E-Auto-Ladenetz: Europa verfehlt 2030-Ziel um 74 % [Studie]
Berlin (ots)
Analyse von fast einer Million Ladepunkten zeigt: Die Europäische Union hat erst 26 % ihrer 2030-Ziele erreicht
Fünf Jahre vor der 2030-Frist stehen europäischen Autofahrern und Autofahrerinnen weniger als eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung. In der EU-27 sind es rund 910.000 - also nur etwa ein Viertel des von der Europäischen Kommission gesetzten Ziels von 3,5 Millionen Ladepunkten. Bei dem derzeitigen Ausbau von rund 150.000 Ladepunkten pro Jahr würde die Gesamtzahl bis 2030 nur etwa 1,7 Millionen erreichen.
Um die heutige Lücke zu schließen, müssten jährlich mehr als 500.000 neue Ladepunkte installiert werden. Das Problem in der Praxis ist aber nicht nur die Menge, sondern auch die Verteilung und die Ladegeschwindigkeit.
Zentrale Ergebnisse
- Schleppender Fortschritt: Erst 26,1 % des 3,5-Millionen-Ziels der Europäischen Kommission erreicht.
- Einzelhändler überholen Staaten: Lidl hat mehr Ladepunkte (8.855) als Irland oder Rumänien.
- Langsames Laden: Weniger als 10 % der Ladepunkte ermöglichen High Power Charging (>150 kW).
- Regionale Unterschiede: Besonders große Lücken gibt es in Nordskandinavien, Zentraldeutschland, im spanischen Binnenland und in Südpolen.
Ladewüsten in Europa
Die Studie zeigt deutliche Lücken im europäischen Ladenetz. Während Städte meist gut versorgt sind, gibt es dazwischen oft nur wenige Ladepunkte. In dunkelrot markierten Regionen liegt der Abstand zum nächsten Ladepunkt bei mehr als 40 km.
Noch deutlicher zeigen sich Versorgungslücken in Nordskandinavien und Zentraldeutschland, ergänzt durch ländliche Regionen Frankreichs, das Innere Spaniens, Alpengebiete, Nebenstraßen im Baltikum sowie auf Inseln.
Quantität versus Qualität
Die Länder unterscheiden sich nach Anzahl der Ladepunkte (pro 100.000 Einwohnende) und Anteil der High Power Charging (HPC)-Stationen (>150 kW).
- Norwegen führt mit einem HPC-Anteil von 30,8 %, liegt bei der Ladepunktdichte jedoch nur im Mittelfeld (462 pro 100.000 Einwohnende).
- Die Niederlande führen mit der höchsten Ladepunktdichte (684 pro 100.000 Einwohnende), weisen jedoch lediglich einen Schnellladeanteil von 2,3 % auf.
- Deutschland liegt im Mittelfeld mit 217 pro 100.000 Einwohnende und 15,9 % Schnellladeanteil.
Supermärkte als Treiber
Einzelhandelsketten entwickeln sich zu wichtigen Akteuren der Ladeinfrastruktur. Die Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) hat Tausende Ladepunkte in Europa aufgebaut. Lidl allein betreibt 8.855 Ladepunkte und damit mehr als ganze Länder wie Irland (4.842) oder Rumänien (6.670). Das zeigt: Private Unternehmen spielen eine zentrale Rolle beim Schließen der Ladelücke.
Türkei mit höchstem Wachstum
Die Türkei verzeichnete 2024 das europaweit schnellste Wachstum von rund 11.800 Ladepunkten Ende 2023 auf etwa 26.000 Ende 2024.
Der Weg bis 2030
Es braucht mehr als nur Stecknadeln auf der Landkarte. Entscheidend sind Leistung, Zuverlässigkeit und Benutzungsfreundlichkeit. AFIR (Alternative Fuels Infrastructure Regulation) fordert deshalb: Echte Leistung auf Hauptstraßen, Tap & Go-Zahlungen, transparente Preise und ein Live-Status, der keine Fiktion ist.
Um das EU-Kommissionsziel von 3,5 Millionen Ladepunkten zu erreichen, sind jährlich rund 520.000 neue Ladepunkte nötig. Subventionen helfen, aber letztlich entscheiden Genehmigungen, Netzanschlüsse und Betriebszeiten über den Erfolg.
Methodik
Die Studie basiert auf der TEN-T-Datenbank des transeuropäischen Verkehrsnetzes (Stichtag: August 2025) und umfasst 30 Länder (EU-27, EFTA, Vereinigtes Königreich, Türkei). Wachstumsdaten wurden mit Angaben des European Alternative Fuels Observatory (EAFO) ergänzt. Die Ladepunktdichte wurde mit Eurostat-Bevölkerungszahlen pro 100.000 Einwohnende berechnet.
Über die Studie
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