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Bremerhavener Studierende schützen mit ihrer Forschung wertvolles Transportgut

Bremerhavener Studierende schützen mit ihrer Forschung wertvolles Transportgut
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Einmal vor Fachpublikum referieren: Das war drei Transportwesen- und Logistikstudierenden (TWL) und einem Absolventen des Logistikstudiengangs der Hochschule Bremerhaven möglich. Bei der Transport-Schadensverhütungs-Tagung vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) im Atlantic Hotel Sail City in Bremerhaven durften die vier über ihre Forschungsarbeit und deren praktischen Nutzen für Unternehmen und Umwelt berichten.

Einmal vor Fachpublikum referieren: Das war drei Transportwesen- und Logistikstudierenden (TWL) und einem Absolventen des Logistikstudiengangs der Hochschule Bremerhaven möglich. Bei der Transport-Schadensverhütungs-Tagung vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) im Atlantic Hotel Sail City in Bremerhaven durften die vier über ihre Forschungsarbeit und deren praktischen Nutzen für Unternehmen und Umwelt berichten.

Prof. Dr. Dieter Heimann leitete den Hochschulblock der Tagung mit einer Moderation und einem Einführungsvortrag ein. Er nahm die Anwesenden mit auf eine kleine Reise in die physikalischen Hintergründe von Stoß-, Luftfeuchtigkeits- und Temperaturbelastungen im Transportwesen. Dabei machte er auf den Einsatz von sogenannten Datenloggern aufmerksam, die diese Belastungen nicht nur aufzeichnen, sondern auch mit einem Zeitstempel und GPS-Tracking versehen. Diese Messinstrumente sind kleine Boxen, über ein körpereigenes Koordinatensystem verfügen und am Transportgut oder dem Container angebracht werden. An den aufgezeichneten Daten lässt sich ablesen, welche Transportbelastungen wann und wo innerhalb einer Transportkette aufgetreten sind und möglicherweise zu einem Transportschaden geführt haben. Damit leitete er zu den praktischen Forschungsergebnissen seiner Studierenden über.

Datenlogger ­­als technisches Hilfsmittel

Bennet Krause referierte über die Stoßbelastung beim Containerumschlag mittels eines Reachstackers. Das ist ein mobiles Umschlaggerät, mit dem Container transportiert und gestapelt werden können. Das Frachtgut wird an einem großen Greifarm nahezu freischwebend befestigt. Bremst der Reachstacker oder lädt er einen Container ab, kann es zu Stoßbelastungen kommen. Diese Belastungen hat Bennet Krause in Zusammenarbeit mit dem Bremerhavener Logistikdienstleister Friedrich Tiemann an echten Containern mit Hilfe von Datenloggern gemessen und ausgewertet. Zurückgreifen konnte er dabei neben hochschuleigenen Gerätebeständen auch auf für Forschungszwecke zur Verfügung gestellte Datenlogger der Dresdener Firma Cicor Deutschland GmbH. Welche Daten die kleinen Messgeräte in der Praxis ermitteln, und welche Schlüsse Forschende und Firmen daraus ziehen können, zeigte der Studierende anhand einer entsprechend technisch überwachten Reise eines Containers von Bremerhaven nach Busan in Südkorea auf: Die in bestehenden Packrichtlinien zum Stauen von Containern angegebenen Beschleunigungen für die Ladungssicherung wurden deutlich überschritten. Außerdem erläuterte Bennet Krause dem Fachpublikum, dass man Datenlogger nicht an Seitenwänden eines Containers befestigen sollte, da sie durch Schwingungen dann ungenaue Daten produzieren. Ein weiteres wichtiges Ergebnis: Die Höhe der Beschleunigung variiert bei verschiedenen Transportmitteln stark.

