cuneo verliehen. Sie würdigt nicht nur eine außergewöhnlich traditionsreiche gastronomische Institution im 120. Jahr ihres Bestehens, sondern unterstreicht anlässlich des 70. Jahrestages des deutsch-italienischen Anwerbeabkommens das gesellschaftliche Potenzial von Migration und kulturellem Austausch: Ursprünglich ein rein arbeitsmarktpolitisches Instrument, führte das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien vom 20. Dezember 1955 zu einer der folgenreichsten Migrationsbewegungen im Nachkriegseuropa, die Deutschland nachhaltig prägte - nicht zuletzt gastronomisch. Mit den ersten Pizzerien und Eisdielen begann in den 1950er-Jahren die kulinarische Öffnung Deutschlands zur Welt.
Als das deutsch-italienische Anwerbeabkommen 1955 unterzeichnet wurde, existierte die Trattoria Cuneo bereits seit einem halben Jahrhundert. Seit ihrer Gründung im Jahr 1905 fest im Hamburger Stadtteil St. Pauli verwurzelt, ist sie bis heute - unter der Leitung von Franco und Franca Cuneo in dritter und vierter Generation - ein lebendiger Ort der Begegnung und Lebensfreude. Dr. Christoph Wirtz, Vorsitzender des Trägerkreises der Walter-Scheel-Medaille: "Über 120 Jahre hinweg ist es der Familie Cuneo gelungen, eine kulturelle Identität zu wahren, die von der Kraft des Einfachen, der Authentizität und der Offenheit lebt - italienische Gastronomie ohne Folklore und Verfremdung. Das Cuneo steht für die lebendige Kontinuität einer alltäglichen, unprätentiösen Form europäischer Verständigung."
Zum Hintergrund: Die Küchen, die Weine, die kulinarischen Spezialitäten und gastronomischen Traditionen sind ein lebendiger Teil des kulturellen Erbes Europas. Sie spiegeln die europäische Vielfalt und verbinden Menschen über Grenzen hinweg. In diesem Geist und zur Erinnerung an den vierten Bundespräsidenten werden mit der Walter-Scheel-Medaille seit dem Jahr 2014 Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich in außerordentlicher Weise um den Erhalt und die Förderung der kulinarischen Kultur Europas verdient gemacht haben - darunter die Spitzenköche Alain Ducasse, Ferran Adrià und Eckart Witzigmann, die italienische Winzerlegende Angelo Gaja, die österreichische Glasbläser-Dynastie Riedel, der britische Weinkritiker Hugh Johnson oder der Slow-Food-Gründer Carlo Petrini.
Die Auszeichnung trägt den Namen des vierten Bundespräsidenten, Außenministers und Stellvertreters des Bundeskanzlers Willy Brandt. Walter Scheel (1919-2016) verstand den europäischen Gedanken als zentralen Wert seines politischen Wirkens und gehörte zugleich zu den wenigen Spitzenpolitikern Deutschlands, die auch dem Kulinarischen einen hohen Stellenwert einräumten. Zeit seines Lebens nutzte er als Staatsmann dessen verbindende Kraft: "So manche Verhandlungen zwischen Staaten kamen bei einem guten Essen zum Durchbruch, so manches Bündnis wurde mit einem gemeinsamen Mahl besiegelt. Den Tisch mit dem Gast, dem Freund oder Fremden zu teilen, ist sichtbares Zeichen für Freundschaft." (Walter Scheel, 1991)
Der Trägerkreis der Walter-Scheel-Medaille e. V. ist überparteilich, unabhängig und als gemeinnützig anerkannt. Er fördert Kunst, Kultur und den Gedanken der Völkerverständigung.
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