Führende Wissenschaftler warnen vor Mobilfunkstrahlung: „Die Sicherheit der Drahtlos-Technologie ist nicht gewährleistet“
Pressemitteilung von diagnose:funk vom 07.10. 2025
Führende Wissenschaftler warnen vor Mobilfunkstrahlung: „Die Sicherheit der Drahtlos-Technologie ist nicht gewährleistet“
online-Pressekonferenz der ‚International Commission on the Biological Effects of Electromagnetic Fields‘ (ICBE-EMF) zu WHO-beauftragten Studien
Stuttgart, 07.10.2025: Führende Wissenschaftler:innen zeigen heute Abend um 18 Uhr MEZ bei einer englischsprachigen online-Pressekonferenz (siehe weiter unten), dass 11 der 12 im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellten Studien zu Mobilfunkstrahlung und Gesundheit die Bevölkerung in falscher Sicherheit wiegen. Die Wissenschaftler listen dabei gravierende methodische Mängel in den kritisierten Übersichtsarbeiten auf. Diese seien statistisch nicht belastbar und ließen keine verlässlichen Aussagen über die angebliche gesundheitliche Unbedenklichkeit von Mobilfunk oder WLAN zu.
Die WHO-beauftragten Studien zu Mobilfunkstrahlung und Gesundheit wurden bereits durch mehrere sogenannte „Letters to the Editor“ (also wissenschaftliche Beschwerdebriefe) massiv kritisiert. Auch der Strahlungsexperte Prof. James C. Lin übte zuletzt ebenfalls erhebliche Kritik an 11 der 12 Studien. Die WHO-beauftragten Systematic Reviews wurden zwischen 2023 und 2025 in der Fachzeitschrift Environment International veröffentlicht. Untersucht wurden darin: Krebs, geschädigte Fruchtbarkeit, kognitive Schäden, körperliche Symptome, oxidativer Zellstress.
Die Wissenschaftler:innen der ICBE-EMF begründen ihre scharfe Kritik an den Studien und der darin geäußerten Entwarnung bezügl. Gesundheitsgefahren bereits vorab in einer eigenen sehr ausführlichen wissenschaftlichen Arbeit (“The WHO-Commissioned Systematic Reviews on Health Effects of Radiofrequency Radiation Provide No Assurance of Safety”) inkl. langer Anhänge, die wir im Folgenden für Sie zusammenfassen.
Fazit der ICBE-EMF-Wissenschaftler:innen: „Fast alle Metaanalysen in den elf WHO-Systematic-Review-Arbeiten zu Funkstrahlung (RF-EMF) wiesen methodische Schwächen auf, die die Interpretierbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigten – entweder weil zu wenige Einzelstudien für jede Metaanalyse verfügbar waren und/oder weil eine hohe Uneinheitlichkeit (Heterogenität) zwischen den Studien bestand. Dennoch zogen die Autoren dieser Reviews in vielen Fällen Schlussfolgerungen, die als nicht zuverlässig gelten müssen.“
(Quelle: Supplementary File S2: The Meta-Analyses in the WHO RF-EMF Systematic Reviews Yielded Unreliable Results, S. 3, Conclusion)
Mit anderen Worten: Die Entwarnung bezüglich Mobilfunkstrahlung und Gesundheit, die von den WHO-beauftragten Studien behauptet wird, ist substanzlos und unbegründet.
(englisch-sprachige) online-PRESSEKONFERENZ der ICBE-EMF
Thema: Wireless Radiation and Public Health: What the WHO Reviews Reveal – and Don’t / Scientists Challenge WHO-Commissioned Reviews on Wireless Radiation Safety
Datum: 7. Oktober 2025
Zeit: 9:00 AM Pacific Time (PT) = 18 Uhr Mitteleuropäische Zeit
Zoom-Registrierungslink: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN__9q4oOyaSjKyyhIJ2icHOw
Redner:innen / Expert:innen:
- Prof. Dr. John Frank: Vorsitzender der ICBE-EMF; Arzt und Epidemiologe, University of Edinburgh; Professor Emeritus, University of Toronto
- Dr. Ron Melnick: ehem. Vorsitzender der ICBE-EMF; leitender Berater; ehem. leitender Toxikologe, National Toxicology Program (NTP), National Institute of Environmental Health Sciences (NIEHS)
- Dr. Erica Mallery-Blythe: Sachverständige bei der ICBE-EMF; Ärztin; Initiatorin von Physicians’ Health Initiative for Radiation and Environment
- Prof. Dr. Joel Moskowitz: Kommissionsmitglied der ICBE-EMF; Leiter des Center for Family and Community Health, University of California, Berkeley
- Elizabeth Kelley, MA: Geschäftsführerin der ICBE-EMF; Vorstandsvorsitzende der Electromagnetic Safety Alliance
Zu wenig Studien, zu große Unterschiede, ignorierte Studien
Viele der WHO-Metaanalysen basieren auf nur zwei bis fünf Einzelstudien. Mit so wenigen Untersuchungen können statistisch keine verlässlichen Durchschnittswerte oder Trends ermittelt werden. Fachleute sprechen hier von einer zu geringen „statistischen Power“. Darüber hinaus wurden in zahlreichen Fällen unterschiedliche Studienarten miteinander vermischt – etwa zu verschiedenen Tierarten, Strahlungsquellen oder Messmethoden. Solche Mischungen führen zu großen Unterschieden in den Ergebnissen (Heterogenität), die eine gemeinsame statistische Auswertung unzulässig oder bedeutungslos machen. Zudem wurden klare Hinweise auf Risiken – etwa für Krebs, Fruchtbarkeit, Fehlbildungen und oxidativen Stress – abgeschwächt oder ignoriert. So entsteht ein Bild von „Sicherheit“, das wissenschaftlich nicht haltbar ist.