„Wenn’s regnet, machen wir die Tür zu – so einfach ist es nicht!“

Jamo Randhahn, der ebenfalls Transportwesen und Logistik an der Hochschule Bremerhaven studiert, beleuchtete in seinem Vortrag das Innenraumklima bei der Freiluftlagerung eines smarten ISO-Containers. Er erläuterte die wechselseitige Beziehung zwischen Temperatur und Feuchtigkeit innerhalb des Containers und stellte heraus, wie wichtig die Kenntnis über das Innenraumklima ist: „Wenn’s regnet, machen wir die Tür zu – so einfach ist es leider nicht!“ Um Schäden durch Feuchtigkeit und Schimmelbildung zu verhüten, müsse man sein Transportgut vor dem Verladen gut untersuchen. Jamo Randhahn transportierte bei seinem Praxisversuch 30 Holzbalken, die vor dem Verladen im Freien gelagert worden waren. Dadurch, erklärte Randhahn, habe das Holz viel Wasser aufgesaugt, viereinhalb Kilo pro Balken. Er platzierte zwei Messgeräte, so genannte Datenlogger, zwischen beziehungsweise oben auf den Balken. Dieser oben platzierte Datenlogger zeichnete höhere Temperaturschwankungen auf, als das zwischen den Balken platzierte Messgerät. „Daran sieht man, dass Holz ein guter Wärmespeicher ist“, schloss der Studierende und betonte: „Über den Wassergehalt der Ladung muss man sich bewusst sein.“ Jamo Randhahns Empfehlung für Holztransporte: „Kammergetrocknetes Holz eignet sich besser als im Freien gelagertes Holz, weil das Naturmaterial viel Wasser speichern kann.“

Parallele Tests in Container und Labor

Welchen Schutz vor Feuchtigkeitsschäden eine Klimaschutzverpackung – bestehend aus einer Schwergutkiste sowie einer Sperrschichtfolie und Trockenmitteln - dem Transportgut bietet, zeigte der Studierende Nelio Rauen auf, der wie seine Kommilitonen Transportwesen und Logistik an der Hochschule Bremerhaven studiert. Er hat sich mit den Schwächen der Trockenmittelmethode beschäftigt. Trockenmittel, die man beispielsweise als Granulatpäckchen kennt, werden im Transportwesen eingesetzt, um Schimmelbildung zu vermeiden. In seinem Vortrag ging er auf die Vor- und Nachteile der Trockenmittelmethode ein. Dazu hat er zwei Versuche durchgeführt: Einen in einem echten Container, der von der Firma Hapag Lloyd zur Verfügung gestellt wurde und den er bei der Bremerhavener Firma Friedrich Tiemann bestücken durfte, und einen im hochschuleigenen Verpackungslabor, unterstützt vom technischen Angestellten des Verpackungslabors Frank Strasdeit. Bei beiden Versuchen sah der Aufbau so aus: Das zu schützende Transportgut – versehen mit Datenloggern und Trockenmittel - umhüllte er mit einer Schutzschicht und legte es in eine Schwergutkiste. In die Schutzschicht schnitt er ein Loch, eine so genannte Leckage. Es zeigte sich, dass das Trockenmittel zum einen nur eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen kann und dass beispielsweise bei Zollkontrollen, bei denen die vor Wasserdampfeintritt von außen in die Sperrschichthülle schützende Sperrschichtfolie zur Sichtkontrolle geöffnet werden muss, feuchtigkeitsbedingte Schäden am Transportgut verursacht werden können. „Als zusätzliche Absicherung zeigt sich, dass eine schützende Kiste aus Holz dafür sorgt, dass das Trockenmittel mehr Zeit hat, um zu arbeiten – selbst wenn die Schutzschicht ein Leck hat.“

Dank Bremerhavener Knowhow werden 2.200 Kilogramm Kohlendioxid im Jahr eingespart

