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Die westdeutsche Justiz und der Völkermord an Sinti und Roma

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Der Historiker Ulrich Friedrich Opfermann stellt am Mittwoch, 21. Februar, sein Buch „,Stets korrekt und human‘: Der Umgang der westdeutschen Justiz mit dem NS-Völkermord an den Sinti und Roma“ um 18 Uhr im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg vor. Diese Veranstaltung markiert den Auftakt zu einer Reihe, die sich mit dem Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus beschäftigt.

Das Fazit ist beschämend: Für den NS-Völkermord an den Sinti und Roma vermochte die bundesdeutsche Justiz jahrzehntelang angeblich keine Belege zu finden. Und so endeten zwei Drittel der Strafprozesse mit Einstellungen oder Freisprüchen. Für die Überlebenden bedeuteten diese Verfahren nicht nur Niederlagen und Enttäuschungen, sondern vor allem auch Demütigungen und erneute Traumatisierung. Denn ihnen wurde von Staatsanwälten und Richtern immer wieder eine „grundsätzliche Unglaubwürdigkeit“ unterstellt. Dr. Ulrich Friedrich Opfermann gibt nun erstmals einen systematischen Überblick zu diesem bislang vernachlässigten Bereich der justiziellen Aufarbeitung der NS-Geschichte. Am Mittwoch, 21. Februar, stellt er seine Studie „,Stets korrekt und human‘: Der Umgang der westdeutschen Justiz mit dem NS-Völkermord an den Sinti und Roma“ um 18 Uhr im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg vor.

Darin zeigt sich nur zu deutlich, dass die rassistischen Denkmuster gegenüber der Minderheit nach 1945 in staatlichen Institutionen wie Polizei und Justiz fortlebten. So hatte der Bundesgerichtshof noch 1956 in einem Urteil festgehalten: Für die Verfolgung der Sinti und Roma seien zumindest bis 1943 nicht „rassenideologische Gesichtspunkte“, sondern „kriminalpräventive Gründe“ maßgebend gewesen.

Ausgangspunkt des knapp 600 Seiten umfassenden Buches ist ein Gutachten, das Opfermann für die 2019 im Bundesinnenministerium eingerichtete „Unabhängige Kommission Antiziganismus“ (UKA) erarbeitet hat. Dessen Ergebnisse hat er durch weitere akribische Recherchen vertieft. In der Bremeneckgasse 2 zeichnet er nun verschiedene Verfahren nach und beleuchtet die Rollen der Beschuldigten und Zeugen sowie des Justizpersonals.

Die Untersuchung „,Stets korrekt und human‘: Der Umgang der westdeutschen Justiz mit dem NS-Völkermord an den Sinti und Roma“ ist 2023 als Band 4 der Schriftenreihe der Forschungsstelle Antiziganismus bei Heidelberg University Publishing erschienen. Der Open-Access-Verlag stellt das Buch unter https://doi.org/10.17885/heiup.949 kostenlos zum Download zur Verfügung.

Der Vortrag zur westdeutschen Justiz und dem Völkermord an Sinti und Roma markiert den Auftakt einer Veranstaltungsreihe zum Bericht der UKA. Dabei werden in loser Folge weitere Experten im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma zu Gast sein.

Nächste Termine:

Am Mittwoch, 13. März, beschäftigt sich der Kulturwissenschaftler Pavel Brunssen um 18 Uhr mit „Antiziganismus und Fußball“.

Am Donnerstag, 21. März, spricht die Journalistin Ingrid Müller-Münch ebenfalls um 18 Uhr über „Tödliche Polizeigewalt gegen Sinti und Roma 1945-1980“.

Beide Veranstaltungen finden in Kooperation mit den Internationalen Wochen gegen Rassismus in Heidelberg statt.

Wir bitten um Ankündigung der Veranstaltungen in Ihrem Medium und laden ein Mitglied Ihrer Redaktion zur Berichterstattung ein.

Heidrun Helwig
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
 heidrun.helwig@sintiundroma.de
Tel.: 06221-981102
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
 https://dokuzentrum.sintiundroma.de/
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