Limburgs grünes Rückgrat: Der Grünzug "Paradies" als Strategie für Klimaanpassung und Lebensqualität
Limburg an der Lahn (ots)
Überschwemmte Keller nach Starkregen, ausgetrocknete Böden in Hitzesommern: Die Klimakrise stellt Städte vor neue Herausforderungen - auch Limburg an der Lahn. Angesichts zunehmender Hitzeperioden, heftigen Starkregens und des fortschreitenden Verlusts an Biodiversität erarbeitet die hessische Kreisstadt ein umfassendes Konzept zur Nutzung und Gestaltung des zentralen Grünzugs "Paradies". Die Vision: Der rund zwei Kilometer lange Grünzug zwischen Innenstadt und Südstadt soll zu einem Stadtteilpark werden, der dem Klimawandel trotzt, soziale Teilhabe fördert und ökologisch wertvoll ist. Betreut wird die Stadt dabei vom auf Bau, Immobilien und Infrastruktur spezialisierten Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE mit Hauptsitz in Stuttgart.
Ein grünes Rückgrat für die Südstadt
Der Grünzug "Paradies" verläuft vom Stephanshügel entlang des Großbachs bis zum Sigi-Wolf-Park und verbindet die Innenstadt mit der Limburger Südstadt. Schon heute wird er von vielen Menschen als Durchwegung, Spazierweg oder Ort der Naherholung genutzt. Doch trotz seiner klimatischen Bedeutung als Frischluftschneise und seiner Lage im Herzen der Südstadt bleiben viele seiner Potenziale bislang ungenutzt. Fehlende Aufenthaltsqualitäten, unzureichende Beleuchtung und eine lückenhafte Wegeverbindung schränken die Nutzung ein.
Mit dem neuen Konzept soll das "Paradies" als grünes Rückgrat der Südstadt gestärkt werden. Es soll nicht nur die Innenstadt mit den südlichen Wohnquartieren verbinden, sondern auch als Raum der Begegnung, Bewegung und Biodiversität wirken. "Wir wollen den Grünzug zu einem identitätsstiftenden Ort machen", erklärt Projektleiterin Katrin Keil von Drees & Sommer. "Dabei geht es nicht nur um Klimaanpassung, sondern auch um Nahmobilität, Biodiversität und soziale Teilhabe."
Klimaanpassung trifft Stadtgestaltung
Im Mittelpunkt des Konzepts steht die Idee, den Grünzug "Paradies" als klimaaktiven und sozial wirksamen Raum weiterzuentwickeln. Gezielte Begrünung, die Renaturierung des Großbachs und neue Retentionsflächen sollen künftig zur Abkühlung der Stadt und zur besseren Regenwasserbewirtschaftung beitragen. Gleichzeitig wird die Biodiversität gestärkt: Wildblumenwiesen, Streuobstflächen und naturnahe Pflanzungen schaffen Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Ein möglicher "Wissenspfad" entlang des Parks soll ökologische Zusammenhänge sichtbar machen und Umweltbildung im Alltag ermöglichen.
Doch das Konzept geht weit über ökologische Aspekte hinaus. Es versteht den öffentlichen Raum als Bühne für das städtische Leben - als Ort, an dem sich Alltag, Begegnung und Bewegung miteinander verbinden. Die Rolle des Grünzugs als verbindendes Element zwischen Südstadt und Innenstadt wird gestärkt: Eine neue Hauptachse für Fuß- und Radverkehr sowie ergänzende Nebenwege sollen die Erreichbarkeit verbessern und die angrenzenden Quartiere besser miteinander verknüpfen. Querungshilfen und ein durchgängiges Wegeleitsystem sorgen für Orientierung und Sicherheit. So wird der Grünzug zu einer zentralen Verbindung für den täglichen Fuß- und Radverkehr - und damit zu einem wichtigen Element einer nachhaltigen, stadtteilübergreifenden Mobilität.
Bewegung und Begegnungsraum für alle
Neben den ökologischen und infrastrukturellen Maßnahmen steht auch die soziale und gestalterische Qualität des Grünzugs im Fokus. Der neue Stadtteilpark soll ein inklusiver Ort sein - offen für alle, unabhängig von Alter, Herkunft oder Mobilität. Entlang der Wege entstehen vielfältige Aufenthaltsbereiche: Ein Lesegarten lädt zum Verweilen ein, ein zentraler Treffpunkt wird zum sozialen Herzstück des Parks und überdachte Sitzbereiche bieten Schutz bei jedem Wetter.
Darüber hinaus sollen gezielte Angebote zur Gesundheitsförderung als Anreiz für Bewegung im Alltag geschaffen werden. So wird der Grünzug nicht nur zu einem grünen Rückzugsort, sondern auch zu einem aktiven Raum für Freizeit, Gesundheitsförderung und gemeinschaftliches Miteinander.
Beteiligung als Schlüssel zum Erfolg
Ein zentrales Element des Projekts ist die frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Im Rahmen des Beteiligungsformats "Markt im Park" im September 2025 konnten rd. 60 Anwohnende, Passanten und Interessierte ihre Ideen, Wünsche und Kritikpunkte einbringen. An mehreren Stationen wurden über 70 Lieblings-, Konflikt- und Wunschorte gesammelt. Ergänzt wurde das Format durch Fragebögen, eine Online-Umfrage sowie eine Beteiligungsaktion mit Schulkindern, die ihre Perspektiven auf den Grünzug kreativ einbrachten.
Die Rückmeldungen waren vielfältig: Während manche die naturnahe Gestaltung und ruhige Atmosphäre lobten, kritisierten andere fehlende Sitzmöglichkeiten, unübersichtliche Wegeführungen und dunkle Bereiche ohne Beleuchtung, die abends Angst machten. Besonders häufig genannt wurden Wünsche nach mehr Aufenthaltsqualität, Bewegungsangeboten für alle Altersgruppen, einer besseren Pflege der Grünflächen sowie einer klareren Trennung von Fuß- und Radverkehr.
"Die Beteiligung hat gezeigt, wie wichtig der Grünzug für die Menschen vor Ort ist: Als Alltagsweg, Rückzugsort und sozialer Treffpunkt", sagt Mauriz Porsche, Junior Consultant bei Drees & Sommer. "Diese Perspektiven fließen direkt in die Planung ein und helfen uns, ein Konzept zu entwickeln, das nicht nur funktional, sondern auch lebendig und nah an den Bedürfnissen der Menschen ist."
"Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind für uns ein zentraler Baustein", ergänzt Katrin Keil. "Sie zeigen, wie stark der Grünzug bereits heute im Alltag verankert ist und wie groß das gemeinsame Interesse an seiner Weiterentwicklung ist."
Ein Projekt mit Weitblick
Der Grünzug "Paradies" ist Teil des Städtebauförderprogramms "Sozialer Zusammenhalt" und eine zentrale Maßnahme des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) der Stadt Limburg. Die Fertigstellung des Konzepts ist bis Frühjahr 2026 geplant. Nach Abschluss der Konzeptphase kann die Stadt gezielt Fördermittel für die Umsetzung einzelner Maßnahmen beantragen - etwa aus Programmen für Klimaanpassung, nachhaltige Mobilität oder grüne Infrastruktur.
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