Tim Stadtlander brachte dem Fachpublikum ein Praxisbeispiel zur Verpackungsoptimierung bei seinem Arbeitgeber SIKO GmbH mit. Das Unternehmen produziert Messtechnik und verschickt die Geräte. Im Verpackungslabor der Hochschule Bremerhaven hat der Absolvent des Studiengangs für Transportwesen und Logistik in unterschiedlichen Versuchen herausgefunden, dass er durch eine Anpassung der Kartonstärke und durch eine spezielle Stanzung des Verpackungsinneren die Qualität der Verpackung verbessern und die unnötige Vielfalt der Verpackungsgrößen innerhalb des Unternehmens, für das er heute arbeitet, reduzieren konnte. Die Firma bietet zirka 300 verschiedene Produktgruppen an, darunter viele im Bereich der Medizintechnik. „Es gab vielfältige Verpackungen, die nicht aufeinander abgestimmt waren“, erklärte der Logistiker. Allein über 40 unterschiedliche Fächervarianten, mit denen die Produkte im Karton gestützt werden, setzte das Unternehmen vor Tim Stadtlanders Versuch ein. Er teilte alle Produktgruppen nach ihrer Form – rund, eckig, quadratisch – ein und reduzierte so die Kartongrößen auf wenige Modelle, die jetzt auf EU-Paletten passen. „Schluss mit Tetris!“ Dadurch und mithilfe spezieller Stanzungen konnte er auch die Vielfalt an Innenverpackungen um 62 Prozent verringern. „Meine Verpackungen sind zudem wiederverwendbar und leichter.“ Das freut auch den Planeten: Die Firma spart 2.900 Kilogramm Verpackungsmüll und 2.200 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr ein.

Regionale Unternehmen fördern Bremerhavens Logistik-Studierende und profitieren von ihrer anwendungsorientierten Forschung

Mit ihren Erkenntnissen haben die vier jungen Logistiker beeindruckend unter Beweis gestellt, dass eine exzellente theoretisch-praktische Ausbildung im Studium den Grundstein für anwendungsorientierte, passgenaue Lösungen im späteren Berufsleben legt, von denen Unternehmen und Umwelt profitieren. Ihr begleitender Professor Dieter Heimann von der Hochschule Bremerhaven nutzte die Gelegenheit, um beim Tagungspublikum Werbung für weitere spannende Kooperationen zu machen: „Sie haben hier gerade ein Beispiel für eine Abschlussarbeit gesehen. Meine herzliche Einladung an Sie: Haben Sie oder Ihre Kunden besondere Anforderungen? Dann kommen Sie auf uns zu und binden Sie unsere Studierenden in Ihre Problemlösung ein.“ Ihm hat besonders imponiert, dass die Studierenden die Versuche außerhalb des Lehrplans umgesetzt haben. „Ich fand, dass die Studierenden sich ganz toll geschlagen haben, sie haben sich sehr gut vorbereitet.“ Einen besonderen Dank sprach er dem Bremerhavener Logistikdienstleister Friedrich Tiemann aus: „So eine Zusammenarbeit kann man sich nur wünschen. Wenn wir in der Praxis etwas testen wollen, unterstützen uns Dieter Kanning und seine Kolleg:innen hier in Bremerhaven immer. Das ist etwas Besonderes, was man nicht an jedem Hochschulstandort vorfindet.“ Die Firma Tiemann macht das gerne – und nicht zuletzt aus eigenem Interesse: „Wir brauchen alle Nachwuchs. Wenn wir den Nachwuchs nicht fördern, haben wir keinen“, erläutert Vorstandsmitglied Dieter Kanning die Win-Win-Situation für Hochschule und regionale Wirtschaft. Und tatsächlich finden sich im Team des hafennahen Logistikdienstleisters einige Absolvent:innen der Hochschule Bremerhaven.

Mit Begeisterung studieren, lehren und forschen – dafür steht die Hochschule Bremerhaven. In mehr als 20 praxisnahen und innovativen Studiengängen profitieren die rund 3.000 Studierenden von der engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft und modernen Lehr- und Lernansätzen. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten der „Hochschule am Meer“ wurden bereits vielfach ausgezeichnet und unterstützen nachhaltige Entwicklungen in der Region und darüber hinaus.

Pressekontakt:
Hochschule Bremerhaven
Isabelle Epplé
An der Karlstadt 8
27568 Bremerhaven 
iepple@hs-bremerhaven.de 
presse@hs-bremerhaven.de
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