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Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

Wegen der dramatisch steigenden Baupreise: Soziale Vermieter und Bauwirtschaft fordern die Kieler Landesregierung auf, umgehend einen Krisengipfel einzuberufen

68/2021

Die norddeutsche Wohnungswirtschaft und die Verbände von „Die Bauwirtschaft im Norden“ haben die Kieler Landesregierung aufgefordert, umgehend einen Krisengipfel zum Thema Baukostensteigerung einzuberufen.

„Der dramatische Anstieg der Preise für die allermeisten Baustoffen schlägt auf die Baustellen durch und wird dazu führen, dass wir die Ziele beim Bau bezahlbarer Wohnungen in diesem Jahr nicht erreichen können“, erklärten Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), und Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer der baugewerblichen Verbände Schleswig-Holstein, am Dienstag.

„Wir brauchen kurzfristig ein Treffen. Sinnvoll wäre es, über ein zeitlich befristetes Förderprogramm zu reden, das sicherstellt, bereits begonnene und final geplante Bauprojekte umzusetzen. So könnten Bauunternehmen ihre Einkaufspreise für Baustoffe offenlegen, die Grundlage ihrer ursprünglichen Kalkulation waren. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird geprüft, welche Preise wirklich gezahlt werden mussten, und die Differenz wird durch das Förderprogramm ausgeglichen. Einen Stopp des Baus bezahlbarer Wohnungen können wir uns jedenfalls nicht leisten.“

Preise für viele Baustoffe dramatisch gestiegen

Hintergrund der Forderung sind die innerhalb weniger Monate deutlich gestiegenen Preise für viele Baustoffe. Dietmar Walberg, Geschäftsführer der Kieler Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen, hatte in der vergangenen Woche bei einer öffentlichen Diskussionsrunde von dramatischen Preissteigerungen im Wohnungsbau berichtet.

Demnach stiegen seit September vergangenen Jahres die Preise für Latt- und Schalholz sowie für Holzfaserdämmstoffe um bis zu 100 Prozent. Betonstahl verteuerte sich um bis zu 35 Prozent, Bitumen um bis zu 45 Prozent. Das führt - auf ein Bauvorhaben hochgerechnet - mindestens zu einem Preisanstieg über alles von bis zu 15 Prozent - steigend.

„Das Problem besteht darin, dass dieser sprunghafte Anstieg – Experten sprechen schon von einer Bauflation – auf bereits seit Jahren kontinuierlich steigende Baupreise aufsetzt“, erklären Breitner und Schareck. „Das Statistische Bundesamt hat unlängst festgestellt, dass viele Baustoffe, zum Beispiel Dachlatten, Gipskartonplatten und Bausand, seit 2015 überdurchschnittlich teurer geworden sind. Demnach stieg der Erzeugerpreisindex zwischen 2015 und März 2021 um 7,9 Prozent. Dachlatten aber wurden um 15,2 Prozent teurer. Die Großhandelspreise für Eisen und Stahl seien in diesem Zeitraum um 36 Prozent geklettert.“

Dem Ifo-Institut zufolge klagten derzeit 22 Prozent der Bauunternehmen über Materialengpässe. Das sei mit Abstand der höchste Wert seit der deutschen Wiedervereinigung.

Entwicklung belastet besonders Anbieter bezahlbarer Wohnungen

„Vor allem für Vermieter, die Wohnraum zu bezahlbaren Preisen anbieten, ist es inzwischen kaum mehr möglich, guten Gewissens ein Bauprojekt zu starten“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Wer am Ende dauerhaft nicht mehr als acht bis zehn Euro Miete pro Quadratmeter nehmen will, hat derzeit keine Chance, wenn er nicht sehenden Auges in die roten Zahlen marschieren und damit das eigene Unternehmen gefährden will. Die Lösung in der Gründung kommunaler Wohnungsunternehmen zu suchen, hilft nicht weiter. Sie müssen die hohen Baustoffpreise ja auch bezahlen.“ Breitner zufolge liegt die monatliche Nettokaltmiete der VNW-Unternehmen in Schleswig-Holstein im Durchschnitt bei 5,99 Euro pro Quadratmeter – und damit deutlich unter den Werten der örtlichen Mietenspiegel. „Spielraum, um dramatisch gestiegenen Baukosten zu puffern, haben sie nicht.“

Hauptgeschäftsführer Georg Schareck warnt vor den Auswirkungen auf die Baubranche. „Es wäre fatal, jetzt zur Tagesordnung überzugehen – frei nach dem Motto - es ist schon immer gut gegangen. Das, was im Markt jetzt passiert, ist nur zu einem Teil dem unternehmerischen Wagnis anzulasten. Wenn die an die Baukosten durchzureichenden Materialpreise zu einem Nachlassen der Baunachfrage führt, haben alle sprichwörtlich mit Zitronen gehandelt. Die Nachfrage lässt hier spürbar nach – und zwar mindestens noch auf mittlere Sicht. Obwohl der Bedarf hoch ist. Und die Baubranche wird in einem wichtigen Segment weniger bauen, wenn Aufträge storniert werden oder sie aus Selbstschutz gekündigt werden müssen. Weil die Betriebe nicht auf den hohen Zusatzkosten nach Vertragsabschluss sitzen bleiben wollen, ohne sich selbst zu gefährden. Deshalb wäre es sinnvoll, darüber zu sprechen, wie vorhandene Mittel und vorhandene Programme des Landes befristet, aber genau hierfür herangezogen werden könnten.“

Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 396 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 750.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,04 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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