Alle Storys
Folgen
Keine Story von DKFZ Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft mehr verpassen.

DKFZ Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft

Trotz Chemotherapie in die Sonne?

Sonne genießen trotz Chemotherapie? Krebspatientinnen und -patienten sollten sich besonders vor UV-Strahlung schützen, da bestimmte Medikamente die Lichtempfindlichkeit stark erhöhen können. Der Krebsinformationsdienst erklärt, wie sich Betroffene im Sommer schützen können.

Deutsches Krebsforschungszentrum

in der Helmholtz-Gemeinschaft

15. Juli 2025 (jg)

Trotz Chemotherapie in die Sonne?

Auch Krebserkrankte freuen sich über Sommer, Sonne und Wärme. Aber Vorsicht: Ausreichender Sonnenschutz ist ein Thema, das jeden angeht. Doch dies gilt in besonderem Maße für Patientinnen und Patienten während und nach einer Chemotherapie. Denn je nach eingesetztem Therapeutikum kann es zu einer ausgeprägten Lichtempfindlichkeit gegenüber den langwelligeren UV-A-Strahlen kommen. Sonnenbrand, Rötungen der Haut und Blasen können die Folge sein. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums erläutert die Hintergründe und weist auf Schutzmaßnahmen hin.

Es gibt eine Vielzahl von Krebsmedikamenten, die bei Krebspatientinnen oder -patienten eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit hervorrufen können. Schon ein kurzer Aufenthalt in der Sonne oder sogar unter bewölktem Himmel kann dann heftige Hautreaktionen an dem Licht ausgesetzten Stellen, wie Gesicht oder Armen, hervorrufen. Diese ähneln einem klassischen Sonnenbrand oder äußern sich als Verfärbung der Haut. Auch die Nägel können betroffen sein. Die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Licht ist nicht nur von der verabreichten Chemotherapie abhängig. Auch die jeweiligen Hauteigenschaften spielen eine Rolle, also Hauttyp, Bräunungsgrad, Hautdicke, Behaarung und individuelle Empfindlichkeit.

Geschädigte Hautzellen und allergische Reaktionen

Häufige Folge der hohen Lichtempfindlichkeit sind phototoxische Reaktionen. Dabei entstehen durch die gesteigerte Lichteinwirkung in der Haut Substanzen, die die Hautzellen schädigen und dann Reaktionen ähnlich einem starken Sonnenbrand hervorrufen können. Eine phototoxische Reaktion kann auch dann auftreten, wenn ein Medikament die natürlichen Schutzmechanismen der Haut schwächt, so dass schädliche Substanzen nicht mehr ausreichend abgebaut werden können. Bei den selteneren photoallergischen Reaktionen wird vermutet, dass sich das Krebsmedikament unter Lichteinwirkung mit biologischen Strukturen, wie zum Beispiel Eiweißen in der Haut verbindet. Zellen des Immunsystems registrieren diese Verbindungen als „fremd“ und greifen sie an. Die Folge ist eine allergische Reaktion mit Rötung, Juckreiz oder Ausschlag.

Gilt nicht nur für Chemotherapie

Neben der Chemotherapie können auch sogenannte zielgerichtete Therapien eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit hervorrufen. Diese Therapieform hemmt das Tumorwachstum, indem sie gezielt Strukturen in oder auf Tumorzellen angreift, die für Wachstum, Teilung oder Überleben von Krebszellen verantwortlich sind. Auch Medikamente, die zusätzlich zur eigentlichen Krebstherapie unterstützend eingesetzt werden, können lichtempfindliche Wirkstoffe beinhalten: Antibiotika, Hormonpräparate oder Antidepressiva etwa. Ein Beispiel ist das Johanniskraut, ein pflanzlicher Stimmungsaufheller. Detaillierte Informationen bietet der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Ärztinnen und Ärzte beantworten täglich von 8 bis 20 Uhr Fragen rund um Krebs – telefonisch unter 0800-420 30 40 oder per E-Mail krebsinformationsdienst@dkfz.de

Wie lässt sich ein Verdacht erhärten?