Fehler in der Auswertung und Interpretation
Laut der Methodenkritik der ICBE-EMF-Wissenschaftler:innen
- prüften die von der WHO beauftragten Teams nicht, ob ihre Datenbasis überhaupt ausreicht,
- zählten teilweise dieselben Studien mehrfach,
- nutzten ungeeignete statistische Modelle,
- und zogen trotz großer Unsicherheiten weitreichende Schlussfolgerungen.
Nach internationalen Standards – etwa den Richtlinien der Cochrane Collaboration – hätten viele dieser WHO-beauftragten Metaanalysen so gar nicht durchgeführt werden dürfen. In Fällen mit zu wenigen oder zu unterschiedlichen Studien sei eine qualitative (narrative) Bewertung der Daten der einzig korrekte Weg.
Forderung nach unabhängiger Neubewertung
Die ICBE-EMF-Autor:innen empfehlen, dass die WHO die 11 betroffenen Übersichtsarbeiten nicht als Grundlage für ihre anstehende Neubewertung der gesundheitlichen Risiken von Funkstrahlung nutzt (seit 2011 ist Funkstrahlung als „möglicherweise krebserregend“ von der WHO eingestuft, bis 2029 steht eine Neubewertung an). Stattdessen solle die WHO neue, methodisch saubere und unabhängige Reviews beauftragen, erstellt von Expert:innen ohne Interessenkonflikte, denn: Viele WHO-beauftragte Autor:innen sind Mitglieder der ICNIRP, einer Organisation mit engen Verbindungen zu Telekom- und Militärinteressen. Diese Nähe gefährdet die Unabhängigkeit der Bewertungen.
Kommentar von diagnose:funk
„Wenn unabhängige Wissenschaftler so scharfe Kritik an WHO-beauftragten Studien zu Mobilfunkstrahlung und Gesundheit üben, dann geht uns das alle an“, sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk. „Ganz offensichtlich ist die gern gehörte Entwarnung bezüglich Gesundheitsschäden völlig unbegründet und einfach nur grober populistischer Blödsinn. Das muss die Politik und allen voran die zuständigen Bundesminister Dr. Karsten Wildberger und Carsten Schneider verstehen. Wir brauchen endlich Vorsorge und Aufklärung statt wissenschaftlich unhaltbarer Beschwichtigungen zum Thema Mobilfunk und Gesundheit.“
Kontakt für Rückfragen:
- Jörn Gutbier, erster Vorsitzender von diagnose:funk, Tel. 0711-250869-1
- Peter Hensinger, zweiter Vorsitzender von diagnose:funk, Fachbereich Wissenschaft, Tel. 0711-250869-2
- Matthias von Herrmann, Pressereferent, Tel. 0711-250869-4 oder 0174-7497868
Presseportal: https://www.presseportal.de/nr/134366
diagnose:funk ist eine unabhängige Umwelt- und Verbraucher-Organisation, die sich seit 2009 für den Schutz vor elektromagnetischen Feldern einsetzt. Dazu klärt diagnose:funk über die schädigenden Wirkungen u.a. von Mobilfunk- und WLAN-Strahlung auf und fordert zukunftsfähige technische Lösungen für eine gesundheitsverträgliche Telekommunikation. Unser Motto: Technik sinnvoll nutzen!
diagnose:funk / Bismarckstr. 63 / 70197 Stuttgart Vertreten durch Jörn Gutbier und Peter Hensinger. https://www.diagnose-funk.org