Liegt der Verdacht einer phototoxischen Reaktion nahe, kann mit einem Photo-Patch-Test festgestellt werden, ob ein Medikament dafür verantwortlich ist – und wenn ja, welches. Dabei wird die vermeintlich verdächtige Substanz auf zwei Hautareale aufgetragen, von denen dann eines unter standardisierten Bedingungen mit UV-A bestrahlt wird. Rötet sich nur das bestrahlte Areal stärker als die umliegende Haut, geht man von einer Lichtempfindlichkeit durch die untersuchte Substanz aus. Oft verschwinden die Veränderungen von selbst, wenn die Haut keiner UV-Strahlung mehr ausgesetzt wird. Sollte es die Behandlung der Krebserkrankung zulassen, kann im Einzelfall auch zu einem anderen Medikament gewechselt werden.

Schutzmaßnahmen konsequent einhalten

Der komplette Verzicht auf Sonnenlicht während und auch noch einige Zeit nach der Einnahme von Medikamenten, die die Lichtempfindlichkeit steigern, ist kaum realisierbar und würde auch einen großen Eingriff in die Lebensqualität der Betroffenen bedeuten. Umso wichtiger ist der konsequente Schutz vor den langwelligeren UV-A-Strahlen. Diese werden durch manche Sonnencremes und dünne Kleidung oft nicht ausreichend abgefangen. Krebserkrankte sollten darum bei jedem Aufenthalt im Freien eine Sonnencreme mit UV-A-Filter und sehr hohem Lichtschutzfaktor (SPF 50+) alle 2 Stunden neu auftragen und direkte Sonneneinstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr konsequent vermeiden. Zum Schutz der Augen vor möglichen phototoxischen Schäden ist eine Sonnenbrille mit UV-A- und UV-B-Filter sinnvoll. Auch ein Sonnenhut und dichtere Kleidung können gute Dienste leisten – gegebenenfalls auch bei längeren Autofahrten. Für Autos gibt es zudem UV-A-undurchlässige Schutzfolie, die auf Fensterscheiben oder auch dem Glasdach eines Autos aufgebracht werden kann. Genaue Angaben darüber, wie lange diese Schutzmaßnahmen nach Beendigung der Chemotherapie weitergeführt werden sollten, gibt es aktuell nicht.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 7 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Ansprechpartner für die Presse:

Dr. Sibylle Kohlstädt
Pressesprecherin
Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit  
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
F: +49 6221 42 2968
E-Mail:  S.Kohlstaedt@dkfz.de
E-Mail:  presse@dkfz.de
 www.dkfz.de
Weitere Storys: DKFZ Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Weitere Storys: DKFZ Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
  • 26.06.2025 – 07:00

    Bewegung, Sport und Krebs: Aktiv Nebenwirkungen reduzieren

    Regelmäßige Bewegung kann Krebsbetroffenen helfen, Therapie-Nebenwirkungen zu lindern, die körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden zu verbessern. Wie das professionell und individuell angepasst gelingen kann – darüber informiert der Krebsinformationsdienst. Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft 26. Juni 2025 (kgb) Bewegung, Sport und Krebs: Aktiv Nebenwirkungen reduzieren Eine ...

  • 28.04.2025 – 07:00

    Biopsie bei Krebs: Metastasen durch abgelöste Tumorzellen?

    Biopsien sind für die Krebsdiagnostik unverzichtbar und liefern wichtige Informationen für die Therapie. Betroffene sorgen sich, dass sich dabei Tumorzellen lösen und Metastasen bilden. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums informiert. Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft 28. April 2025 (jg) Biopsie bei Krebs: Metastasen durch abgelöste Tumorzellen? Bei einer ...